Ökumenische Trauerfeier für Amok-Opfer ohne Zeugen Jehovas

Eigene Gedenkfeier geplant

An einer ökumenischen Trauerfeier für die Opfer der Amoktat in Hamburg wird die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas nicht teilnehmen. Laut "Hamburger Abendblatt" planen die Zeugen Jehovas eine eigene Gedenkfeier.

Hamburg: Blumen und Kerzen liegen und stehen im Stadtteil Alsterdorf vor dem Eingang zu einer Kirche der Zeugen Jehovas / © Daniel Bockwoldt (dpa)
Hamburg: Blumen und Kerzen liegen und stehen im Stadtteil Alsterdorf vor dem Eingang zu einer Kirche der Zeugen Jehovas / © Daniel Bockwoldt ( dpa )

"Ich finde es gut, wenn andere Glaubensgemeinschaften ihre Solidarität mit uns bezeugen", sagte der Sprecher der Zeugen Jehovas in Norddeutschland, Michaelk Tsifidaris, dem "Hamburger Abendblatt" (Donnerstag). "Eine offizielle Teilnahme von Jehovas Zeugen wird es jedoch nicht geben."

Vertreter der großen Kirchen nehmen teil

Vergangene Woche hatte ein 35-jähriges ehemaliges Mitglied der Gemeinschaft bei einer Zusammenkunft der Zeugen Jehovas in Hamburg-Groß Borstel sieben Menschen und anschließend sich selbst erschossen. Katholische und evangelische Kirche sowie die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen wollen am Sonntag in der Hamburger Hauptkirche Sankt Petri mit einem Gottesdienst der Opfer gedenken.

Hamburg: Die von der Polizei zum Betreten des Gebäudes zerstörte Eingangstür hinter Blumen an einer Kirche der Zeugen Jehovas / © Jonas Walzberg (dpa)
Hamburg: Die von der Polizei zum Betreten des Gebäudes zerstörte Eingangstür hinter Blumen an einer Kirche der Zeugen Jehovas / © Jonas Walzberg ( dpa )

An der Feier will auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) teilnehmen. Die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas sei eingeladen worden, hieß es von den Veranstaltern.

Zeugen Jehovas planen eigene Gedenkfeier

Laut "Hamburger Abendblatt" planen die Zeugen Jehovas eine eigene Gedenkfeier. Ort und Termin stünden noch nicht fest. "Wir stellen sicher, dass die Betroffenen sich in ihrer Gemeinde in dem religiösen Verständnis von den Toten verabschieden können, wie es bei den Zeugen Jehovas üblich ist", sagte Tsifidaris.

Blumen und Kerzen liegen und stehen im Stadtteil Alsterdorf vor dem Eingang zu der Kirche der Zeugen Jehovas, in der mehrere Menschen getötet und verletzt wurden / © Daniel Bockwoldt (dpa)
Blumen und Kerzen liegen und stehen im Stadtteil Alsterdorf vor dem Eingang zu der Kirche der Zeugen Jehovas, in der mehrere Menschen getötet und verletzt wurden / © Daniel Bockwoldt ( dpa )

Bei Bekanntwerden der Planungen für die ökumenische Trauerfeier am Dienstag hatte sich der Sprecher der Zeugen Jehovas zunächst empört gezeigt, dass seine Gemeinschaft nicht in die Planungen einbezogen sei. Nun sprach er der Zeitung zufolge von einer "Kommunikationspanne". Es habe am Dienstag kurzfristig doch ein Gesprächsangebot der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen gegeben, worauf die Zeugen Jehovas jedoch erst später reagiert hätten. "Gehen Sie davon aus, dass wir im Kontakt zueinander stehen", so Tsifidaris.

Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit einer eigenen Bibel-Auslegung. Kritiker werfen ihnen restriktive Organisationsstrukturen und Abschottung vor. Laut der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen praktizieren sie keine Ökumene, also keinen Dialog mit anderen christlichen Kirchen.

Zeugen Jehovas

Die "Zeugen Jehovas" verstehen sich als christlich orientierte Religionsgemeinschaft. Die 1881 vom ehemaligen Adventisten-Prediger Charles Taze Russell in den USA gegründete Gruppierung zählt nach eigenen Angaben weltweit über acht Millionen Mitglieder, in Deutschland um die 170.000. Die deutsche Zentrale ist in Selters im Taunus, die internationale Zentrale in New York.

Zeugen Jehovas Schriftzug an Hauswand / © Harald Oppitz (KNA)
Zeugen Jehovas Schriftzug an Hauswand / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA