Die "Zeugen Jehovas" verstehen sich als christlich orientierte Religionsgemeinschaft. Die 1881 vom ehemaligen Adventisten-Prediger Charles Taze Russell in den USA gegründete Gruppierung zählt nach eigenen Angaben weltweit über acht Millionen Mitglieder, in Deutschland um die 170.000. Die deutsche Zentrale ist in Selters im Taunus, die internationale Zentrale in New York.
Der Name "Zeugen Jehovas" geht auf eine missverstandene Lesart des hebräischen Gottesnamens JHWH im Alten Testament zurück. Die Lehre besteht aus einer eigenwilligen Interpretation biblischer Texte; im Mittelpunkt steht die schon mehrfach vorhergesagte "Schlacht von Harmagedon", bei der Gott das "gegenwärtige System der Dinge" und alle "Bösen" vernichten werde.
Nach Angaben von Sekten-Experten hat die zentralistisch organisierte Wachtturmgesellschaft 1995 ihre bisherige Endzeitlehre insofern uminterpretiert, als die "Generation von 1914", zu deren Lebenszeit die Endschlacht ursprünglich stattfinden sollte, nicht mehr buchstäblich verstanden werde, sondern als "Beginn eines neuen Zeitalters".
Kritiker werfen der Gruppe eine repressive Innenstruktur und totalitäres Verhalten vor. Die "Zeugen Jehovas" verhinderten durch psychische Abhängigkeitsverhältnisse freie Persönlichkeitsentfaltung und schürten durch ihre Endzeit-Ideologie Angst. Auch die Erziehungsvorstellungen der Organisation und ihre detaillierten Vorschriften wie etwa die Verweigerung von Bluttransfusionen stehen in der Kritik. Außerdem fehle es an einem "Mindestmaß an Bejahung des Staates" und der demokratischen Grundordnung. (KNA)