Das gesundheitlich angeschlagene Oberhaupt der katholischen Kirche, das auch Bischof des Bistums Rom ist, hielt am Freitag einen Bußgottesdienst in der Gemeinde Santa Maria delle Grazie al Trionfale in unmittelbarer Nähe des Vatikans.
In seiner Predigt mahnte Franziskus, nicht zu sehr von der eigenen "religiösen Tüchtigkeit" überzeugt zu sein. Sonst werde Gottes Platz vom eigenen Ego eingenommen. "Der Herr kommt zu uns, wenn wir uns von unserem eingebildeten Ich entfernen."
Gebetsaktion "24 Stunden für den Herrn" eingeleitet
Wegen Knieproblemen war Franziskus im Rollstuhl in die Kirche gekommen. In dem voll besetzten Gebäude streckten ihm Menschen die Hände entgegen, als er durch den Mittelgang geschoben wurde. Sie applaudierten und filmten seinen Einzug mit Handykameras.
Der Papst leitete mit seinem Besuch die diesjährige Gebetsaktion "24 Stunden für den Herrn" ein, die er 2014 ins Leben gerufen hatte.
Dabei sind katholische Kirchen weltweit in der Mitte der Fastenzeit 24 Stunden lang für Anbetungen, Beichten und Gottesdienste geöffnet.
Auch in Santa Maria delle Grazie al Trionfale gab es, begleitet von Chorgesängen, etwa eine Stunde lang Gelegenheit zur Beichte.
Neben dem Papst waren mehr als 20 Priester als Beichtväter anwesend.
Becciu und Tebartz-van Elst als Beichtväter
Unter ihnen auch der prominenteste Angeklagte im Strafprozess wegen zwielichtiger Immobiliengeschäfte des Vatikans in London: Kardinal Angelo Becciu, früherer Spitzenvertreter im Staatssekretariat und seit Monaten Hauptangeklagter vor dem vatikanischen Strafgericht.
Auch der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst war mit dabei. Er arbeitet in der vatikanischen Evangelisierungs-Behörde, die den Gottesdienst organisiert hatte.
Franziskus blickte während seiner Predigt mehrfach vom Manuskript auf und sprach frei. Die Priester in der Kirche rief er auf, Beichtende immer und von allen Sünden freizusprechen. "Das Sakrament der Buße ist nicht da, um zu quälen, sondern um Frieden zu geben", sagte der Papst. "Vergebt alles, alles, alles!" Nach dem Gottesdienst grüßte er persönlich zahlreiche Gläubige und Priester sowie die Messdienerinnen und Messdiener der Gemeinde.
Der Gesundheitszustand des Kirchenoberhaupts ist seit geraumer Zeit wechselhaft. Vor rund einem Jahr hatte sich Franziskus einen Bruch im Knie zugezogen. Seit vergangenem Mai absolviert der Argentinier die meisten seiner Termine im Rollstuhl.
Eine römische Pfarrei hatte Franziskus zuletzt im April 2019 besucht.
In der Kirche der Gemeinde San Giulio Papa im Viertel Monteverde feierte er damals eine Messe.