Tees, Marmeladen, Shampoos und zahllose andere Produkte versprechen Glück in käuflicher Form. Werbeslogans wie "Dusch dich glücklich" oder "Schrei vor Glück", Ratgeber und Kurse zielen in die gleiche Richtung. Der Pforzheimer Wirtschaftswissenschaftler Hanno Beck bezweifelt, dass Menschen so naiv sind, solch banalen Versprechen zu glauben.
Doch was ist überhaupt Glück? Das Herkunftswörterbuch beschreibt Glück als "zufälliges, überraschendes Zusammentreffen günstiger Umstände, Schicksal, Gemütszustand innerer Befriedigung". Das Wort tauchte demnach mit der Bedeutung "Schicksal, Geschick" erstmals in der höfischen Dichtung des 12. Jahrhunderts auf.
Der Begriff "Glück" wurde zunächst ähnlich wie Segen und Heil gebraucht und bedeutet erst später einen wünschenswerten "Zustand starker innerer Befriedigung und Freude".
"Eine Art von Zufriedenheit"
In der Philosophie meint Glück hingegen keinen günstigen Zufall, sondern "eine Art von Zufriedenheit, die aus der menschlichen Tätigkeit selbst erwächst und über längere Zeit anhält", wie es ein Philosophie-Lexikon formuliert. Bereits Aristoteles nannte Glück als Ziel des Lebens - das verbunden ist mit der Frage nach einem guten, gerechten und sittlich richtigen Leben. Über die Zeit legten philosophische Denkschulen den Begriff unterschiedlich aus.
Ein Sprung in die Gegenwart: Die Trierer Forscherin Michaela Brohm-Badry kennzeichnet Glück als Zusammenspiel positiver Emotionen wie Freude oder Hoffnung. Das gehe einher mit der Ausschüttung von chemischen Botenstoffen und Hormonen, die Motivation, Zufriedenheit und Nähe signalisieren.
Auch Ökonom Beck beschreibt Glück als Momentaufnahme, beispielsweise nach einem Erfolg wie einer Gipfelbesteigung - und unterscheidet Glück von Zufriedenheit als langfristiger Perspektive. "Anhaltend glücklich zu sein, geht eigentlich nicht", sagt er. Das wäre "wie eine Droge", von der der Mensch immer mehr bräuchte.
Zusammenhang von Zufriedenheit und Einkommen
Langfristig gehe es um Zufriedenheit. Und dazu tragen laut Beck in der Regel "langweilig klingende Dinge" bei: Freunde und Familie, soziale Kontakte, gesunde Ernährung, Sport, Bildung, Meditation. Digitale Medien wirkten hingegen eher glückshemmend, ebenso Stress, Ängste, Vereinsamung oder Suchtverhalten.
Statistisch kann die Glücksforschung zugleich einen Zusammenhang von Zufriedenheit und Einkommen nachweisen. Wohlstand erleichtere es, zufrieden und glücklich zu sein, denn damit gingen häufig mehr Sicherheit, Freiheit, eine bessere Ernährung und Gesundheitsfürsorge einher.
Armutsbetroffene müssten hingegen häufiger Unsicherheit, Stress und Zwänge aushalten, in weniger erfüllenden Jobs arbeiten und hätten weniger Zeit und Geld für Selbstfürsorge.
Einen umfassenden Blick auf das Glück und den Menschen wirft die Theologie und berücksichtigt dabei unter anderem Heilsvorstellungen. So sei Glück ursprünglich Ziel menschlichen Tuns, aber auch von Heilserwartungen gewesen, heißt es im Lexikon für Theologie und Kirche.
Während Glaubende auf ein jenseitiges Heil von Gott setzten, suche der säkularisierte Mensch durch Leistung das größtmögliche Glück zu erreichen. "Glück scheint damit heute der Begriff für das 'Heil' zu sein, das um seine Transzendenzdimension gekappt ist", heißt es.
"Höhen und Tiefen gehören zum Leben"
Auch der Theologe Eckhard Türk warnt davor, Glück als Ware anzusehen, die sich produzieren lasse. Er beobachtet einen Zulauf für Glückskonzepte, die mit Selbstoptimierung einhergehen und versprechen, mit eigener Anstrengung oder Konsum lasse sich Glück erreichen. "Höhen und Tiefen gehören zum Leben", sagt Türk, der in den Bistümern Mainz und Speyer Berater für Weltanschauungsfragen ist.
"Wahres Glück ist nicht von dieser Welt, denn am Ende steht immer der Tod", so die Überzeugung des Theologen. Deshalb könne auch "das letzte Geborgensein" nicht von Menschen hergestellt werden. "Wer Glück herstellen will, wird im Unglück landen", meint Türk. Sinnvoller scheint ihm, wie die großen Religionen "den Zugang zum Glück beschrieben haben".
Im "World Happiness Report" belegt Deutschland weltweit übrigens Platz 14. Finnland und Dänemark führen die Tabelle an, Libanon und Afghanistan bilden den Schluss. Dem "Glücksatlas" der Universität Freiburg zufolge liegt die Lebenszufriedenheit der Menschen in Deutschland bei 6,86 auf einer Skala von 0 bis 10.
Befunde zeigen laut Brohm-Badry, dass etwa die Hälfte des Glücksempfindens genetisch bedingt zu sein scheint. Eine Rolle spiele, wie gut das Gehirn "Glückshormons" wie Dopamin und Serotonin aufnimmt und weitergibt.
10 Prozent würden von der Umwelt beeinflusst und etwa 40 Prozent vom eigenen Verhalten. "Glück hängt also zu einem starken Anteil von uns selbst ab", meint die Forscherin. Sie empfiehlt, auf positive Gefühle zu achten, sich Zeit für sich zu nehmen und zu musizieren, zu beten oder zu meditieren, sich mit warmherzigen Menschen zu umgeben und sich Ziele zu setzen.