Die beiden großen Kirchen in Deutschland müssen laut einer Studie den Gürtel enger schnallen. Die Kirchensteuereinnahmen werden nach am Samstag vorgelegten Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bis 2027 um elf Prozent gegenüber dem Jahr 2019 sinken. Zuerst hatte der "Spiegel" über die Studie berichtet.
Fortschreitender Mitgliederschwund
Zwar erwarten die IW-Experten bis 2027 einen nominalen Zuwachs auf 14,4 Milliarden Euro. Doch wegen der Inflation werde der tatsächliche Wert der Steuereinnahmen bei 11,3 Milliarden Euro liegen. Hinzu kämen der demographische Wandel und ein fortschreitender Mitgliederschwund.
Vor der Corona-Pandemie habe der mitgliederbedingte Einnahmenverlust bei der Kirchensteuer durch steigende Einkommen der verbleibenden Mitglieder kompensiert werden können. Dies sei jedoch für die Zukunft nicht mehr zu erwarten.
Die Kirchensteuer beträgt zwischen acht und neun Prozent der Einkommensteuer. Die Höhe der kirchlichen Steuereinnahmen hängt deshalb auch vom Beschäftigungsniveau in Deutschland ab. Letztlich zahlt lediglich knapp die Hälfte der Katholiken und Protestanten Kirchensteuer.
"Kirchen haben erhebliche Vermögensbestände"
Kinder und Jugendliche ohne eigenes Einkommen, Menschen mit geringer Rente und Arbeitslose zahlen keine Lohn- und Einkommensteuer und daher auch keine Kirchensteuer. Im Schnitt zahlte im vergangenen Jahr ein Kirchenmitglied laut IW 320 Euro Kirchensteuer.
2021 hatten die katholischen Bistümer rund 6,73 Milliarden Euro aus Kirchensteuern eingenommen. Die evangelischen Landeskirchen kamen auf 5,99 Milliarden. In Zukunft müssten die beiden großen Kirchen sparen, sagte IW-Steuerexperte Tobias Hentze. Von einer Erhöhung der Kirchensteuer riet er ab. "Das würde noch mehr Menschen zum Austritt bewegen. Die Kirchen haben noch erhebliche Vermögensbestände. Die können sie einsetzen, um Finanzierungslücken zu schließen."