Um eine solche Stelle hatte es in den vergangenen Monaten rege Debatten gegeben, auch innerhalb der CSU. Während Justizminister Georg Eisenreich und Stimmen aus der Landtagsfraktion Unterstützung bekundeten, stieß das Vorhaben auf Vorbehalte im Sozialministerium.
Kick zeigt sich erfreut
Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Erzdiözese München und Freising, Richard Kick, zeigte sich gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sehr erfreut über Scharfs (CSU) Ankündigung.
Es handle sich um einen "Meilenstein auf dem Weg zur umfassenden Unterstützung von Opfern sexualisierter Gewalt - nicht nur im klerikalen Kontext". Kick äußerte sich nach einer Videokonferenz mit den Sprechern der Betroffenenbeiräte der anderen katholischen Bistümer in Bayern.
"Wir werden sehr genau mitverfolgen, wie diese Anlauf- und Lotsenstelle finanziell und personell ausgestattet wird und welche Expertise sie besitzt", fügte er hinzu. Dabei wollten die Betroffenen gerne ihr Wissen einbringen. "Wir hoffen auf eine baldige Einladung zu ersten Sondierungsgesprächen."
Die grüne Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel erklärte: "CSU-Ministerin Scharf gibt endlich ihre Blockadehaltung auf." Die Stelle dürfe aber kein Feigenblatt sein. "Auch eine Hell- und Dunkelfeldstudie ist weiterhin zwingend notwendig." Es sei Aufgabe der Staatsregierung, eine solche auf den Weg zu bringen. Der CSU warf Triebel eine zu zögerliche Haltung vor.
Anhörung geplant
Am Donnerstag findet auf Antrag der Grünen eine Anhörung im Verfassungsausschuss des Landtags zur Thematik statt. Als Sachverständige geladen sind unter anderen der Münchner Sozialpsychologe Heiner Keupp und der Kölner Jurist Stephan Rixen.
Beide Professoren gehören der Unabhängigen Aufarbeitungskommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Berlin an.
Nach Scharfs Angaben soll die neue zentrale Anlaufstelle für alle Fälle von Missbrauch und Gewalt beim "Zentrum Bayern Familie und Soziales" eingerichtet werden. "Die neue Lotsenstelle zeigt die bestehenden Hilfsangebote schnell und konkret auf", so Scharf. Das Internetportal "Bayern gegen Gewalt" werde dafür ausgebaut.