Ökumenisches Missverständnis in Kathedralkirche des Papstes

"Sehr bedauerlich"

In der Lateranbasilika in Rom hat sich ein ökumenischer Zwischenfall ereignet: 50 anglikanische Priester und ihr Bischof feierten am Dienstag am Hauptaltar der Lateranbasilika einen Gottesdienst. Erlaubt ist das nicht.

Lateranbasilika / © DoorZone (shutterstock)

Das teilte das Domkapitel der Kathedralkirche des Papstes mit. Damit verstießen die Anglikaner gegen kirchenrechtliche Normen.

Keine kirchliche Gemeinschaft miteinander

Der stellvertretende Kapitelsvikar und römische Weihbischof Guerino Di Tora erklärte dazu schriftlich, der Vorfall beruhe auf einem Missverständnis; dies sei sehr bedauerlich.

Die römisch-katholische und die anglikanische Kirche, deren weltliches Oberhaupt seit der Reformation der König von England ist, stehen trotz ähnlicher Riten und Gottesdienstgewänder nicht in kirchlicher Gemeinschaft miteinander.

Nach katholischem Kirchenrecht können christliche Kirchen und Gemeinschaften, die mit der katholischen Kirche nicht in voller Gemeinschaft stehen, nicht in katholischen Kirchen Gottesdienste feiern, solange diese katholisch genutzt werden. Umgekehrt können aber katholische Gottesdienste in Kirchen anderer Konfessionen gefeiert werden, sofern eine Notlage gegeben ist und eine entsprechende Genehmigung beider Seiten vorliegt.

Keine Details zum Inhalt des Missverständnisses

Das von Weihbischof Di Tora genannte Missverständnis ergab sich möglicherweise aus der Tatsache, dass es innerhalb der katholischen Kirche seit 2009 eine Gruppe von Priestern gibt, die ursprünglich anglikanisch waren, nun aber unter Beibehaltung ihrer anglikanischen Riten und Gewänder zur katholischen Kirche übergetreten sind. Details zu dem "Missverständnis" teilte das Domkapitel jedoch nicht mit.

Anglikanische Kirche

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das «Book of Common Prayer».

Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel (epd)
Die Kathedrale von Canterbury, Sitz des anglikanischen Erzbischofs / © Sambraus, Daniel ( epd )
Quelle:
KNA