domradio.de: Das war eine lange Fahrt - 24 Stunden im Zug. Eindrücke von der Fahrt hast Du in einem Film eingefangen, den man bei uns im Internet sehen kann. Das sah sehr unbequem, aber ziemlich gut gelaunt aus?
Martin Korden: Das muss man ja irgendwie hinbekommen bei dieser langen Fahrt nach Rom. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Eine 24 Stunden dauernde Reise mit ewig langen Sonderzügen. Bis Bonn ging es ja noch, aber danach fing es schon an, ein bisschen lang zu werden. Wir haben dann nachts irgendwann unsere Sitze umgeklappt, so dass daraus dann pro Abteil sechs enge Pritschen entstanden sind. Da haben wir dann ein wenig geschlafen. Die Stimmung war gut. Eines muss man den Messdienern lassen: Es sind schon liebe Kinder, denn die wissen offensichtlich, wann sie still zu sein haben… Unser Sonderzug ist gegen 10 Uhr angekommen. Der andere Sonderzug hatte leider etwas weniger Glück, da am Brenner noch eine neue Zugmaschine angekoppelt wurde und das länger als geplant gedauert hat. Die Gruppe kam dann gegen Mittag an. Es war bisher also eine schöne und ein bisschen anstrengende Erfahrung.
domradio.de: Was habt ihr als erstes gemacht, als ihr aus den Zügen rausgekommen seid?
Martin Korden: Die Ministrantenwallfahrt ist ja nur für Messdiener aus dem Erzbistum Köln konzipiert. Es sind über 2.000 Messdiener mit hier in Rom. Man hat das für uns aber richtig gut organisiert. Als wir aus den Zügen raus sind, warteten schon Busse auf uns. Die haben uns dann in unsere Unterkünfte, die in ganz Rom verteilt sind, gebracht. Es wurden dann erstmal die Zimmer bezogen, bevor es dann zum großen Eröffnungsgottesdienst ins Zentrum von Rom ging.
domradio.de: Und wie war der?
Martin Korden: Der Gottesdienst fand in der Lateranbasilika statt. Das heißt, wir waren in der wichtigsten katholischen Kirche der Welt, denn es ist ja der Bischofssitz des Papstes. Die Kirche war pickepacke voll mit Kölner Ministranten, die auch größtenteils ihre Gewänder angezogen hatten. Das war zum einen optisch toll. Vorne in der Kirche spielte eine Band aus dem Erzbistum Köln, die den Gottesdienst begleitet hat. Es kamen also keine Orgeltöne, sondern Musik, wie sie von einer Band zu erwarten ist. Das klang etwas anders und ungewohnt, aber toll. Das besondere war die Atmosphäre des Gottesdienstes. Obwohl alle von der Zugfahrt und dem wenigen Schlaf sehr geschlaucht waren, gab es eine ganz besondere Stimmung im Gottesdienst. Der Diözesanjugendseelsorger Mike Kolb hat die Ministranten in der Predigt bewusst auf das Motto "Wie im Himmel" eingeschworen. Nach dem Gottesdienst haben viele von der tollen Gemeinschaft gesprochen, die sie hier bereits jetzt schon empfinden. Zuhause stehen bei den Gottesdiensten in der Regel vier bis sechs Messdiener vorne am Altar. Das sind dann meist auch noch die jüngsten im ganzen Gottesdienst und die Kirche ist häufig nicht voll. Hier war alles voll und es waren sich alle einig. Hier musste keiner ein komisches Gefühl haben, der oder die Jüngste zu sein. Wir konnten in dieser Stimmung gemeinsam den Glauben feiern. Und das gibt bei einer solchen Wallfahrt den Ministranten den Schub, sich der Sache sicher zu sein und gerne Ministrant zu sein.
domradio.de: Habt ihr nach dem Gottesdienst die Stadt noch unsicher gemacht?
Martin Korden: Nach der Messe zogen alle Kleingruppen in verschiedene Richtungen fort. Wir sind mit unserer Gruppe dann noch zum Vatikan weitergezogen. Das muss man ja schließlich einmal gesehen haben. Viele der Messdiener sind das erste Mal in Rom und möchten natürlich den Petersplatz, das Kolosseum und den Petersdom sehen. Vor Ort in Rom ist das alles schon etwas Besonderes und ganz anders als man das aus dem Fernsehen kennt. Viele Ministranten haben schon große Augen bekommen, die alten Bauwerke so aus der Nähe zu betrachten. Das Staunen dürfte in den kommenden Tagen auch nicht enden. Denn am Mittwoch haben wir als besonderen Höhepunkt die Audienz mit dem Papst auf dem Petersplatz.
Das Interview führte Silvia Ochlast.