Seit über 900 Jahren wird im Kloster Weltenburg Bier gebraut

"Ein richtiges Genusserlebnis"

Die Brauerei des Benediktinerklosters Weltenburg in Niederbayern ist die älteste Klosterbrauerei Deutschlands. Was macht das Bier so besonders und wieso passt das beliebte Getränk auch zu Kuchen am Nachmittag?

Ein Mann trinkt Bier / © Mikhail_Kayl (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Tatsächlich wird in der Brauerei des Klosters schon seit 1050 Bier gebraut. Das sind fast 1000 Jahre. Heute an diesem Sonntag ist Tag des deutschen Bieres. Was bedeutet denn so eine uralte Tradition wie bei Ihnen für das Produkt Bier von heute?

Thomas Neiswirth (Klosterbrauerei Weltenburg in Niederbayern): Fast 1000 Jahre Brauhistorie im Kloster Weltenburg heißt, wir haben sehr viele Krisen und ganz lange Zeit überlebt. Wir tragen eine hohe Historie und das ist natürlich auch ein Qualitätsmerkmal. Wenn man heute immer noch nach alten Rezepturen brauen kann, scheint das Bier nicht ganz schlecht zu sein, sondern sogar ausgewogen und ausgesprochen lecker.

DOMRADIO.DE: Also wussten die Mönche offensichtlich damals schon, was gut ist?

Neiswirth: Absolut. Kloster Weltenburg ist das älteste Kloster Bayerns, das gibt es seit dem Jahr 600. Da wussten die schon, was gut ist. Wir haben in Weltenburg das ganz große Glück, dass wir uns in einer ganz besonderen, natürlichen Umgebung befinden. An der Donau im bayerischen Jura mit ganz vielen Wäldern.

Tag des deutschen Bieres

Traditionell steht der 23. April in jedem Jahr ganz im Zeichen des Bieres. Denn am 23. April 1516 wurde das Reinheitsgebot für Bier verkündet. Seitdem gehört in unser Bier nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Deutsches Bier darf auch im dritten Jahrtausend nur vier Zutaten enthalten: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Keine Geschmacksverstärker, keine Farbstoffe, keine Konservierungsstoffe.

Symbolbild: Ein Bier in einem Glas / © givaga (shutterstock)
Symbolbild: Ein Bier in einem Glas / © givaga ( shutterstock )

Wir haben da ein besonderes Brauwasser, ein sehr hartes und nitratreiches Wasser, was schon seit langer Zeit dazu geführt hat, dass wir in Weltenburg bekannt sind für dunkle Biere. Das hängt tatsächlich auch mit der Natur zusammen und auch mit der Nähe zum Hopfenanbaugebiet, der Hallertau. Die startet direkt vor dem Klosterturm. Das hat schon immer dazu geführt, dass dort sehr leckere Bier gebraut werden konnten. Und das machen wir bis zum heutigen Tage.

DOMRADIO.DE: Ich bin eher Whisky-Fan. Aber was macht denn den jeweiligen Geschmack von den einzelnen Sorten, die sie bei sich brauen, aus? Was ist das Besondere?

Neiswirth: Im Kloster Weltenburg brauen wir tatsächlich ausschließlich untergärige Biere, sprich ein dunkles Bier, ein helles Bier, ein Märzenbier. Als Whisky-Liebhaber kann ich Ihnen da natürlich unser Dunkles oder auch unser Märzenbier sehr empfehlen, das sind beides sehr malzbetonte Biere. Whisky wird ja auch aus Malz gewonnen. Der Brau-Prozess von Whisky und Bier ist ganz ähnlich. Beim einen kommt etwas Hochprozentiges heraus und beim anderen kommt dann etwas mit ungefähr 4,5 bis 5,5 % Alkohol heraus.

DOMRADIO.DE: Was sagen Sie denn zu "Kein Bier vor vier"?

Neiswirth: Das muss man einfach probieren. Dann erlebt man, dass das auch zum Mittagessen schon hervorragend passt. Oder auch nachmittags. Die dunklen Biere oder auch untergärige Biere im Allgemeinen eignen sich auch fantastisch zu Süßspeisen. Also am Nachmittag vielleicht ein Kuchen oder schon die erste Eiskugel und dazu dann ein Bier - da macht man bei bayerischen Bieren definitiv nichts verkehrt.

DOMRADIO.DE: Und wie ist das mit "Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat' ich dir"?

Neiswirth: Man kann das schon machen. Aber insgesamt gibt es dann eine ganz schöne Mischung und ich empfehle eher maßvollen Konsum. Dann kann man Biere auch als Spezialitäten genießen und kann sich danach auch noch dran erinnern.

DOMRADIO.DE: Wo kann man denn am schönsten Biere genießen? Vor allen Dingen auch Ihr Weltenburger Bier?

Neiswirth: Weltenburg ist im Herzen Bayerns, ganz zentral, eine Stunde von München im Norden gelegen oder 30 Minuten von Regensburg entfernt. Natürlich kann man es direkt in der Brauerei genießen. Aber auch in weiteren bayerischen Städten gibt es Weltenburger im Getränkehandel oder auch im Wirtshaus.

Außerhalb Bayerns gibt es das auch zum Teil, aber nicht so gut vertreten wie im Herzen Bayerns. Es bietet sich dann natürlich an, in einem klassischen Biergarten jetzt zum Frühlingstag so ein bayerisches Helles zu genießen oder überhaupt ein Bier. Dann kann man nicht bloß etwas Leckeres trinken, sondern auch ja ein richtiges Genusserlebnis zaubern und so den Lebensstil pflegen. Es ist ein besonderer Genuss.

DOMRADIO.DE: Die Bayern sagen ja auch: "Wir haben die schönsten Biergärten der Welt." Da haben Sie uns in Nordrheinwestfalen etwas voraus, glaube ich.

Neiswirth: Ja, es kann sein, dass es in Bayern besonders schöne Biergärten gibt. Aber auch außerhalb Bayerns gibt es wahnsinnig viele schöne Orte, wo man sich ein gutes Bier genehmigen, den Alltag genießen und ein bisschen Licht hinein zaubern kann.

Das Interview führte Oliver Kelch. 

Quelle:
DR