DOMRADIO.DE: An diesem Sonntag findet die 27. Motorrad-Wallfahrt in Klausen statt. Sind Wallfahrten denn noch "in"?
Pater Albert Seul O.P. (Pfarrer und Wallfahrtsrektor der Marien-Wallfahrtskirche Klausen in der Eifel): Diese auf jeden Fall. Wir hoffen natürlich auf schönes Wetter, denn das ist eine wetterabhängige Wallfahrt. Wir nennen so etwas Themen-Wallfahrten. Die sind durchaus beliebt.
Wir machen im Hochsommer wegen des schönen Wetters eine Traktor-Wallfahrt, außerdem haben wir eine Tier-Segnung.
Diese Themen-Wallfahrten sind sehr beliebt und da kommen auch manchmal, wenn das Wetter schön ist, bis zu 2.000 Biker.
DOMRADIO.DE: Welche Rückmeldungen bekommen Sie? Was geben diese besonderen Formen des Gottesdienstfeierns den Menschen?
Seul: Wir kriegen durchaus positive Resonanz. Es sind auch oft Outdoor-Messen, die wir da feiern. Das finden die Leute gut. Auch die manchmal ungewöhnliche Musik mögen die Leute, zum Beispiel bei der Motorrad-Wallfahrt.
Wir haben einen Solisten eingeladen, Joe Casel aus der Region, der als One-Man-Band für entsprechende Stimmung sorgen wird. Letztes Jahr hatten wir eine regionale Band dabei. Wir versuchen diese besonderen Wallfahrten auch musikalisch ein bisschen anders zu gestalten. Das kommt bei den Menschen durchaus an. Sie finden es gut, dass Kirche sich auch für moderne Formen öffnet.
DOMRADIO.DE: Um 11.30 Uhr am Sonntag geht es am alten Weiher neben dem Abtsgarten Ihrer Wallfahrtskirche Klausen los. Was steht für Sie im Mittelpunkt dieser Gottesdienstfeier?
Seul: Natürlich die Segnung. Das ist für die Motorradfahrerinnen und -fahrer ganz wichtig. Im Anschluss an die Messe findet die Segnung statt. Die Biker stehen dann in langer Reihe. Das ist ihnen wie die Einzelsegnung immer wichtig. Das bemerke ich regelmäßig.
Dazu gibt es gesegnete Aufkleber für die Maschinen. Auch da herrscht immer reges Interesse. Manche Motorräder haben alle 27 Aufkleber der Wallfahrt der vergangenen Jahre. Insgesamt ist das Treffen in Gruppen wichtig.
Auch in der Corona-Zeit haben wir das unter besonderen Bedingungen gemacht. Das war für die Motorradfahrer ganz wichtig, in dieser etwas schwierigeren Zeit auch zusammenzukommen.
DOMRADIO.DE: Die Segnung ist dann so gegen 13.45 Uhr und es wird auch traditionell im Anschluss einen Motorrad-Korso geben. Auf was freuen Sie sich jedes Jahr am meisten?
Seul: Auf die Segnung. Das ist das Schöne als Priester. Ich "darf" ja quasi die Leute mit dem Weihwasser nass machen. Das ist immer sehr schön. Es macht immer viel Spaß. Darauf freue ich mich. Das Segnen ist zwar nur ein kurzer Moment, aber es ist trotzdem ein sehr persönlicher Moment.
Da blitzt manchmal viel Freude auf und eine kurze Kommunikation ist möglich. Manche Fahrerinnen und Fahrer kommen regelmäßig. Das ist dann auch für mich schön, nach einem Jahr die Leute dann wiederzusehen.
DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat es für die Bikerinnen und Biker, ihre Saison bei Ihnen in Klausen mit der Motorrad-Wallfahrt zu beginnen?
Seul: Ich glaube, das ist ein sehr ursprüngliches Bedürfnis. Sich bewusst unter den Segen Gottes zu stellen, das dürfen wir, glaube ich, als Kirche auch nicht unterschätzen. Es ist auch mehr als nur ein Zusammenkommen.
Das könnten sie auch woanders haben. Diese Segnung mit dem Weihwasser hat auch manchmal einen Gaudi-Charakter. Aber es ist durchaus auch ein tiefes Bedürfnis des Menschen und gerade als Motorradfahrerinnen und -fahrer, sich unter den Segen Gottes zu stellen.
Ich bin zwar selber kein Biker, bin aber schon mitgefahren. Da merkt man, wie sehr man den Elementen ausgesetzt ist. In einer solchen Situation mit dem Segen Gottes zu fahren, glaube ich, ist für die Motorradfahrer ganz wichtig.
Das Interview führte Katharina Geiger.