Pfarrer aus dem Erzbistum Köln erklärt wie Berufung geht

"Dieses leise Klopfen Gottes hören"

Die Zahl der Priesteramtskandidaten in Deutschland sinkt jedes Jahr – der Weltgebetstag um geistliche Berufung soll helfen. Tobias Hopmann folgte damals seiner Berufung, ist heute leitender Pfarrer in Euskirchen und weiß ebenso Rat.

Zwei Weihekandidaten werfen sich während einer Priesterweihe im Dom in Fulda zur Prostratio nieder. / © Arnulf Müller (KNA)
Zwei Weihekandidaten werfen sich während einer Priesterweihe im Dom in Fulda zur Prostratio nieder. / © Arnulf Müller ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie sind Sie dazu gekommen, diesen Weg einzuschlagen?

Neun Jahre war Pfarrer Hopmann Domvikar in Köln. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Neun Jahre war Pfarrer Hopmann Domvikar in Köln. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Tobias Hopmann (Leitender Pfarrer in Euskirchen, ehemaliger Domvikar in Köln): Bei mir war das ein Weg, der über einige Kurven geführt hatte. Nach meinem Abitur wusste ich noch gar nicht so recht, was ich machen sollte und ließ mich erst einmal zum Bankkaufmann ausbilden, leistete dann meinen Zivildienst ab und studierte Lehramt. Im Lehramtsstudium hatte ich dann auch katholische Theologie, also Religionslehre, als Fach gehabt.

Durch die Beschäftigung mit der Theologie, den Kontakt mit den Priesteramtskandidaten und verschiedene Gespräche kam bei mir dann immer wieder eine Frage auf: Ist das nicht der eigentliche Weg, zu dem Gott mich wirklich ruft?

Ich hatte immer wieder versucht, diese Frage zu verdrängen, weil ich ja eigentlich schon nicht studieren wollte und es dann doch getan hatte.

Zwar ließ mich die Frage seitdem nicht mehr los, aber ich beschloss bis auf Weiteres, erst einmal das Staatsexamen zu machen.

Collegium Albertinum in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Collegium Albertinum in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )

Sollte sich die Lage nicht ändern, sagte ich mir, dann meldest du dich in Bonn im Albertinum. Das habe ich dann schlussendlich getan, und es war auch richtig so.

DOMRADIO.DE: Wie fühlt sich das an – Berufung?

Hopmann: Ich glaube, bei den wenigsten ist das jetzt so ein spektakuläres Ereignis wie bei Paulus auf dem Weg nach Damaskus, wo er von einem hellen Licht geblendet wird, vom Pferd fällt und die Stimme Gottes hört. Das wird meistens weniger ein ganz konkretes Ereignis, sondern eher ein Prozess sein, wie es auch bei mir war der Fall war. Ich war zudem ja auch als Jugendlicher als Messdiener, Pfarrgemeinderat und Leiter aktiv.

Tobias Hopmann

"Ich glaube bei den wenigsten ist das jetzt so ein spektakuläres Ereignis, wie jetzt vielleicht bei Paulus auf dem Weg nach Damaskus, wo er von einem hellen Licht geblendet wird, vom Pferd fällt und die Stimme Gottes hört."

Da wächst man dann so langsam hinein, gerade auch wenn man von anderen angesprochen wird. Es ist übrigens ganz wichtig, dass man auch junge Menschen anspricht und ermutigt, wenn sie diesen einen Gedanken haben, der sie nicht mehr loslässt, auch wenn sie das vielleicht gar nicht so sehr wollen.

Einerseits müssen sie dann im Gebet darum ringen, ob das wirklich der richtige Weg für sie ist, andererseits sich aber auch beraten lassen, damit sie für sich klären können, ob das jetzt einfach irgendein fixer Gedanke ist oder ob da wirklich der Ruf Gottes hinter steht.

DOMRADIO.DE: Wie können Sie persönlich für den Priesterberuf werben? Was sagen Sie Menschen, die zwar diese Berufung spüren, aber vielleicht auch wegen der Krise, in der sich die Kirche befindet, zögern und zweifeln und sich dann doch nicht für den Beruf entscheiden?

Hopmann: Ich kann wirklich aus voller Überzeugung für den Beruf werben, weil ich überzeugt bin, dass es der schönste Beruf der ganzen Welt ist. Ich kann Menschen begleiten, nicht nur in ganz bestimmten Situationen oder einem bestimmten Lebensalter, sondern wirklich von der Geburt an.

Tobias Hopmann

"Ich bin überzeugt, dass es der schönste Beruf der ganzen Welt ist."

Menschen von der Taufe bis zum Tod, bei der Spende von Krankensakramenten, bei Beisetzungen, einfach das ganze Leben lang zu begleiten, ihnen in allen Situationen zu helfen und beizustehen, ist unglaublich erfüllend.

Wenn ich über die aktuelle Situation der Kirche nachdenke, werfe ich immer auch einen Blick in die Kirchengeschichte. Mich beruhigt das, wenn man die 2000 Jahre zurückschaut. Da gab es ganz unterschiedliche Phasen, Hochphasen, einfache Zeiten, aber auch sehr, sehr schwierige Zeiten, in denen man ein Ende der Kirche nahen sah.

Aber die Kirche gab es immer weiter, sie hat immer weiter bestanden und der Herr hat uns ja versprochen, er ist bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt. Deshalb würde ich mir da im Moment gar nicht so große Sorgen machen. Veränderung gab es immer, aber manche sind im Nachhinein betrachtet dann auch gut und richtig gewesen.

DOMRADIO.DE: Heute und morgen beten Menschen überall um geistliche Berufung. Ein 24-Stunden-Gebet steht unter dem Motto "Ich stehe vor der Tür und klopfe an". Was hat es damit auf sich?

Hopmann: Der Papst lädt in jedem Jahr zum Weltgebetstag um geistliche Berufung ein und bittet uns alle, uns dieser Sorge um geistliche Berufung im Gebet und vielleicht auch in Aktionen anzuschließen. Das Motto dieses Jahr ist natürlich eine besondere Einladung an uns, auf dieses leise Klopfen Gottes zu hören. Er klopft nicht laut und vernehmlich, sondern meistens oder manchmal ein bisschen still.

Tobias Hopmann

"Er klopft nicht laut und vernehmlich, sondern meistens oder manchmal ein bisschen still."

Wir wollen auch andere ermutigen, dieses Klopfen zu hören. Wie gesagt halte ich es für wichtig, dass wir gerade junge Menschen, die sich der Frage stellen, ob Gott jetzt wirklich bei ihnen anklopft, helfen und sie dabei unterstützen, dieses Klopfen auch zu hören und dann Gott die Tür zu ihrem Leben zu öffnen.

DOMRADIO.DE: Wann ist denn ein solcher Weltgebetstag dann auch tatsächlich ein Erfolg? Woran würden Sie das festmachen?

Hopmann: Man kann das jetzt nicht in Erfolg messen, wie ich jetzt Wirtschaftszahlen irgendwie ausdrücken kann, wie man das bei der Bank gemacht hat, was ich ja früher gelernt habe. Aber ich denke, es ist schon ein Erfolg, dass sich jedes Jahr immer mehr Menschen diesem Weltgebetstag anschließen.

Wir haben ja auch im Erzbistum Köln seit 1999 die Gebetsgemeinschaft Rogamus, wo auch immer mehr Menschen zusammenkommen, nicht nur an diesem einen Tag, sondern das ganze Jahr über, und um Berufungen beten. Das Gebet ist das Fundament von Berufungen.

Überall geht natürlich in Deutschland die Zahl der der Seminaristen und Weihen jedes Jahr zurück, das merke ich auch bei uns im Bistum, aber im Vergleich zu anderen Bistümern stehen wir eigentlich noch ganz gut da. Da brauchen wir uns nicht zu verstecken.

Tobias Hopmann

"Ich kann jetzt nicht sagen, das liegt jetzt nur am Gebet oder Weltgebetstag oder an der Gebetsgemeinschaft Rogamus – aber ich glaube, es ist nicht ganz ohne Zusammenhang."

Ich kann jetzt nicht sagen, das liegt jetzt nur am Gebet oder Weltgebetstag oder an der Gebetsgemeinschaft Rogamus – aber ich glaube, es ist nicht ganz ohne Zusammenhang. Deshalb kann ich auch dazu einladen, Mitglied in dieser Gebetshemeinschaft zu werden. Infos findet man unter rogamus.de.

DOMRADIO.DE: Noch mal zu Ihnen, Pfarrer Hopmann, warum war Ihre Entscheidung richtig?

Hopmann: Sie war richtig, weil ich einfach glücklich und zufrieden und erfüllt bin. Ich habe diese Entscheidung noch keinen einzigen Tag bereut. Das, was ich in meinen vorherigen Berufen gelernt habe, kann ich alles einbringen. Und ich hatte ja ganz unterschiedliche Aufgaben als Kaplan, als Seelsorger, Domzeremoniar und jetzt als Pfarrer.

Aber überall wusste ich, dass ich hier richtig bin und hier wirken kann. Meine Arbeit hat Sinn, es ist nicht einfach irgendetwas. Ich mache nicht etwas Beliebiges für Geld, sondern etwas Sinnvolles. Ich kann Menschen helfen, ich kann sie mit Gott in Berührung bringen, der die Fülle des Lebens geben, der sie auch zufrieden und glücklich machen will.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR