Krisenintervention bewährt sich

Trauerfeier für totes Mädchen

Laut der Katholische Jugendfürsorge sei es gelungen, den Kindern in Wunsiedel Stück für Stück Normalität zurückugeben. Kritik übt die KJF an reißerischen, verstörenden Medienberichten, die bei den Kindern Ängste auslösen würden.

Autor/in:
Barbara Just
An der Straßenecke zur Zufahrtsstraße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum in Wunsiedel liegen Blumen sowie Kuscheltiere und Grablichter auf dem Gehweg. / © Daniel Vogl (dpa)
An der Straßenecke zur Zufahrtsstraße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum in Wunsiedel liegen Blumen sowie Kuscheltiere und Grablichter auf dem Gehweg. / © Daniel Vogl ( dpa )

Für das in der Karwoche tot im katholischen Kinder- und Jugendhilfezentrum Sankt Josef in Wunsiedel aufgefundene Mädchen hat es am Samstag eine Trauerfeier gegeben. Wie der Träger, die Katholische Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Regensburg, am Abend mitteilte, fand diese in der Basilika in Waldsassen statt.

Die Kinder aus der Einrichtung hätten mit "bewegenden Gesten" die würdige Feier gestaltet und zusammen mit vielen Menschen von der Zehnjährigen Abschied genommen.

Die Straße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum im bayrischen Wunsiedel ist nach dem Tod einer Zehnjährigen in der Einrichtung zum Teil mit einem Absperrband der Polizei abgesperrt (Archivbild). / © Daniel Vogl (dpa)
Die Straße zum Kinder- und Jugendhilfezentrum im bayrischen Wunsiedel ist nach dem Tod einer Zehnjährigen in der Einrichtung zum Teil mit einem Absperrband der Polizei abgesperrt (Archivbild). / © Daniel Vogl ( dpa )

Verdächtiger hat Tatvorwurf noch nicht eingeräuft

Am Freitag hatten Polizei und Staatsanwaltschaft Hof bekanntgegeben, dass ein 25-jähriger Mann als weiterer Tatverdächtiger ermittelt worden sei. Der Deutsche werde verdächtigt, ein Tötungs- und Sexualdelikt begangen zu haben. Er sitze inzwischen in einer Justizvollzugsanstalt, habe aber den Tatvorwurf bisher nicht eingeräumt.

Infolge dieser Entwicklung habe der Krisenstab der KJF erneut getagt, hieß es. Beraten worden sei über weitere, erforderliche Maßnahmen, um den Schutz und die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen zu garantieren. Bereits seit 26 Tagen lebten Kinder, Fachkräfte und die Leitung der Einrichtung im Krisenmodus. Sie müssten mit "extremen emotionalen Belastungen umgehen und das Geschehene verarbeiten". Dabei bekämen sie alle psychologische und pädagogische Unterstützung.

Kinder kriegen Stück für Stück Normalität zurück

Mittlerweile sei es gelungen, den Kindern Stück für Stück Normalität zurückzugeben, ihnen Angst zu nehmen und ein sicheres Umfeld zu schaffen, hieß es. Ein besonderer Dank gelte auch der Polizei. Denn diese sichere das Gelände ab und schütze die Gemeinschaft in Sankt Josef. Mädchen und Jungen fühlten sich damit wohl und nähmen die Polizistinnen und Polizisten sehr positiv wahr. Gleiches gelte für die Mitarbeiter.

Bereits am Karfreitag war ein elfjähriger Junge aus der Einrichtung verdächtigt worden, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Da dieser nicht strafmündig ist, war er präventiv in einer gesicherten Einrichtung untergebracht worden. Laut den ermittelnden Behörden wurde er mittlerweile angehört. Das Vorgehen sei eng mit den zuständigen Jugendbehörden erfolgt, auch ein Psychologe sei hinzugezogen worden. Das Kind habe zwar Angaben gemacht, sich aber nicht zur Tat geäußert.

Reißerische Berichterstattung verstört und kostet Kraft

Sorge bereiteten indes "verstörende Darstellungen und reißerische Inhalte in der Boulevardpresse und auf Social-Media-Kanälen", teilte die KJF mit. Es koste die Einrichtungsleitung und die pädogischen Fachkräfte viel Kraft, mit manchen Veröffentlichungen umzugehen.

Denn Spekulationen und falsche Darstellungen lösten bei den Kindern Ängste aus und würden Fragen aufwerfen: "Manche Inhalte machten fassungslos, verzweifelt oder wütend." Die KJF appellierte an die Medien, die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren, dass die Rechte der Kinder respektiert und geschützt werden müssten.

Quelle:
KNA