Mit Blick auf die globale Entwicklung gehe der Anteil an Kinderehen jedoch weiter zurück, heißt es in einem am Mittwoch in Köln veröffentlichten Bericht des UN-Kinderhilfswerks. Demnach ist der Anteil von jungen Frauen in Zwangsehen in den vergangenen fünf Jahren von 21 Prozent auf 19 Prozent gesunken.
Insgesamt lebten derzeit rund 640 Millionen Mädchen und Frauen auf der Welt, die vor ihrem 18. Geburtstag zwangsverheiratet wurden.
Krieg und Krisen könnten Fortschritte zunichte machen
Die Organisation warnte davor, dass andauernde Krisen, bewaffnete Konflikte, Klimakatastrophen und die Folgen der Pandemie bisherige Fortschritte im Kampf gegen Kinderehen zunichte machen könnten. Angesichts steigender Armut suchten viele Familien in Zwangsehen vermeintliche Sicherheit.
Schätzungen zufolge hat die Pandemie die Zahl der verhinderten Kinderehen seit 2020 bereits um ein Viertel reduziert. Wie aus dem Bericht hervorgeht, sind Kinderehen nach wie vor am weitesten im südlichen Asien und in Subsahara-Afrika verbreitet.
Wegen des starken Bevölkerungswachstums und anhaltender Krisen sei im Süden Afrikas in den kommenden Jahren sogar ein Anstieg der Kinderehen zu erwarten. Gemessen an ihrem bisherigen Fortschritt sei die Region dem Hilfswerk zufolge derzeit mehr als 200 Jahre davon entfernt, Zwangsheirat unter Minderjährigen zu beenden.
Fortschritte in Südasien und Indien sorgen für positiven Trend
Für den insgesamt positiven Trend seien hauptsächlich Fortschritte in Südasien verantwortlich, heißt es. Eine ähnliche Entwicklung beobachte Unicef in Indien, obwohl dort noch immer ein Drittel der weltweiten Kinderehen geschlossen würde.
In den Regionen Lateinamerika und Karibik und Naher Osten sowie Nordafrika, Osteuropa und Zentralasien stagniere die Entwicklung. Mädchen in Kinderehen haben laut Angaben oft keine gute Schulbildung und sind einem erhöhten Risiko einer frühen Schwangerschaft ausgesetzt.
Außerdem haben Frühehen meist zur Folge, dass die Betroffenen von Familien und Freunde isoliert werden. Die Zahlen basieren laut Angaben auf repräsentativen Daten aus über 100 Ländern. Sie setzen sich aus Haushalserhebungen in den einzelnen Staaten sowie demografischen Daten der Vereinten Nationen.