Papst Franziskus ehrt den englischen König Charles III.

Krönung mit katholischer Beteiligung

Der Papst kommt wenig überraschend nicht zur Krönung von König Charles. Aber er schickt seine Nr. 2, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Zum ersten Mal seit der Reformation sind Katholiken an der Krönung beteiligt.

Autor/in:
Christiane Laudage
Charles III. auf dem Weg zu seiner Krönung / © Stefan Rousseau (dpa)
Charles III. auf dem Weg zu seiner Krönung / © Stefan Rousseau ( dpa )

Ob er noch gut schlafen kann? Der Herzog von Norfolk hat im Moment den aufreibendsten Job, den man sich vorstellen kann. Und die ganze Welt wird am Samstag darüber urteilen, ob er seine Aufgabe gut gemacht hat.

Denn Edward William Fitzalan-Howard ist als erblicher Earl Marshal verantwortlich für die Krönungen und Beerdigungen der englischen Könige. Das erstaunt, denn die Familie ist nach der Reformation in England katholisch geblieben, obwohl die katholische Kirche eine Untergrundexistenz führte.

Splitter vom "Wahren Kreuz"

Nachdem Heinrich VIII. mit der römischen Kirche brach und Papst Pius V. 1570 Königin Elizabeth I. exkommunizierte, lagen die Beziehungen über Jahrhunderte brach. Bei der Krönung von Charles III. zeigt sich nun, wie gut sie heute sind. Papst Franziskus hat ihm einen Splitter vom "Wahren Kreuz" - also einen Splitter vom Kreuz, an dem Jesus starb – geschenkt. Er wurde in ein Prozessionskreuz eingearbeitet, das bei der Krönungsprozession in die Kirche vorangetragen wird.

Pietro Parolin / © Cristian Gennari (KNA)
Pietro Parolin / © Cristian Gennari ( KNA )

Außerdem hat der Papst Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin – die Nr. 2 des Vatikans – beauftragt, an der Krönung des Königs teilzunehmen. Zwar ist es nicht das erste Mal seit der Reformation, dass der Vatikan einen Delegaten schickt, aber bislang scheint es noch nie ein so hochrangiger gewesen zu sein.

Auch die katholische Bischofskonferenz bringt sich in die Vorbereitungen für die Krönung ein. Sie hat ein Gebet veröffentlicht, das die Katholiken des Landes an drei Tagen vor der Krönung sprechen sollen. Am Abend vor der Krönung sollen die Gemeinden dann eine Messe für den König und die Königin feiern.

Respektvolle Beziehung zur katholischen Kirche

Umgekehrt ist der König in seiner langen Zeit als Thronfolger der katholischen Kirche immer mit Respekt begegnet. 2005 hat er sogar seine Hochzeit mit der damaligen Camilla Parker-Bowles um einen Tag verlegt, damit er an der Beerdigung von Papst Johannes Paul II. teilnehmen konnte. Auch seine Frau Camilla hat, wenn auch lose Beziehungen zur katholischen Kirche. Ihr erster Mann Andrew ist katholisch, die beiden gemeinsamen Kinder wurden katholisch erzogen.

Kardinal Vincent Nichols / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Vincent Nichols / © Romano Siciliani ( KNA )

Als die im letzten September verstorbene Queen Elizabeth II. vor bald 70 Jahren, im Juni 1953, gekrönt wurde, waren keine offiziellen Vertreter aus der katholischen Kirche anwesend. Das ist jetzt ganz anders: Kardinal Vincent Nichols, der Erzbischof von Westminster, nimmt teil wie auch katholische Bischöfe aus Wales, Schottland und Nordirland sowie der erst im April ernannte Apostolische Nuntius, Erzbischof Miguel Maury Buendia.

Die katholischen Bischöfe ziehen mit anderen Vertretern christlicher und nicht-christlicher Glaubensgemeinschaften in Westminster Abbey, der Krönungskirche seit 1066, ein. Die Krönung findet, wie seit 973 überliefert, im Rahmen eines Gottesdienstes statt. Ursprünglich katholisch, dann nach der Reformation protestantisch. Den Gottesdienst leitet der Erzbischof von Canterbury, vor der Reformation tat dies der hochrangigste katholische Bischof des Landes, danach das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England.

Verteidiger des Glaubens – Historischer Ehrentitel und Auftrag

König Charles III. / © sdfharkin (shutterstock)

Der König trägt seit 1521 den Ehrentitel Verteidiger des Glaubens (Defensor fidei), den Papst Leo X. dem damaligen König Heinrich VIII. verliehen hatte. Denn dieser hatte den katholischen Glauben wortreich gegenüber dem Reformator Martin Luther verteidigt. Zwar brach Heinrich VIII. mit der römischen Kirche, aber den Ehrentitel behielten die englischen Könige – nun allerdings als Verteidiger des protestantischen Glaubens.

Charles III. will diesen Titel weit interpretieren, doch der Krönungseid bleibt gleich. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, wird allerdings vor dem Krönungseid dem König das Versprechen abnehmen, dass dieser dafür Sorge tragen soll, damit alle Religionen des Landes ihren Glauben frei praktizieren können.

Justin Welby, anglikanischer Erzbischof von Canterbury / © Paul Haring (dpa)
Justin Welby, anglikanischer Erzbischof von Canterbury / © Paul Haring ( dpa )

Als Zeichen eines guten Miteinanders der verschiedenen christlichen Gemeinschaften werden ihre Vertreter, unter ihnen Kardinal Vincent Nichols, den König segnen. Das wäre vor 70 Jahren noch völlig undenkbar gewesen.

In Großbritannien gehören nach den letzten statistischen Erhebungen ähnlich wie in Deutschland weniger als 50 Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche an, davon rund acht Prozent der katholischen Kirche.

Krönung König Charles III.

Die Kröung König Charles III. und seiner Gattin wird am 6. Mai in Westminster Abbey statt. Den Gottesdienst zelebriert der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Der Weg der königlichen Familie vom Buckingham Palace zur Kirche und zurück wird jeweils in Prozession zurückgelegt. Anschließend zeigen sich König, Königin und Familie auf dem Balkon des Palasts.

König Charles III. bei seiner ersten Weihnachtsansprache / © Victoria Jones (dpa)
König Charles III. bei seiner ersten Weihnachtsansprache / © Victoria Jones ( dpa )
Quelle:
KNA