Israels Botschafter kritisiert "krassen Antisemitismus"

"Antisemitismus in kulturellen Kreisen"

Der israelische Botschafter kritisiert den Antisemitismus in der Kunst. Er nannte dabei die documenta in Kassel und Pink Floyd-Gründer Roger Waters als Beispiele für Antisemitismus. Von der Regierung erwarte er klare Worte.

documenta 2022 in Kassel / © Swen Pförtner (dpa)
documenta 2022 in Kassel / © Swen Pförtner ( dpa )

Der israelische Botschafter Ron Prosor kritisiert einen "krassen Antisemitismus" in Deutschland, vor allem von rechts. "Aber wir bemerken auch Judenhass von links und kulturellen Kreisen", sagte Prosor im Interview mit "Zeit online" (Samstag).

Wie schwer sich der Kulturbetrieb mit einer Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Kunstfreiheit tue, habe zuletzt die Ausstellung documenta in Kassel eindrucksvoll gezeigt. Dort hatte es heftige Kritik an Werken gegeben, die vielfach als antisemitisch aufgefasst wurden. Der Botschafter rief Berlin zum Handeln auf.

Gefährliche Entwicklung

Weiter sagte er, Pink Floyd-Gründer Roger Waters sei ein Beispiel für Antisemitismus im Kunstbetrieb. Waters könne offenbar nicht zwischen Antisemitismus, Israelkritik und Kunstfreiheit unterscheiden. "Er ist ganz klar ein Antisemit", fügte der Diplomat hinzu.

Auch als im April auf einer Palästinenser-Kundgebung Parolen wie "Tod den Juden" gerufen wurden, sei das Volksverhetzung gewesen und keine Meinungsfreiheit oder Israelkritik. "In vielen muslimischen Familien wird Antisemitismus anerzogen", so Prosor. Das sei eine gefährliche Entwicklung, weil diese in Gewalt gegen Juden münde. "Ich erwarte von der deutschen Regierung, dass sie in dieser Hinsicht klare Worte spricht", betonte der Botschafter Israels in Berlin.

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA