Erste Passionsspiele im Sauerland nach Pandemie-Pause

"Querschnitt durch die Gesellschaft"

Alle zehn Jahre wird in Hallenberg die Passionsgeschichte aufgeführt. Wie vieles Andere ist das in der Pandemie verschoben worden. Jesus-Darsteller Philipp Mause freut sich auf die Premiere und erklärt, warum auch ein Muslim mitspielt.

Jesus-Darsteller Philipp Mause / © Freilichtbühne Hallenberg
Jesus-Darsteller Philipp Mause / © Freilichtbühne Hallenberg

DOMRADIO.DE: Drei Jahre Verspätung wegen Corona, endlich geht es jetzt los. Sind Sie jetzt noch aufgeregter als zuvor oder haben Sie sich langsam schon dran gewöhnt?

Philipp Mause (Jesus-Darsteller bei den Passionsspielen in Hallenberg im Sauerland): Wir sind natürlich jetzt gerade in den Endproben. Da steigt natürlich so langsam die Aufregung. Es sind noch gut zwei Wochen bis zur Premiere. Aber wir waren ja nicht untätig die letzten Jahre. Wir haben durch die Corona-Pause die Passion zwar verschoben, aber 2021 und 2022 doch auch kleinere Stücke inszenieren können.

DOMRADIO.DE: Durch Corona haben wir vielleicht auch noch einmal mehr gemerkt, wie wichtig Kultur und Gemeinschaft sind. Die biblische Geschichte ist ja schon etwas Spezielles. Welche Bedeutung hat die Passion für Sie persönlich?

Mause: Die Passion allgemein ist für unsere Freilichtbühne natürlich etwas Besonderes, weil wir sie nur alle zehn Jahre spielen und die Passion uns als Freilichtbühne auch ein bisschen über die Landesgrenzen hinaus groß gemacht hat. Für mich persönlich ist es in erster Linie erstmal ein Theaterstück, es ist aber natürlich schon eine große Ehre, den Jesus spielen zu dürfen.

Philipp Mause, Jesus-Darsteller bei den Passionsspielen in Hallenberg im Sauerland

"Es ist natürlich schon eine große Ehre, den Jesus spielen zu dürfen"

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie sich auf Ihre große Rolle bei der Passion vorbereitet? Sie hatten ja jetzt viel Zeit.

Mause: Das ist richtig. Natürlich gehört wie für jedes Theaterstück ein Rollenstudium zur Vorbereitung, was bei einer Passion natürlich noch ein bisschen intensiver ist, weil man quasi die Geschichte spielt. Es gibt viel, viel Text dazu, wo man nachlesen kann. Und das gehörte intensiv zu der Vorbereitung auf die Passion.

DOMRADIO.DE: Bei den Passionsspielen bei Ihnen darf jeder mitspielen, auch die Religionszugehörigkeit ist da nicht entscheidend. In diesem Jahr ist auch ein Muslim unter den insgesamt rund 160 Darstellerinnen und Darstellern. Wie sehr schätzen Sie diese Art von Offenheit?

Mause: Ich finde, das ist ganz wichtig. Gerade die Passion, so wie wir sie darstellen wollen, soll ja auch ein gesellschaftliches Spiegelbild darstellen. Wir wollen einen Querschnitt durch die Gesellschaft zeigen. Und da ist erstmal eine Religion kein Hindernis.

Philipp Mause, Jesus-Darsteller bei den Passionsspielen in Hallenberg im Sauerland

"Wir wollen einen Querschnitt durch die Gesellschaft zeigen"

DOMRADIO.DE: Wie lässt sich das mit dem Beruf vereinbaren? Sie haben ja auch noch einen ganz normalen Job, oder?

Mause: Also die letzten Wochen sind natürlich sehr kräftezehrend. Wir proben montags bis freitags immer abends, aktuell von 18 bis circa 22 Uhr und vormittags und nachmittags üben wir alle noch normale Berufe aus. Da gehört natürlich viel Selbstdisziplin zu. Das ist ganz klar.

DOMRADIO.DE: 30.000 Menschen werden erwartet. Für einen 2.500 Einwohner Ort ist das jetzt eine ganz schöne Menge. Was ist das für ein Gefühl, wenn man weiß, die Menschen kommen extra vorbei um die Passionsspiele, um dann auch Sie als Jesus-Darsteller auf der Bühne zu erleben?

Mause: Das ist natürlich ganz spannend zu beobachten, wie die Passion dann angenommen wird und ankommt beim Publikum.

DOMRADIO.DE: Die Kirche und die Bibel sind jetzt gerade nicht das Hauptthema bei den Leuten bzw. die Kirche schon, aber eher im negativen Sinne. Belastet Sie das irgendwie oder sagen sie: Das sind für mich zwei unterschiedliche Dinge.

Mause: Das sind schon unterschiedliche Dinge, da wir ja nicht die Kirche an sich widerspiegeln, sondern die Geschichte, was unsere Religion ausmacht.

Das Interview führte Michelle Olion.

Quelle:
DR