Eine Krise ist nach Worten des Wallfahrtsrektors von Kevelaer, Gregor Kauling, kein günstiger Zeitpunkt für Entscheidungen. Es gelte, "erst aus dem Sturm herauszukommen, anschließend auf das Problem zu schauen und dann eine Entscheidung zu treffen", sagte er dem Portal katholisch.de am Samstag. Dies gelte nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Gesellschaft und Kirche: "Wir müssen zur Ruhe kommen und dann eine klare Entscheidung treffen."
Das niederrheinische Kevelaer ist der zweitgrößte Wallfahrtsort Deutschlands. Jährlich kommen schätzungsweise rund 800.000 Pilgerinnen und Pilger - einzeln oder in Gruppen - zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" am Niederrhein. In diesem Jahr sei es wichtig, "dass wir die Verunsicherung und die Angst vieler Menschen aufgrund des Krieges in der Ukraine ansprechen. Und das Gleiche gilt für die tiefe Verunsicherung in der Kirche, die durch die Missbräuche entstanden ist", sagte Kauling.
Kritische Anfragen zu Wundern und Marienverehrung gebe es auch in Kevelaer, fügte der Wallfahrtsrektor hinzu. "Wir bemühen uns um eine Spannweite, in der Lebenswelt und Glaubenswelt zusammenpassen." Es brauche Modernisierung, doch gebe es auch Traditionen, die Pilgern und Besuchern wichtig seien. "Die Zukunft von Kevelaer ist offen. Ich mache mir aber keine Sorgen, weil ich glaube, dass Wallfahrtsorte nicht gemacht, sondern von Gott geschenkt sind."
"Viele brauchen Seelsorge oder einfach Trost"
Zudem sei er überzeugt, dass Kevelaer eine Zukunft habe, "weil das Pilgern im Menschen verankert ist, als Suchbewegung des Lebens". So kämen einerseits klassische Wallfahrer, aber auch Menschen, die nicht mehr kirchlich gebunden seien, aber Fragen hätten, die das Leben mit sich bringe. Dazu zählten die Suche nach Sinn oder nach dem Umgang mit Schuld und Tod. "Viele brauchen Seelsorge oder einfach Trost", so Kauling.