Foltern bedeutet, einen Menschen mit Absicht so lange zu quälen, bis er Informationen preisgibt oder ein – vermeintliches – Verbrechen gesteht. Die ausführenden Täter sind häufig Angehörige des Militärs oder staatlicher Sicherheitsorgane.
Im Mittelalter wurden Menschen grausame Qualen durch Feuer, durch Daumenschrauben, auf der Streckbank und durch viele andere unmenschliche Methoden und Foltergeräte zugefügt. Zur Schande der Kirche muss bekannt werden, dass sie die Folter auch in den Inquisitionsprozessen anwenden ließ.
Folterungen in der Hälfte aller Staaten
Heute ist Folter weltweit verboten. So steht es in der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen, in der Europäischen Menschenrechtskonvention und im deutschen Grundgesetz. Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International setzt sich seit Jahrzehnten für die völkerrechtlich verbindliche Umsetzung des Folterverbots ein.
1984 wurde von der UN-Generalversammlung die UN-Antifolterkonvention verabschiedet, die 1987 in Kraft trat. Trotzdem wird auch heute in der Hälfte aller Staaten weltweit systematisch und regelmäßig gefoltert.
Papst Franziskus – damals noch Jorge Mario Bergoglio – war in den Jahren der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) mit zahlreichen Fällen von Folter und außergerichtlichen Hinrichtungen konfrontiert. Das mag erklären, warum er schon zu Beginn seines Pontifikats die Folter als "Todsünde" angeprangert hat.
Zwangsprostituierte sind "gekreuzigte Frauen"
Im Vorwort eines Buchs über Menschenhandel aus dem Jahr 2019 vertritt er einen weiteren Begriff von Folter im Zusammenhang mit Zwangsprostitution: "Jede Form der Prostitution ist eine Herabsetzung in die Sklaverei, eine kriminelle Handlung, ein ekelhaftes Laster, das Liebe mit dem Austoben der eigenen Instinkte verwechselt, indem eine wehrlose Frau gefoltert wird." Zwangsprostituierte nennt er "gekreuzigte Frauen" und stellt damit eine Verbindung zum Kreuz Jesu her.
Auch Jesus wurde das Opfer von Folter. Die Kreuzigung war die grausamste Hinrichtungsart, die die Römer gegen Aufständische und ungehorsame Soldaten verhängten. Der Kreuzigung ging eine Geißelung als Begleitstrafe voraus. In nicht seltenen Fällen brachte schon die Geißelung den Verurteilten den Tod. Am Kreuz starben sie einen langsamen Erstickungstod unter unmenschlichen Schmerzen.
Verletzung der Menschenwürde
Folter verletzt die Menschenwürde und greift den Menschen in seinem Menschsein an. Dies wird eindrücklich in einer Szene des Films "Romero" über den Märtyrerbischof Oscar Romero aus El Salvador deutlich. Romero wird von Soldaten der Armee in eine Zelle eingesperrt. Plötzlich sind die Schmerzensschreie eines Gefangenen zu hören, der gefoltert wird. Romero geht auf die Knie und bittet flehentlich: "Hört auf! Hört auf! Wir sind doch Menschen."
Dies entspricht seinem dramatischen Aufruf an die Soldaten der Armee in seiner letzten Sonntagspredigt am 23. März 1980, einen Tag vor seiner Ermordung am Altar: "Die Kirche, Verteidigerin der göttlichen Rechte und von Gottes Gerechtigkeit, der Würde des Menschen und der Person, kann angesichts dieser großen Gräuel nicht schweigen. Wir fordern die Regierung auf, die Nutzlosigkeit von Reformen anzuerkennen, die aus dem Blut des Volkes entstehen! Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes, dessen Klagen jeden Tag lauter zum Himmel steigen, ersuche ich euch, bitte ich euch, befehle ich euch im Namen Gottes: Hört auf mit der Repression!"