Unicef hält deutsches Lieferkettengesetz für unzureichend

Gefahr des Arbeitgeberwechsels

Laut UN-Kinderhilfswerk reicht das deutsche Lieferkettengesetz nicht zur Bekämpfung von Kinderarbeit aus. "Kinderarbeit entsteht aus Armut. Um sie zu beseitigen, müssen wir die Ursachen der Not bekämpfen und Schutzfaktoren fördern".

Kinderarbeit ist moderne Sklaverei / © JETACOM AUTOFOCUS (shutterstock)
Kinderarbeit ist moderne Sklaverei / © JETACOM AUTOFOCUS ( shutterstock )

Das forderte Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am Montag in Köln.

Unicef: Weltweit Zehntausende Kindersoldaten

Zum Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten und Kindersoldatinnen am 12. Februar hat Unicef zu verstärkten Anstrengungen gegen diese besonders schwere Form der Verletzung von Kinderrechten aufgefordert. Niemand wisse genau, wie viele Kindersoldaten es gebe, weil die Rekrutierung meist im Verborgenen und in schwer zugänglichen Kampfgebieten erfolge, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Köln mit. Unicef gehe aber davon aus, dass weltweit Zehntausende Kinder von bewaffneten Gruppen für ihre Zwecke missbraucht würden.

Der 16-jährige Luutu in einem Unicef-Rehabilitationszentrum für demobilisierte Kindersoldaten / © UNICEF/UN0441462/Tremeau (Unicef)
Der 16-jährige Luutu in einem Unicef-Rehabilitationszentrum für demobilisierte Kindersoldaten / © UNICEF/UN0441462/Tremeau ( Unicef )

Kinder müssten verlässlich zur Schule gehen können und benachteiligte Familien sozial abgesichert werden, da ihre Kinder sonst von Ausbeutung bedroht seien.

Schätzungen zufolge müssen weltweit 160 Millionen Mädchen und Jungen Kinderarbeit leisten; vor allem in Subsahara-Afrika, im südlichen Asien, Lateinamerika und im Nahen Osten.

Bei Verbot könnten Kinder Arbeitgeber wechseln

Die Regierungen der jeweiligen Länder seien in der Pflicht, sich an internationale Übereinkommen zu halten, die Kinderarbeit verbieten, so Unicef.

Bei einem reinen Verbot würden Kinder jedoch möglicherweise zu einem Arbeitgeber mit weniger strengen Vorgaben oder in den informellen Sektor wechseln, warnte das Hilfswerk.

Die Armut der Familien bleibe so bestehen und oder verschlimmere sich noch.

Bloßer Rückzug kann sogar schädlich sein

Dies sei auch der Fall, wenn Unternehmen sich aus Ländern und Regionen zurückzögen, um nicht haften zu müssen, wenn Kinderarbeit in ihrer Lieferkette entdeckt wird.

Dann fallen laut Unicef die Einkommensmöglichkeiten für Familien entweder ganz weg oder an die Stelle deutscher Unternehmen träten andere, die die Einhaltung menschenrechtlicher Standards nicht prüften.

Kinderarbeit kommt laut Unicef nicht nur in Lieferketten vor

Kinderarbeit komme nicht nur in Lieferketten von Produkten vor, sondern vor allem im informellen Bereich wie der Landwirtschaft oder beim Straßenverkauf.

Neben deutschen Unternehmen müssten aus Sicht Unicefs auch Unternehmen aus anderen Staaten dafür sorgen, dass die Menschen- und Kinderrechte in ihren Lieferketten eingehalten werden.

Das im Januar in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet deutsche Unternehmen unter anderem dazu, Kinderarbeit zu identifizieren, wirksame Abhilfemaßnahmen zu schaffen sowie Fabriken und Lieferanten zur Abschaffung von Kinderarbeit zu befähigen. 

EU-Lieferkettengesetz

Das Europäische Lieferkettengesetz soll Unternehmen dazu verpflichten, ihre Lieferketten auf mögliche Verstöße gegen die Menschenrechte sowie auf Schädigungen der Umwelt zu überprüfen und dagegen vorzugehen. Auch müssen Konzerne einen Plan verabschieden, um sicherzustellen, dass ihr Geschäftsmodell mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar ist.

Symbolbild Containerterminal, Lieferketten / © Christian Charisius (dpa)
Symbolbild Containerterminal, Lieferketten / © Christian Charisius ( dpa )
Quelle:
KNA