Caritas baut Altenheim in lukrativer Lage in Düsseldorf

"Dieser Not müssen wir begegnen"

Der Caritasverband Düsseldorf baut ein neues Altenheim in bester Altstadtlage. Henric Peeters erklärt, weshalb es keine Edelresidenz werden wird und wieso der Pflegenotstand auch die Caritas bald einholen wird.

In einem Altenpflegeheim / © pics five (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Vorher stand an gleicher Stelle bereits ein Seniorenheim. Warum hat die Caritas das abgerissen?

Henric Peeters, Caritasdirektor für die Landeshauptstadt Düsseldorf / © Privat
Henric Peeters, Caritasdirektor für die Landeshauptstadt Düsseldorf / © Privat

Henric Peeters (Caritasdirektor in Düsseldorf): Das Haus war deutlich in die Jahre gekommen. Es besteht schon seit 1860/70 – nicht in dieser Bauart, aber es ist immer wieder daran gebaut worden, umgebaut, angebaut, auch renoviert und saniert.

Es entsprach bei Weitem nicht mehr den Standards. Überlegungen, einen Neubau an dieser Stelle zu starten, sind schon mindestens 15 Jahre alt.

DOMRADIO.DE: Der Neubau befindet sich in einer 1a-Lage. Damit wir mal eine Vorstellung davon bekommen: Was würde ein Investor da hinstellen?

Peeters: In der Düsseldorfer Altstadt ist natürlich sehr exquisites Wohnen immer gefragt. Es entstehen dort aber auch noch Hotel- oder Bürogebäude.

Das wäre alles auch an dieser Stelle möglich. Die befindet sich zwischen der Kunstakademie und der Ratinger Straße, die Brauerei "Füchschen" kennt man vielleicht auch. Genau in der Lage wäre das, glaube ich, ein exquisites Objekt für einen Investor gewesen.

DOMRADIO.DE: Und Sie verzichten bewusst auf hohe Profite und bauen ein neues Altenheim. In welcher Art?

Peeters: An dieser Stelle entsteht ein Haus mit 100 vollstationären Altenhilfeplätzen. Wir bauen ein ganz normales Altenheim, in das jeder einziehen kann, egal ob armer Rentner oder reicher Millionär. Wir bauen dort 100 Einzelzimmer, zusätzlich 20 Kurzzeitpflegeplätze, 16 Tagespflegeplätze und vier seniorengerechte Wohnungen.

Henric Peeters

"Wir bauen ein ganz normales Altenheim, in das jeder einziehen kann, egal ob armer Rentner oder reicher Millionär."

DOMRADIO.DE: Es wird also bewusst kein Edel-Seniorenheim?

Peeters: Es gab durchaus mal die Überlegung, ob wir eine sogenannte Residenz dort bauen. Aber in Düsseldorf fehlen mindestens 1000 normale Altenheimplätze. Das heißt, wir haben eine ganz, ganz starke Nachfrage von Menschen, die dringend darauf angewiesen sind, vollstationär aufgenommen zu werden. Und dieser Not müssen wir einfach begegnen.

DOMRADIO.DE: Das neue Altenheim soll auch wesentlich mehr können, als das alte. Eine Neuerung ist zum Beispiel, dass es nur noch Einzelzimmer gibt. Warum?

Peeters: Das sind die gesetzlichen Standards. Bei einem Neubau müssen heutzutage Einzelzimmer gebaut werden. Da kann man drüber streiten, ob das sinnig ist. Wir nehmen vermehrt Paare und Ehepaare auf, die gerne weiter zusammen wohnen wollen. Das ist im Augenblick gesetzlich leider nicht möglich.

Man muss ins Einzelzimmer ziehen, mit einem barrierefreien und behindertengerechten Badezimmer daran. Und dazu kommen die 20 Plätze in der Kurzzeitpflege, in der Menschen für begrenzte Zeit aufgenommen werden, um zum Beispiel pflegende Angehörige zu entlasten.

DOMRADIO.DE: Der Platz im Altenheim ist das eine, aber die Fachkräfte sind das andere. Wie groß ist die Not bei Ihnen in Düsseldorf?

Peeters: Gott sei Dank noch nicht ganz so groß wie bei anderen Trägern. Das hat aber damit zu tun, dass wir bereits vor Jahren intensivste Ausbildungsbemühungen angestrengt haben. Die freien Kapazitäten, die wir im Moment durch natürliche Fluktuation wie Verrentung haben, können wir im Moment noch mit unseren eigenen Auszubildenden decken.

Das wird aber spätestens im nächsten Jahr kippen, denn dann stehen gar nicht mehr so viele fertige Auszubildende zur Verfügung. Das heißt, auch wir müssen uns Gedanken machen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR