DOMRADIO.DE: Wie feiern Sie den Tag der Autobahnkirche?
Manuela Strohofer (Leiterin der Autobahnkirche "Licht auf unserem Weg" in Geiselwind): Wir und fast alle anderen 46 Autobahnkirchen in Deutschland haben an diesem Sonntag um 14 Uhr eine Andacht mit Reisesegen. Und es gibt wunderbare Dinge zum Mitnehmen, wenn Sie die Autobahnkirche anfahren.
Vom Versicherer der Kirchen zur Verfügung gestellte, kostenlose Heftchen mit Liedern und Gebeten, mehrsprachige Reisesegen, Parkscheinsegen, Traubenzucker, Desinfektionsfläschchen und vieles mehr.
Es lohnt sich heute eine Autobahnkirche anzufahren. Aber nicht nur heute.
DOMRADIO.DE: Da bekommt man ja ein richtiges Reisepaket heute bei Ihnen. Rechnen Sie jetzt auch mit einem größeren Andrang in den Ferien?
Strohofer: Ja, man spürt schon, dass in der Reisezeit mehr Menschen die Autobahnkirche aufsuchen.
Das ist ja auch ganz klar, weil gerade in der Reisezeit, wenn man auf den Straßen unterwegs sind, erleben doch viele Menschen gefährliche Situationen, vielleicht sogar Schocksituationen oder Unfälle mit Toten und Schwerverletzten, aber auch Staus, Stress oder Termindruck, was sich manchmal auch in aggressivem, rücksichtslosem Verhalten im Straßenverkehr äußern kann.
Dann sind wir Autobahnkirchen oder alle offenen Kirchen am Wegesrand eine Anlaufstelle, um Ruhe, Gelassenheit, neue Kraft und auch Segen zu tanken.
Oder oft auch, wenn Krankheiten, Schicksalsschläge, der Verlust eines geliebten Menschen oder auch plötzliche finanzielle Nöte die Menschen treffen, dann können Sie all ihre Trauer und Sorgen Tag und Nacht zu Gott bringen oder es sich im Anliegenbuch bei uns in den Autobahnenkirchen von der Seele schreiben und auch in der Anonymität sich von Gott gehalten wissen.
Und die Anliegen tragen wir auch immer in unseren Gottesdiensten, bei uns in Geiselwind in der Regel sonntags um 14 Uhr, in Fürbitten und Gebet vor.
Viele Menschen sehnen sich ja gerade in turbulenten Zeiten besonders nach Schutz und Segen für sich und ihre Lieben, nach Angenommensein, nach Heimat und Geborgenheit, nach Frieden und Versöhnung, nach Licht in ihrer Dunkelheit und auch nach Heilung all ihrer Lebenswunden.
Und viele brauchen dafür leider keinen Gottesdienst mehr. Aber ein gutes Wort auch aus der Heiligen Schrift, ein Gebet, eine Meditation, die sie berührt, wenn die eigenen Worte fehlen.
All das liegt kostenlos bei uns in den Autobahnkirchen aus und kann mitgenommen werden.
DOMRADIO.DE: Manche der Autobahnkirchen sind nun ja auch kleinere Kirche oder Kapellen, in denen nicht immer ein Ansprechpartner vorzufinden ist.
Was kann man denn dann machen, wenn man trotzdem vielleicht mal jemanden erreichen möchte, mit jemanden reden möchte? Wie kann man sie beispielsweise erreichen?
Strohofer: Bei uns in der Kirche hängen die Telefonnummern von der Notfallseelsorge, persönliche Telefonnummern von unseren Ortsgeistlichen und auch von mir. Zudem sind wir sind ja ein riesiger Rasthof.
Menschen kommen auch in die Abteilungen, den Gasthof oder die Tankstellen, wenn Sie mich konkret anfragen als Seelsorgerin, was auch tatsächlich vorkommt.
Es sind schon Menschen bei uns verstorben, auch LKW-Fahrer, die einen Herzinfarkt in ihren Kojen bekommen haben. Dann werde ich gerufen, um zu beten und alles zu organisieren.
Aber auch wenn Menschen einfach Sorgen, zum Beispiel finanzieller Art haben, dann werde ich oft persönlich gerufen und kann weiterhelfen im Gebet oder auch anderweitig.
DOMRADIO.DE: Sie haben ja auch ganz viele schöne Geschichten und viel erlebt rund um die Autobahnkirche. Was ist Ihnen denn da jetzt zuletzt so im Gedächtnis geblieben?
Strohofer: Ach, das ist ein ganz ein wunderschönes Erlebnis gewesen. Und zwar kommt kaum eine Frau aus der Region regelmäßig, fast täglich in die Kirche.
Sie hat Kerzen angezündet und inständig gebetet, weil sie unbedingt ein Kindlein bekommen wollte. Es hat leider nichts geklappt, nichts funktioniert. Auch die ganzen medizinischen Möglichkeiten haben leider, leider nicht zum Erfolg geführt.
Dann war sie mit ihrem Mann mal in den Gottesdienst am Sonntagnachmittag um 14 Uhr und hat sich danach segnen lassen von unserem damaligen Dekan und Altbischof Georg Wünsch.
Sie glauben es nicht. Vier Wochen später war die Frau schwanger. Dann hat sie natürlich auch ihr Kindlein hier bei uns in der Autobahnkirche taufen lassen.
Wir haben ein ökumenisches Konzept ausgearbeitet, bei uns darf man Hochzeiten feiern und taufen, von ökumenischer Seite aus. Das wird auch rege in Anspruch genommen.
Übrigens unsere Erzdiözese in Bamberg hat mit drei Autobahnkirchen, glaube ich, die größte Dichte an Autobahnkirche in ganz Deutschland.
Das Interview führte Florian Helbig.