Erzbistum Hamburg trauert um Weihbischof Jaschke

“Er hatte keine Berührungsängste”

Das Erzbistum Hamburg hat den verstorbenen Weihbischof Jaschke als offenen und meinungsstarken Kirchenvertreter gewürdigt. Er vertrat klare katholische Positionen, akzeptierte aber auch andere Meinungen, so Pressesprecher Nielen.

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke starb am Dienstag, 11. Juli 2023, in Hamburg. Jaschke wurde 81 Jahre alt. / © Harald Oppitz (KNA)
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke starb am Dienstag, 11. Juli 2023, in Hamburg. Jaschke wurde 81 Jahre alt. / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Hans-Jochen Jaschke galt in der Öffentlichkeit als sehr modern, als vermittelnd. Wie haben Sie den Weihbischof erlebt?

Manfred Nielen (Pressesprecher Erzbistum Hamburg und langjähriger Wegbegleiter Jaschkes): Ich habe ihn vor allem als einen frischen Geist erlebt, der sich verständlich machen konnte. Das ist ja im Grunde auch heute immer mehr die Aufgabe der katholischen Kirche, sich verständlich zu machen in der Öffentlichkeit. Das hat er, glaube ich, wie fast kein anderer gekonnt.

Er kannte eigentlich keine Berührungsängste. Er war offen und meinungsstark, also auch mit einer klaren Haltung und war von daher sehr stark hier auch in den öffentlichen gesellschaftlichen Dialog eingebunden, darüber hinaus eben auch medial. Er ist sehr oft in Talkshows gewesen, stand für Interviews zur Verfügung. Er war einfach auch ein Mann, der auf den Punkt formulieren konnte.

Manfred Nielen (Pressesprecher Erzbistum Hamburg)

"Er war einfach auch ein Mann, der auf den Punkt formulieren konnte."

DOMRADIO.DE: Heißt das denn, dass er Ihnen als Pressesprecher dann eher weniger oder mehr Arbeit gemacht hat?

Nielen: Er hat mir zum Glück mehr Arbeit gemacht. Ich bin ja dankbar dafür, wenn es Stimmen in unserer Kirche gibt, die sich nach außen transportieren lassen, die unsere Position in der Öffentlichkeit deutlich machen. Das war, als ich nach Hamburg kam, für mich schon eine Überraschung. Ein doch relativ junger Bischof, der eben meinungsstark war und von sich aus schon sehr auf den Punkt hin formulierte, sehr pointiert formulierte. Damit konnten wir eigentlich in der Öffentlichkeit schon früh gut punkten.

Weihbischof Hans-Jochen Jaschke (2016) / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Weihbischof Hans-Jochen Jaschke (2016) / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

DOMRADIO.DE: Weihbischof Jaschke war einer, der von den Medien geschätzt worden ist. Nachdem er emeritiert worden ist, hat er sich aus der Öffentlichkeit eher zurückgezogen. War das somit auch jemand, der loslassen konnte?

Nielen: Ja, er musste loslassen, weil er einfach auch gesundheitliche Probleme bekam im Alter. Das, was er früher sehr gern gemacht hat, konnte er nicht mehr so machen.

Manfred Nielen (Pressesprecher Erzbistum Hamburg)

"Der Weihbischof hatte klare katholische Positionen, war aber auch stark darin, die Positionen anderer zu verstehen und zu akzeptieren."

DOMRADIO.DE: Im Zusammenhang mit dem Namen Jaschke fällt auch sehr oft das Stichwort Ökumene. Wie weit ging für Weihbischof Jaschke diese Ökumene?

Nielen: Der Weihbischof hatte klare katholische Positionen, war aber einfach auch stark darin, die Positionen anderer zu verstehen und im Grunde auch zu akzeptieren. Er war ja lange mit der evangelischen Bischöfin Maria Jepsen hier in Hamburg in gutem Kontakt. Sie sind sehr viel zusammen aufgetreten und haben da, glaube ich, auch viel für die katholisch-evangelische Ökumene getan hier im Norden. Dann kam auch der interreligiöse Dialog für ihn noch dazu.

DOMRADIO.DE: Jaschke hat drei Erzbischöfe erlebt, Ludwig Averkamp, Werner Thissen und Stefan Heße. Haben diese drei Erzbischöfe ihn geprägt oder umgekehrt?

Nielen: Ich glaube, Weihbischof Jaschke war schon sehr geprägt, als das Erzbistum Hamburg hier begonnen hat. Weihbischof oder Erzbischof Averkamp hat ihm auch die Rolle in der Öffentlichkeit stark überlassen, weil das nicht seinem Naturell entsprach. Mit Erzbischof Thissen gab es ein gutes Nebeneinander. Und Erzbischof Heße hat ihn ja fast nur noch als Emeritus erlebt. Also von daher ist, glaube ich, eher der Weihbischof jemand gewesen, der seine Prägung auch hier eingebracht hat ins Erzbistum.

DOMRADIO.DE: Vielleicht wurde er auch deshalb manchmal als "reinigender Besen in der Not" bezeichnet. Haben Sie so was auch mal erlebt?

Nielen: Reinigend ist es natürlich immer, wenn jemand klar ist in seiner Position, sich auch verständlich machen kann, dann ist das eine deutliche Stimme. Das trägt ja im Grunde zur Verständigung oder zum Dialog in der Öffentlichkeit bei.

Manfred Nielen (Pressesprecher Erzbistum Hamburg)

"Die Hamburger Gesellschaft und Weihbischof Jaschke - das passte zusammen."

DOMRADIO.DE: Ich würde gerne noch über die Mentalität von Menschen sprechen. Jaschke kam ja aus Oberschlesien. Wie ist er denn mit den Hamburgern da so zurechtgekommen? Die sind ja auch ein bisschen eigen.

Nielen: Ja, aber es ist natürlich auch ein Mikroklima, was in so einem Stadtstaat hier besteht. Hier war er auf sehr vielen Ebenen aktiv und sichtbar. Ich würde sagen, die Hamburger Gesellschaft und Weihbischof Jaschke - das passte zusammen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt. 

Erzbistum Hamburg

Mariendom in Hamburg / © Maria Feck (KNA)
Mariendom in Hamburg / © Maria Feck ( KNA )

Die Fläche des Erzbistums Hamburg beträgt 32.520 Quadratkilometer, denn das Bistum umfasst drei Bundesländer: Hamburg (755 Quadratkilometer), Schleswig-Holstein (15.803 Quadratkilometer) und der Landesteil Mecklenburg (15.962 Quadratkilometer) des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Es ist damit das flächenmäßig größte Bistum in Deutschland. Dort leben insgesamt rund 364.500 Katholikinnen und Katholiken. Es ist gegliedert in 28 Pfarreien.

Quelle:
DR