Große Instrumentalkonzerte finden sich bei Johann Sebastian Bach ebenso wie Kantaten oder Oratorien. Waren letztere etwa verkappte Opern?
Passionen als geistliche Opern?
Vor allem der Johannespassion wird durch ihre dramatische Musikgestaltung eine gewisse Nähe zu den damaligen Opern unterstellt - doch letztlich schrieb Bach sie für den Gottesdienst und nicht für eine säkulare Aufführung in einem Operngebäude.
Die Städte, in denen Bach länger als Musiker angestellt war, hatten keine so hervorragende Opernszene wie etwa Venedig, London oder Hamburg, in denen Vivaldi, Händel oder Telemann wirkten. Daher dürften sich kaum Gelegenheiten ergeben haben, auf lokaler Ebene Opern zu schreiben oder die aktuellen Entwicklungen hautnah mit zu bekommen.
Es gibt Berichte, dass Bach durchaus die Oper zum Beispiel in Leipzig oder Dresden (die Oper in Dresden war äußerst berühmt) besuchte, sich aber eher abfällig über den Opernstil der damaligen Zeit äußerte. Auch blieb Bach seinem Stil über die Jahrzehnte nahezu treu, der aber spätestens ab den 1730er Jahren aus der Mode geriet.
Keine Zeit und keine Lust?
Ein weiterer Faktor dürfte ab 1723 in Leipzig seine hohe Arbeitsbelastung als Thomaskantor sein. Eine abendfüllende Oper zu schreiben, hätte sehr viel Energie gekostet, die Bach aber für die Leitung des Thomanerchores mit all den Verpflichtungen brauchte. Zwar komponierte er auch als Thomaskantor Werke, die nicht unmittelbar für seinen Dienst vorgesehen waren, doch die waren längst nicht so umfangreich wie eine ganze Oper.
Es gibt Experten, die sagen, dass Bach die "Bühne" der Gottesdienste für seine Werke mit den sonntäglichen Kantatenaufführungen ausreichte.
Das mag stimmen, dennoch wäre es interessant gewesen zu erfahren, wie eine mögliche Bach-Oper geklungen hätte, wäre er etwa Kapellmeister in einer Stadt wie Dresden geworden, in der die Oper modern und berühmt war. Andererseits hätte er dann vielleicht so Meisterwerke wie die Passionen oder das Weihnachtsoratorium gar nicht geschrieben.
Im Radioprogramm vom DOMRADIO.DE erklingen am Sonntagabend ab 20 Uhr aus Anlass von Bachs Todestag am 28. Juli Ausschnitte aus dem Zyklus "Das wohltemperierte Klavier" sowie das Gloria aus seiner h-moll Messe, aber auch das Cello-Konzert in B-Dur seines berühmten Sohnes Carl Philipp Emanuel Bach.