In Südamerika wird einer der wichtigsten vatikanischen Botschafterposten frei: Papst Franziskus hat den altersbedingten Rücktritt von Erzbischof Bruno Musaro als Nuntius in Costa Rica angenommen. Der Italiener hatte Ende Juni die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht, nach der Kirchenvertreter ihren Rücktritt anbieten müssen.
Zuletzt wurde in einigen Medien darüber spekuliert, dass der inzwischen nach Deutschland zurückgekehrte ehemalige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, neuer Nuntius in Costa Rica werden könnte. Die Gerüchte bestätigten sich allerdings nicht: Der knapp 67-Jährige ist auf Geheiß von Franziskus seit einigen Tagen wieder in seinem deutschen Heimatbistum Freiburg.
Posten muss neu besetzt werden
Unterdessen muss also wegen Musaros Ausscheiden in Kürze einer der interessantesten Kirchenposten in Lateinamerika neu besetzt werden. Aufgrund der schweren Krise zwischen Staat und Kirche im Nachbarland Nicaragua kommt der Nuntiatur in Costa Rica aus Sicht des Vatikans eine besondere Bedeutung zu. Zahlreiche Kirchenvertreter, aber auch Menschenrechtsverteidiger und Oppositionelle sind vor der anhaltenden Repression in Nicaragua nach Costa Rica geflohen. In Nicaragua wurden jüngst allein sieben Kirchenvertreter verhaftet.
Weltweite Beachtung fand die Verurteilung des regierungskritischen katholischen Bischofs Rolando Alvarez aus Matagalpa zu 26 Jahren Haft wegen Rebellion und Vaterlandsverrats. Papst Franziskus hatte Nicaragua jüngst als Diktatur bezeichnet. Als Reaktion darauf beendete die sandinistische Regierung des Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan. Auch deshalb kommt der Nuntiatur in der costa-ricanischen Hauptstadt San Jose eine besondere Bedeutung zu.
Land hat mit humanitären Herausforderungen zu kämpfen
Wachsende Kriminalität und Unsicherheit bestimmen zudem die innenpolitische Debatte in Costa Rica, einst bekannt als "Schweiz Lateinamerikas". Hinzu kommt eine enorme humanitäre Herausforderung wegen des anhaltenden Massenexodus aus Nicaragua sowie der durchreisenden Migranten aus Südamerika. Sicherheitsminister Jorge Torres sprach der eigenen "domestizierten Gesellschaft" die Fähigkeit ab, sich gegen die immer mächtiger werdende Drogenmafia wirklich wehren zu können.
Dass die organisierte Kriminalität im Land ohne eigene Armee immer mehr Zulauf gewinnt, könnte vielleicht an der wachsenden Perspektivlosigkeit liegen. Laut einem aktuellen Bericht ist Costa Rica das OECD-Land mit größten Armutsrate unter Kindern und Jugendlichen. In der Regel führt Armut unter Minderjährigen oft dazu, dass sich junge Menschen vom schnellen Geld der Mafia verführen lassen. Umso wichtiger dürfte in dieser Gemengelage ein Vatikan-Vertreter mit Fingerspitzengefühl sein.