Im Interview der polnischen Nachrichtenagentur KAI erteilte er am Dienstag Reden wie jüngst des Chefs der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczynski, bei einer Wallffahrt in Częstochowa (Tschenstochau) eine Absage.
"Als Bischofskonferenz sollten wir das leben, was wir vorher gesagt haben", verwies Ryś darauf, dass die Bischöfe die Politiker im Mai aufgefordert hatten, die Kirche im Wahlkampf nicht zu instrumentalisieren.
"Wenn wir die Politiker bitten, uns nicht in einen politischen Krieg hineinzuziehen, dann sollten wir sie auch nicht einladen, ihre politischen Meinungen bei religiösen Feiern zu äußern", so der Erzbischof von Łódź. "Dafür ist in der Kirche kein Platz."
Die Kirche solle keine "politischen Werkzeuge" entwickeln, sondern das Evangelium predigen, Sakramente spenden und eine Gemeinschaft der Liebe aufbauen. Ryś ergänzte: "Und wenn jemand das nicht will, sondern nur auf die politische Macht schaut, um sich sicher zu fühlen, dann irrt er sich zutiefst."
Kirche als politisches Instrument
Der PiS-Vorsitzende und Vize-Regierungschef Kaczynski hatte am 9. Juli bei einer Wallfahrt des Kirchensenders Radio Maryja direkt vor der Messe am Nationalheiligtum in Tschenstochau zu Tausenden Pilgern gesprochen und für seine Partei geworben. Der anwesende Krakauer Erzbischof Marek Jędraszewski wandte sich nicht dagegen.
In Sozialen Medien war jedoch die Empörung groß. Der Kirche wurde eine Allianz mit der PiS vorgeworfen. In Polen werden im Oktober oder November beide Parlamentskammern neu gewählt. Der genaue Termin steht nocht nicht fest.
Ryś ist der erste Bischof, der die umstrittene Kacyznski-Rede öffentlich rügt. Papst Franziskus hatte vergangene Woche angekündigt, er werde den 59-Jährigen sowie 20 weitere Geistliche am 30. September zu Kardinälen erheben.
Sensibilisierung für die Autorität des Heiligtums
Der Pressesprecher des Nationalheiligtums hatte den Auftritt des Parteichefs gerechtfertigt und betont, dass für ihn Radio Maryja verantwortlich sei. Laien dürften vor einer Messe außerhalb der Kapelle mit der Schwarzen Madonna von Tschenstochau sprechen, so Pater Michal Bortnik.
Die 2020 erlassenen Regeln für die Organisatoren von Wallfahrten seien eingehalten worden. Die Reaktionen auf Kaczynskis Rede zeigten laut dem Sprecher allerdings, "dass die Organisatoren religiöser Treffen und wir als Gastgeber dieses Ortes noch sensibler sein müssen, damit die Autorität des Heiligtums [wörtlich: Jasna Góra] nicht für irdische, kurzfristige Zwecke genutzt wird".