Unter dem Motto "Friede, dir, Polen, mein Vaterland!" fand die zweite Pilgerreise des polnischen Papstes in seine Heimat fand vom 16. bis 23. Juni 1983 statt.
Begeisterung für den polnischen Papst im ganzen Land
Quer durch das Land und seine Wallfahrtsorte, über Tschenstochau bis nach Krakau, zog Johannes Paul II. nach Behördenschätzungen den Stationen seiner Pilgerfahrt bis zu 7 Millionen seiner Landsleute an.
Die Dunkelziffer dürfte laut der polnischen Katholischen Informationsagentur (KAI) wohlgemerkt noch höher sein, weil viele Polen "ihren" Papst zwischendrin auf seinem Weg begrüßten.
Die Hoffnung, die Johannes Paul II. aus Rom mitbrachte, hatten die unter der Unterdrückung durch das kommunistische Regime leidenden Bürger des stark katholisch geprägten Landes nötig.
Schließlich herrschte noch das 1981 nach abermals vergeblichen Reformhoffnungen vom kommunistischen Regime verhängte Kriegsrecht.
Besuch aus Rom war Hoffnungsschimmer zwischen Panzern
Die sozialistische Staatsgewalt unter General Wojciech Jaruzelski schlug Aufstände der oppositionellen Solidarność-Bewegung brutal nieder, Panzer rollten durch polnische Innenstädte und das Land wurde noch mehr isoliert, als ohnehin schon der Fall.
Mit der Ankunft des Papstes änderte sich das ganz unmittelbar: Erstmals konnten Polen von der Miliz unbehelligt wieder das Wort "Solidarność" (Solidarität) rufen.
Beim Gespräch mit Jaruzelski – den er genauso traf wie den damaligen Oppositionsführer Lech Wałęsa – prangerte Johannes Paul II. die "rohe Härte" des Kriegsrechts an und bekräftigte dennoch seinen Glauben an positiven Wandel.
Papst Johannes Paul II. stellte ein Ende der Unfreiheit in Aussicht
Im Warschauer Stadion Dziesięciolecia (Stadion des zehnten Jahrestags) sprach er, in dieser dunklen Stunde des Landes, sogar von einer Aussicht auf Sieg.
Dabei zitierte Johannes Paul II. einen Ausspruch des polnischen Königs Johann Sobieski III. nach der – maßgeblich dank polnischer Hilfe gelungenen – Verteidigung Wiens gegen die Osmanen im Jahr 1683: "Venimus – vidimus – Deus vicit!" – "Wir sind gekommen – wir haben gesehen – Gott hat gesiegt!"
War das nicht ein Affront gegen die sozialistische Satellitenregierung Sowjetrusslands? Dem polnischen Kirchenhistoriker Andrzej Grajewski zufolge hatte Papst Johannes Paul II. erfolgreich eine Doppelstrategie gefahren.
Doppelstrategie zur Öffnung seines Heimatlandes
Einerseits habe er die Hoffnung der Öffentlichkeit gestillt, aber andererseits auch gesichtswahrenden Handlungsraum für den Staat geschaffen.
Tatsächlich sollte die Regierung das Kriegsrecht bald, infolge der Pilgerreise des Papstes aufheben und die Unterdrückung im Land mäßigen, während die Opposition und die Gläubigen mit gestärktem Rücken in die letzten Jahre der Volksrepublik Polen gingen.
Gleichsam war die Reise alles andere als ein reines Polit-Spektakel, sondern auch ein großes Glaubensfest mit zahlreichen Gottesdiensten mit hohem Besucherandrang in Kirchen, städtischen Parks, Stadien und sogar einer Pferderennbahn.
So erinnerte der polnische Papst, der auch das Nationalheiligtum Jasna Góra zu seinem 600. Jubiläum besuchte, seine gläubigen Landsleute an wichtige Figuren der katholischen Kirche in Polen.
Seligsprechungen polnischer Katholiken aus unfreien Zeiten
Diese sprach er sodann auch vor Ort selig. Zu den neuen Heiligen gehörten der im Konzentrationslager für seine Nächstenliebe ermordete Maximilian Kolbe sowie Ordensgründer und Maler Albert Chmielewski, der beim Januaraufstand gegen die russische Besatzung im Jahr 1863 ein Bein verlor.
Aber auch die "Unabhängigkeitsmutter" Ursula Ledóchowska, die in russischen oder russisch besetzten Gebieten inkognito – weil als katholische Ordensschwester verbotenerweise – Kinder hütete und unterrichtete und sich für Kriegsopfer und Oppositionelle einsetzte, sprach Papst Johannes Paul II. selig.