Eine Geschichte Portugals bis zur spanischen Fremdherrschaft

Den Blick aufs Meer - den Rücken nach Europa

Mit dem Rücken zum Kontinent brach das kleine Portugal im Spätmittelalter zu neuen Ufern auf und wurde binnen kürzester Zeit zur Weltmacht. Doch das Glück war nicht von Dauer. Was sind die zentralen Stationen von Aufstieg und Fall?

Blick von Almada nach Lissabon  / © Michael Althaus (KNA)
Blick von Almada nach Lissabon / © Michael Althaus ( KNA )

711: Die Mauren aus Nordafrika erobern binnen sieben Jahren fast die gesamte Iberische Halbinsel. Im 9. Jahrhundert wird Al-Gharbe, die heutige Algarve, eigenständige maurische Provinz.

868: Im Zuge der "Reconquista" (Rückeroberung) haben die Christen das Nordgebiet bis Porto zurückgewonnen.

1094: Erster Nachweis des Namens "Portugal". König Afonso VI. von Kastilien-Leon überträgt die Grafschaften Coimbra und Portucale ("warmer Hafen") an seinen Schwiegersohn Heinrich von Burgund, als Anerkennung für dessen Einsatz bei der Reconquista.

Bogen zur Rua Augusta, Lissabon, Portugal. / © Katvic (shutterstock)
Bogen zur Rua Augusta, Lissabon, Portugal. / © Katvic ( shutterstock )

1139: Dessen Sohn Afonso Henriques schlägt die Mauren bei Ourique (Alentejo) und ruft sich als Afonso I. zum König Portugals aus. 1143 wird er von Kastilien anerkannt.

1249: endgültige Vertreibung der Mauren aus Portugal, dessen Grenzen bis heute fortbestehen

1350er Jahre: Wiederaufleben des Dualismus zwischen Kastilien und Portugal; Zerwürfnis zwischen König Afonso IV. (1325-1357) und seinem Sohn Pedro I. (1357-1367)

1385: In der Schlacht von Aljubarrota schlagen die Portugiesen eine zahlenmäßig deutliche Übermacht Kastiliens. Portugal wird unter König Joao I., einem unehelichen Sohn Pedros, endgültig unabhängig. Beginn der Dynastie der Avis.

1394: Geburt Heinrichs des Seefahrers, Sohn Joaos I. Mit ihm beginnt das Zeitalter der Entdeckungen.

Das Denkmal der Entdeckungen, Padrao dos Descobrimentos, am Ufer des Tejo in Lissabon / © NORTH DEVON PHOTOGRAPHY (shutterstock)
Das Denkmal der Entdeckungen, Padrao dos Descobrimentos, am Ufer des Tejo in Lissabon / © NORTH DEVON PHOTOGRAPHY ( shutterstock )

1415: Unter Prinz Heinrich wird Ceuta erobert, heute spanische Exklave in Marokko und EU-Flüchtlingsbrennpunkt. 1419 wird Madeira entdeckt, 1427 die Azoren und 1457 die Kapverden.

1488: Umrundung der Südspitze Afrikas

1492: Der Genueser Christoph Kolumbus entdeckt unter der Flagge Spaniens Amerika - nachdem Portugal seine Dienste ausgeschlagen hatte. Portugal erhält Eroberer- und Fernhandelskonkurrenz.

1495: König Manuel I., "der Glückliche", regiert bis 1521 und entfaltet im "Goldenen Zeitalter" ungeheure Bautätigkeit.

1498: Vasco da Gama stößt erstmals nach Indien vor.

1500: Eher zufällig wird Brasilien entdeckt, Portugals größte Kolonie.

1513/15: Ein Portugiese, Jorge Alvares, landet als erster Europäer von See aus in China.

1542: Landung in Japan. Die Entdeckungen und Eroberungen machen Lissabon zur reichsten Stadt Europas.

Blick auf die Kathedrale von Lissabon / © Felipe Oyarzun (shutterstock)
Blick auf die Kathedrale von Lissabon / © Felipe Oyarzun ( shutterstock )

1578: Der erst 24-jährige König Sebastiao erleidet mit einem großen Kreuzritterheer in Marokko eine verheerende Niederlage. Die verlorene Schlacht versinnbildlicht die gefallene Größe: Portugals Weltmacht stürzt wie ein Kartenhaus zusammen.

1580: Tod des letzten Avis-Herrschers. Spaniens König Felipe II. annektiert Portugals Krone in Personalunion. Die "Sechzig Jahre" schmachvoller Fremdherrschaft bis 1640, Spaniens Zwangssteuern und die Trauer über verlorene Größe wirken bis heute im kollektiven Bewusstsein der Portugiesen nach.

 

Quelle:
KNA