Am Ende sangen mehrere tausend Jugendliche die portugiesische Weltjugendtagshymne am Ufer des Kanals von Aveiro, während bunte Fahnen aus Kuba, Südkorea, Frankreich, Deutschland und vielen anderen Ländern über den Menschenmenge im Wind flatterten.
Mit dem Aussendungsgottesdienst am Sonntagabend hat das Bistum Aveiro seine internationalen Gäste verabschiedet: Über 4800 Jugendliche aus der ganzen Welt haben die vergangene Woche in der Diözese zu den "Tagen der Begegnung" verbracht, die traditionell vor Weltjugendtagen stattfinden.
Alle Pilger in Gastfamilien untergebracht
Der Bischof von Aveiro höchstpersönlich hatte sich dafür eingesetzt und geworben, dass alle Pilgerinnen und Pilger in Gastfamilien unterkommen, damit sie das portugiesische Familien- und Glaubensleben kennen lernen.
Für die rund 270 Jugendlichen aus dem Erzbistum Köln war das eine besondere Erfahrung: "Wir haben hier tolle Menschen kennengelernt", erzählt Jeremy Nohl. "Die Leute in unserer Gemeinde waren immer für uns da und in meiner Gastfamilie habe ich mich super aufgehoben gefühlt!" "Man lernt neue Leute kennen, die man noch nie zuvor gesehen hat und die trotzdem so unfassbar herzlich sind!", fügt Cinio Engel hinzu.
Für viele war auch der Zwischenstopp in Lourdes auf dem Weg nach Portugal ein besonderes Erlebnis - trotz Dauerregen und Übernachtung in einer Turnhalle: "Die internationale Lichterprozession war sehr beeindruckend", sagt Jacquelin Höfer und Emul Denuell erinnert sich vor allem an die Ankunft: "Als wir die Zeit am Strand überbrücken mussten und alle zusammen ins Meer gesprungen sind, das war toll!"
Das junge Gesicht der Kirche
Auch der Bischof des Bistums blickt zufrieden auf die letzte Woche zurück: "Dieser Weltjugendtag zeigt das junge Gesicht Christi und das junge Gesicht der Kirche", sagte António Manuel Moiteiro Ramos in seiner Predigt: "Wir alle sind Gesandte seiner Botschaft. Habt keine Angst, Jesus in euer Leben zu lassen und von ihm zu erzählen!", forderte er die Jugendlichen auf.
Er zieht eine positive Bilanz der Tage der Begegnung in seinem Bistum: "Ich habe eine lebendige Diözese erlebt, hunderte von Familien haben Jugendliche aufgenommen, das war eine enorme Bereicherung für uns und auch für die jungen Menschen. Mit dem heutigen Aussendungsgottesdienst schicken wir die Jugendlichen nicht nur nach Lissabon zum Weltjugendtag, sondern senden sie auch aus, als junge Christen von Jesus zu erzählen. Ich wünsche mir, dass diese Begeisterung noch lange anhält!", so Moiteiro Ramos im Interview mit DOMRADIO.DE.
Über Batalha nach Lissabon
Der Kölner Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp zeigte sich am Ende der Tage der Begegnung beeindruckt von der Gastfreundschaft der Portugiesen: "Die Menschen haben sich so viele Gedanken darüber gemacht, was sie uns anbieten und zeigen können. Sie wollten es perfekt machen".
Zwischen Kunst-, Baumpflanz- und Müllsammelaktionen sind ihm jedoch die geistlichen Momente etwas zu kurz gekommen. Das habe sich auch so mancher in der Gruppe gewünscht, sagt er: "Die Aktionen waren ganz großartig und mit Herz gemacht. Aber ich hätte mir an mancher Stelle eine geistliche Einbettung gewünscht: Warum machen wir eigentlich ein ökologisches Programm und was hat das mit unserem Glauben zu tun?".
An diesem Montag machen sich die Pilgerinnen und Pilger im ganzen Land auf den Weg nach Lissabon, wo am Dienstag der Weltjugendtag offiziell eröffnet wird. Ursprünglich hatte die Gruppe aus dem Erzbistum Köln einen Abstecher zum weltberühmten Marienheiligtum Fatima geplant, doch nun wird sie über das Kloster und UNESCO-Weltkulturerbe Santa Maria da Vitória in Batalha fahren: "Ich wollte mit unserer Gruppe nach den Tagen der Begegnung noch mal einen eigenen Gottesdienst feiern, das wäre in Fatima nicht möglich gewesen", sagt Schwaderlapp. "Und ich wollte, dass wir uns noch einmal gemeinsam miteinander stärken und einstimmen auf diese sehr intensiven Tage, die vor uns liegen."
Wiedersehen mit den Panameños
In Lissabon werden die Jugendlichen dann in der Gemeinde São João de Deus nördlich der Altstadt von Lissabon untergebracht. Dann allerdings nicht mehr in Gastfamilien, sondern in den Räumlichkeiten der Pfarrei. Trotzdem ist man in der Gruppe darüber sehr glücklich, denn viele Andere werden auf die umliegenden Bistümer verteilt. "Es ist super, dass wir so zentral wohnen, in der Nähe der deutschen Botschaft und des Parque Eduardo VII., wo zentrale Veranstaltungen stattfinden", sagt Marianne Bauer von der Jugendseelsorge im Erzbistum Köln. "So können die Pilger auch die Stadt entdecken, ohne dass sie morgens erst zwei Stunden anreisen müssen."
Der 21-jährige Cinio Engel freut sich schon auf ein ganz besonderes Wiedersehen: Beim Weltjugendtag 2019 hat er sich mit Teamern in Panama angefreundet. Der Kontakt hat über WhatsApp und Instagram vier Jahre lang gehalten. Jetzt wird er sie hier in Lissabon wiedertreffen: "Ich freue mich schon riesig darauf", sagt er "und das ist einfach schön, dass man so eine internationale Community hat!"