Eine Universität dürfe nicht dazu dienen, das "derzeitige elitäre und ungleiche System in der Welt aufrechtzuerhalten, in dem die höhere Bildung ein Privileg für wenige bleibt", so Franziskus. "Wenn Wissen nicht als Verantwortung wahrgenommen wird, wird es steril." Wenn jene, die das Privileg höherer Bildung genossen hätten, nicht danach strebten, etwas davon zurückzugeben, hätten sie nicht verstanden, was ihnen zuteil geworden sei, so der Papst.
Mit Nachdruck appellierte er an die Studierenden, sich für eine umfassende ökologische Wende in Politik und Wirtschaft einzusetzen. Es sei "neu zu definieren, was wir Fortschritt und Evolution nennen. Denn im Namen des Fortschritts hat man für zu viel Rückschritt den Weg gebahnt."
Papst besucht Bildungsnetzwerk
Am Vormittag besuchte Franziskus dann eine Einrichtung des internationalen Bildungsnetzwerks "Scholas Occurrentes" in Cascais. Dort unterhielt sich der Spanisch sprechende Papst spontan und ohne Redemanuskript mit den Portugiesisch sprechenden jungen Leuten.
Mit einem fast kreisrunden grünen Pinselstrich vollendete das Kirchenoberhaupt im Anschluss ein drei Kilometer langes Wandbild. Das Werk mit dem Titel "Leben zwischen den Welten" hatten Hunderte junger Menschen in den vergangenen Wochen geschaffen.
Das Netzwerk "Scholas Occurrentes" fördert Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche in 190 Ländern und erreicht nach eigenen Angaben rund eine Millionen Kinder und Jugendliche. Es geht auf eine Initiative des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, zurück, der dann 2013 zum Papst gewählt wurde.
Todesfall beim Weltjugendtag
Unterdessen starb beim Weltjugendtag in Portugal eine 62 Jahre alte Pilgerin. Die Französin habe seit Montag nach einem häuslichen Unfall in der Kleinstadt Oeiras westlich von Lissabon im Krankenhaus gelegen, teilten die Organisatoren am Donnerstag mit. Die Familie befindet sich den Angaben zufolge in Lissabon und wird ebenso wie die gesamte Pilgergruppe der Frau betreut. Die Angehörigen nahmen am Donnerstagmorgen an einer privaten Messe mit dem Papst teil.
Nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hatte zudem ein Jugendlicher aus Kroatien einen schweren Badeunfall. Er werde schwer verletzt im Krankenhaus behandelt, hieß es bei einer WJT-Veranstaltung.
Treffen mit Opfern sexuellen Missbrauchs
Am Vorabend hatte sich Papst Franziskus mit Opfern von sexuellem Missbrauch getroffen. In der Vatikanbotschaft in Lissabon empfing er eine Gruppe von 13 Personen, die in der Vergangenheit von Geistlichen missbraucht wurden. Die Begegnung sei von einer Atmosphäre des "intensiven Zuhörens" geprägt gewesen, so das vatikanische Presseamt.
Mitte Februar hatte eine mithilfe von Portugals Bischofskonferenz ins Leben gerufene Kommission einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4.815 Kinder in Portugal im kirchlichen Kontext sexuell missbraucht wurden. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Eine außergerichtliche finanzielle Entschädigung der Opfer lehnen die portugiesischen Bischöfe bislang ab.