Papst predigt gegen kirchliche Resignation

Surfer als Vorbild nehmen

Papst Franziskus hat die katholische Kirche aufgerufen, Resignation und Pessimismus zu überwinden und ihre Botschaft mit neuem Mut zu verkünden. Die Kirche verspüre auf ihrem Weg ein Gefühl der "Müdigkeit".

Papst Franziskus bei einer Vesper mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern im Hieronymitenkloster beim Weltjugendtag in Lissabon. / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus bei einer Vesper mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern im Hieronymitenkloster beim Weltjugendtag in Lissabon. / © Romano Siciliani ( KNA )

Dies sei vor allem in Ländern mit alter christlicher Tradition weit verbreitet, die von Säkularismus und Gleichgültigkeit gegenüber Gott geprägt sind. Das sagt er vor Hunderten Priestern, Seminaristen und Seelsorgepersonal am Mittwochabend in Lissabon.

Verstärkt werde dies durch Enttäuschung und Zorn, den manche wegen Skandalen gegenüber der Kirche empfänden. Die Skandale hätten das Gesicht der Kirche entstellt, deshalb müsse sie sich in Demut läutern und dabei vom "Schmerzensschrei der Opfer" ausgehen.

Die Seelsorger sollten den Herrn ins Boot der Kirche einsteigen lassen, damit er noch einmal "das Steuer in die Hand nimmt". Es sei "nicht die Zeit, anzuhalten und aufzugeben, das Boot am Ufer festzumachen oder zurückzublicken", betonte der Papst und fuhr fort: "Wir dürfen nicht vor dieser Zeit fliehen, weil sie uns ängstigt, und uns in Formen und Stile der Vergangenheit flüchten. Nein, dies ist die Zeit der Gnade, die der Herr uns schenkt, damit wir auf das Meer der Evangelisierung und Mission hinausfahren können."

In Nazare den Wellen trotzen

Franziskus rief die Seelsorger auf, sich ein Beispiel an den Surfern zu nehmen, die am Strand von Nazare die Atlantik-Wellen herausfordern. "Fürchten wir uns nicht, uns dem offenen Meer zu stellen!", so der Papst. Nachdrücklich warb er für die kommende Weltsynode im Oktober und sagte: "Die Kirche ist synodal, sie ist Gemeinschaft, gegenseitige Hilfe, gemeinsames Unterwegssein. (...) Auf dem Schiff der Kirche muss Platz für alle sein: Alle Getauften sind aufgerufen, einzusteigen, die Netze auszuwerfen und sich persönlich für die Verkündigung des Evangeliums einzusetzen."

Dies sei eine große Herausforderung, vor allem weil "Priester und Ordensleute immer weniger werden, während die Anforderungen steigen". Der Papst ermutigte die Kirchenmitarbeiter, diese Situation als Chance zu sehen, Laien mit Elan und Kreativität einzubinden. "Wenn es keinen Dialog, keine Mitverantwortung und keine Beteiligung gibt, altert die Kirche", so die Warnung des Papstes.

Die Kirche als sicherer Hafen

Die Kirche habe die Aufgabe, "das Netz des Evangeliums auszuwerfen, ohne dass wir dabei mit dem Finger auf andere zeigen, sondern indem wir den Menschen unserer Zeit einen neuen Lebensentwurf, nämlich den von Jesus, bringen". Sie müsse "die Liebe Christi dorthin bringen, wo die Familien zerbrechlich und die Beziehungen verletzt sind; und die Freude des Geistes dort vermitteln, wo Entmutigung und Fatalismus herrschen."

Er träume von einer Kirche als "sicherem Hafen" für alle, die sich den Überfahrten, Schiffbrüchen und Stürmen des Lebens stellen, sagte der Papst in seiner zweiten Ansprache seiner insgesamt fünftägigen Portugal-Reise.

Quelle:
KNA