Lebensberaterin gibt Tipps zur Erhaltung der Urlaubsgefühle

Aus der Pflicht eine Tugend machen

Wenn wir aus dem Urlaub kommen, warten E-Mails auf uns, Post im Briefkasten, eine leerer Kühlschrank. Außerdem beginnt die Arbeit wieder. Wie wir uns die Erholung im Urlaub im Alltag bewahre können, weiß Lebensberaterin Heidi Ruster.

Im Urlaub schaffen es viele abzuschalten. Wie man danach die Erholung im Alltag beibehält, ist aber eine weitaus größere Herausforderung. / © Carsten Rehder (dpa)
Im Urlaub schaffen es viele abzuschalten. Wie man danach die Erholung im Alltag beibehält, ist aber eine weitaus größere Herausforderung. / © Carsten Rehder ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie schaffen wir es, nicht gleich nach einer Woche wieder gestresst zu sein?

Heidi Ruster / © Anja Sabel / Kirchenbote Osnabrück
Heidi Ruster / © Anja Sabel / Kirchenbote Osnabrück

Heidi Ruster (Ehe,- Familien und Lebensberaterin): Von einer guten Zeit in die nächste braucht es Übergänge und vielleicht müssen die auch ein bisschen geplant werden. Ich finde To-Do-Listen sinnvoll: Post, E-Mails checken, Kühlschrank auffüllen und so weiter. So eine Liste ist gut als Vorbereitung, um step by step die anstehenden Aufgaben verteilt auf mehrere Tage zu erledigen.

Aber man sollte nicht auf die Aufgaben schauen, als wären sie ein riesiger Berg, auf den man starrt und von dem man sich bannen lässt. Mit so einer Liste kann man auch anderen etwas Verantwortung abgeben, an größere Kinder zum Beispiel: Schultasche leeren, Mäppchen auffüllen und solche Sachen.

Man sollte sich durch die Aufgaben nicht in Stress und unangenehme Gefühle verwickeln lassen. Man kann sie auch als Herausforderung betrachten, für die man sich Zeit nimmt. Und dann ist es auf einmal schön, wenn das Mäppchen wieder mit gespitzten neuen Stiften vor uns liegt. So kann aus der Pflicht, die knechtet und stresst, eine gemeinsame Aktion mit Freude über den Erfolg werden.

DOMRADIO.DE: Im Urlaub nimmt man sich oft mehr Zeit für sich, für die Kinder, für den Partner oder die Partnerin. Warum fallen wir danach oft in übliche Muster, die uns dann direkt wieder ins Hamsterrad katapultieren?

Heidi Ruster

"Man sollte schon auf der Heimreise jeden einzelnen fragen, was das Schönste für ihn war, die Best of Holidays zusammentragen."

Ruster: Das ist irgendwie ein ungewöhnliches Gesetz. Im Urlaub gelingt es vielen Menschen, die Ressourcen wieder aufzufüllen. Wir erleben eine gelöste Stimmung, erleben uns und die anderen noch mal ganz neu und denken dann, dass das nur in den Ferien geht. Dass das im Alltag nicht oder nur selten möglich sei. Wir verschieben dann auch viel, was Freude bereitet. Das machen wir wenn wir Zeit haben. Dies und jenes wird in den Ferien gemacht.

Im Grunde müsste man sich das erhalten. Man sollte schon auf der Heimreise jeden einzelnen fragen, was das Schönste für ihn war, die Best of Holidays zusammentragen. Diese Würdigung nicht nur zu erleben und noch mal zu feiern, sondern auch genau hinhören. Das ist manchmal sehr überraschend, was anderen wichtig war und Freude bereitet hat. Das könnte man festhalten und überlegen, wie, wo und wann diese Oasen im Alltag vorkommen können.

DOMRADIO.DE: Wie gelingt es dann nach den Ferien, diese Frei- und Erholungsräume in den Alltag einzubauen?

Heidi Ruster

"Man könnte beispielsweise den Sonntag wieder ernst nehmen und ihn als eine gegebene Unterbrechung des Alltags betrachten."

Ruster: Ein Faktor ist vor allem die Zeit. Man muss das planen und beispielsweise – wie bei beruflichen Verpflichtungen – Muße in den Alltag einbauen. Man könnte beispielsweise den Sonntag wieder ernst nehmen und ihn als eine gegebene Unterbrechung des Alltags betrachten.

Dann kann in dieser Zeit das, was von den Ferien übrig geblieben ist, wieder belebt werden. Dann kann man das gleiche machen, was man im Urlaub gerne gemacht hat. Diese Zeit sollte man sich sichern, so, dass man am Sonntag nicht einfach nur das erledigt, was in der Woche übrig geblieben ist. Solche Freiräume muss man sich freischaufeln.

DOMRADIO.DE: Wenn man als Familie allein unterwegs ist, kommen nicht so viele Verpflichtungen oder Einladungen von Freunden, vom Arbeitgeber, von der Schule und so weiter. Wie bewahre ich mir die nötige Gelassenheit?

Ruster: Man muss sich vor Augen führen, was das für mich verträgliche Maß zwischen meinen Ressourcen, meinen Pflichten und den Erwartungen meiner Umwelt sind. Dieses Maß muss ich kennen. Wenn ich das aber weiß, dann kann ich das mitgestalten und nur genau so viele Zusagen treffen, wie es wirklich passt. Und dabei sollten diese Erholungsinseln nicht zu kurz kommen. Die müssen alltagstauglich werden. Das ist wichtig.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR