Hitze-Angst in Italien: Seit Tagen warnen Meteorologen vor neuen Temperaturrekorden in Rom. Viele Einwohner ziehen sich für ein paar Grad weniger in die nahe gelegenen Berge oder ans Meer zurück. Auch Päpste flohen einst vor der sommerlichen Hitze aus dem Vatikan. Franziskus hingegen hält privat nicht viel von Urlaub in der Ferne, sondern hält sich an die Devise: Zu Hause ist es doch am schönsten.
So bleibt er selbst bei hohen Temperaturen in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Seit seiner Wahl zum Papst lebt er dort in der Suite 201 auf rund 70 Quadratmetern mit Schlaf- und Arbeitszimmer sowie einem Bad.
Einen Raum zum Gästeempfang und eine private Kapelle gibt es außerdem in seinem Flügel auf dem zweiten Stock. Der Zugang zum päpstlichen Wohn- und Arbeitsbereich ist für andere Besucher der Unterkunft gesperrt, die Schweizergarde bewacht das katholische Kirchenoberhaupt.
Wie im Hotel
Ansonsten geht es in dem Gebäude nahe dem Petersdom zu wie in einem Urlaubshotel: Es gibt eine Rezeption, Klimaanlage, regelmäßige Mahlzeiten. Für den kleinen Hunger oder Durst zwischendurch stehen Wasser-, Kaffee- und Snackautomaten bereit. Einen Steinwurf entfernt ist die "grüne Lunge" des Vatikans. Seine Gärten nehmen mehr als die Hälfte der gesamten Fläche des 44-Hektar-Kleinstaates ein.
Warum also in die Ferne schweifen? Mit den gut 120 Zimmern des Gästehauses sind immer genug Menschen für eine Unterhaltung zugegen.
Das nutzt Franziskus gerne bei den gemeinsamen Mittag- und Abendessen an den Gruppentischen des Speisesaals. Weil er unter Menschen leben wolle, habe er sich gegen die eigentlich vorgesehene Papst-Wohnung im Apostolischen Palast entschieden, erläuterte er kurz nach Amtsantritt.
Sommerresidenz mit Schwimmbecken
Viel Publikumsverkehr hätte in der jahrhundertealten Sommerresidenz der Päpste in Castel Gandolfo ebenso wenig geherrscht. Vermutlich ein Grund, warum sie Franziskus 2016 in ein Museum umwandeln ließ. Nun soll dort noch ein Zentrum für ökologische Bildung und Landwirtschaft entstehen.
Urlaub machte der argentinische Papst dort nie, besuchte in den Albaner Bergen nur einmal 2013 seinen Vorgänger Benedikt XVI. Letzterer soll auch nach seinem Rücktritt ab und zu Ausflüge in seine alte Sommerresidenz unternommen haben.
Seit dem 17. Jahrhundert urlaubten die Päpste an diesem idyllischen Ort. Auf einer Fläche von 55 Hektar - größer als der Vatikan selbst - ließ Papst Johannes Paul II. für sich ein Schwimmbecken bauen, spielte Tennis oberhalb des blau glitzernden Albaner Sees. Nachfolger Benedikt ließ es weniger sportlich angehen, genoss die sommerlichen Auszeiten mit Spaziergängen und Klavierspiel.
Einer geht Skifahren - der Andere spazieren
Beide Amtsvorgänger von Franziskus zog es zudem ab und zu weiter raus als in das etwa 30 Kilometer entfernte päpstliche Feriendomizil. Benedikt urlaubte mitunter in den Bergen Südtirols, Johannes Paul II. ging leidenschaftlich gerne Skifahren.
Franziskus indes bleibt gerne zu Hause. Eine Neurose nannte er einmal die enge Verbindung mit seiner gewohnten Umgebung. Im Urlaub verreist sei er zuletzt 1975. Damals war Jorge Bergoglio Leiter des Jesuitenordens in Argentinien.
Um sich im Juli ein wenig zu erholen, lässt es der 86-Jährige im Vatikan etwas ruhiger angehen. Die großen Generalaudienzen auf dem schattenlosen Petersplatz sind gestrichen, die offiziellen Termine auf ein Minimum reduziert. Öffentlich zeigt sich Franziskus nur beim sonntäglichen Mittagsgebet am Fenster seines offiziellen Arbeitszimmers im Apostolischen Palast.
Mehr schlafen
Die freie Zeit nutzt der Papst nach eigener Aussage, um mehr zu schlafen, mehr zu lesen, mehr Musik zu hören und mehr zu beten. Das entspanne ihn. Außerdem soll er sich häufiger mit Freunden und Bekannten treffen. Auf die Arbeit will er jedoch nie ganz verzichten.
Schließlich gibt es eine Menge vorzubereiten - zum Beispiel seine Besuche in Portugal und der Mongolei im August. Denn für wichtige Dienstreisen ist Franziskus kaum ein Weg zu weit.