"Let It Be" lautet einer der wohl bekanntesten Songs der Beatles. 1970 kam das Lied erstmals als Single auf den Markt - und seither hat es unzählige Menschen in seinen Bann gezogen. Etwas ungelenk könnte man den Liedtitel, eine idiomatische Redewendung, ins Deutsche so übersetzen: "Lass es einfach mal gut sein!" Es gibt in der Bibel einen Text, der ein ähnliches Thema behandelt wie das, worüber die Pilzköpfe aus Liverpool da singen: das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat (Mk 4,26-29). Es passt in diese sommerlichen Tage, in denen es überall blüht und die Früchte reif zur Ernte sind.
Das richtige Maß
Jesus erzählt uns in diesem Gleichnis folgendes: Ein Bauer sät und erntet und in der Zwischenzeit - tut er nichts. Er sorgt sich nicht übermäßig um seine Pflanzen, er grübelt nicht Tag und Nacht, was sein könnte, wenn... Der Landwirt ergibt sich vielmehr ganz und gar seinem Schicksal, weil er weiß: Er kann es ja doch nicht ändern.
Und weil er von der Gewissheit erfüllt ist, dass alles Werden und Gedeihen letztlich in der Hand eines anderen liegt, der alles irgendwie doch zum Guten führen wird. So kann der Bauer seines Lebens froh sein, im Frühjahr säen und im Herbst eine reiche Ernte einfahren - und in der Zwischenzeit sorglos sein Leben verbringen. Er vertraut darauf, dass die Saat aufgeht und wächst und Früchte trägt. Dieses Vertrauen trägt sein Leben.
Ein Plädoyer für die Gelassenheit, das Jesus hier seinen Jüngern ans Herz legt und das auch unserer Zeit guttut. Christ sein heißt nämlich nicht zwangsläufig, ständig zu schauen, dass meine "Saat" auch aufgeht, dass die, denen ich das Evangelium predige, es auch leben. Christ sein heißt nicht, andauernd im Stress durch den Alltag hetzen zu müssen, in Arbeit zu ertrinken, sich jede Erholung zu verbieten.
Pausen sind wichtig
Markus hat dieses Gleichnis Jesu mit Bedacht hat in sein Evangelium aufgenommen. Denn er weiß, wie wichtig es auch für einen Christen ist, einmal Pause zu machen und durchzuschnaufen. Für die Jünger, denen Jesus dieses Gleichnis erzählte, bedeutete dies: Der Verkündiger hat nicht auch noch dafür Sorge tragen zu müssen, dass seine Botschaft auch ankommt. Das liegt in der Hand eines anderen.
Für uns heute kann dies heißen: Wir können nicht mit allem, was in unserer Kraft liegt, das Reich Gottes herbeiführen. Wir können und müssen zwar unseren Beitrag dazu in dieser Welt leisten, aber wir müssen auch einsehen, dass es letztlich nicht unser Verdienst ist. Es liegt allein an Gott, sein Reich hier und jetzt anbrechen zu lassen und die Welt zur Vollendung zu führen. Das Wort des Evangeliums auszusäen und unter die Menschen zu bringen, das ist unser Auftrag. Aber was dann geschieht, das weiß Gott allein. Da müssen wir glauben und vertrauen, dass es schon gut wird.
So ist es auch eine zutiefst christliche Lebenseinstellung, gelassen zu sein, einmal auszuruhen von Stress und Hektik, abzuschalten vom Alltag und alle Sorgen zu vergessen. Die Wochen des Sommers bieten uns dazu eine willkommene Gelegenheit.
Alles liegt in Gottes Hand
Die Tage des Ausruhens und Entspannens sind auch die Tage, an denen wir uns gerne daran erinnern dürfen, dass alles in Gottes Hand liegt, dass er alles zum Guten führen wird. Und dass wir nach getaner Arbeit auch sagen dürfen: Jetzt ist es Sache eines Anderen, auch etwas aus dem zu machen, was wir ausgesät haben.
Die Zeit zum Durchschnaufen ist also ebenso wichtig wie die Zeit der Arbeit. Und besonders die heißen Tage des Sommers laden ein, sich einmal bewusst Pausen zu gönnen. Einmal bewusst Gelassenheit zu üben, weil der Alltag mit seinem Stress und seinen Verpflichtungen doch so schnell wiederkehrt.
Genießen wir den Sommer als Zeit zum Krafttanken und Ideen sammeln, damit wir danach mit neuem Elan wieder an die Arbeit gehen können. Jetzt ist die Zeit zum Zurücklehnen, zum Durchschnaufen, zum Ausruhen. Mit den Beatles dürfen wir dann einstimmen: "Let it be". Lassen wir es einfach mal gut sein - im Wissen darum, dass Gott die Dinge zum Guten führen wird.