Vor 775 Jahren wurde der Grundstein zum Kölner Dom gelegt

Wahrzeichen und "ewige Baustelle"

Vor 775 Jahren legte der Kölner Erzbischof den Grundstein für den Dom. Die Konstruktionsgeschichte der Kathedrale war immer wieder von Unglücken und Verzögerungen geprägt. Die Baumaßnahmen dauern an. Wie lange noch?

Autor/in:
Johannes Senk
Blick auf den Kölner Dom / © Galina Vashchenko (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Galina Vashchenko ( shutterstock )

Sechs Jahre länger als geplant wurde an der Hamburger Elbphilharmonie gebaut, der Hauptstadtflughafen BER ging erst neun Jahre später an den Start, und auf die für 2019 vorgesehene Fertigstellung vom Bahnhof Stuttgart 21 werden die Bewohner der schwäbischen Hauptstadt noch mindestens bis 2025 warten.

Die vergangenen Jahr waren sicher keine guten für Großbauprojekte in Deutschland; die Verzögerungen - und Verteuerungen - waren ein beliebtes Ziel für Spott aus der ganzen Bundesrepublik.

Dabei sollte so manchem das hämische Lachen eigentlich im Hals stecken bleiben, insbesondere Menschen, die aus Köln kommen. Denn in der Rheinmetropole findet sich eine Dauerbaustelle ganz anderer Größenordnung - auf die der Kölner an sich obendrein aber ziemlich stolz ist, handelt es sich doch um das Wahrzeichen der Stadt: den Kölner Dom.

Grundsteinlegung im Jahr 1248

Die Baugeschichte der gotischen Kathedrale begann im sich dankbar zu merkendem Jahr 1248 (einfach immer mal zwei nehmen). Die Grundsteinlegung durch den damaligen Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden fand laut Urkunden am 15. August statt und jährt sich damit in diesem Jahr zum 775. Mal. Der Erzbischof, damals einer der mächtigsten Männer im Reich, wollte ein neues Haus schaffen für die mutmaßlichen Gebeine der Heiligen Drei Könige, die sein Amtsvorgänger Rainald von Dassel 1164 aus Mailand an den Rhein entführt hatte.

Blick auf den Kölner Dom (Archiv) / © KeongDaGreat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom (Archiv) / © KeongDaGreat ( shutterstock )

Die neue Kirche sollte an jener Stelle errichtet werden, wo der karolingische Hildebold-Dom stand. Dieser sollte Stück für Stück dem neuen Bauwerk weichen. Doch schon damals ging einiges fehl, und durch einen Fehler beim Abbruch zerstörte ein Feuer fast das gesamte alte Gemäuer.

Mit Meister Gerhard berief der Erzbischof dann einen der kundigsten Baumeister nach Köln, damit dieser die Errichtung der Kathedrale beaufsichtige. Der Meister ließ sich vom neusten Schrei aus Frankreich, den gotischen Kathedralen in Paris und Amiens, inspirieren. Unter dem ersten Dombaumeister gingen die Arbeiten schnell voran - bis zum nächsten Unglück, dem bis heute mysteriösen tödlichen Sturz Gerhards von einem Gerüst der Kathedrale. Ihn beerbte 1271 Meister Arnold als zweiter Dombaumeister.

Baustelle ruhte fast 300 Jahre

In den folgenden zweieinhalb Jahrhunderten gingen die Arbeiten mal mehr und mal weniger schnell voran, immer wieder mit Unterbrechungen - bis ins Jahr 1528, als alle Arbeiten eingestellt wurden. Fast 300 Jahre ruhte die Baustelle in der Folge; der Domkran auf dem halbfertigen Südturm wurde zum Wahrzeichen der Stadt und des mutmaßlich gescheiterten Mammutprojekts.

1823 war es dann ausgerechnet unter der Herrschaft der protestantischen Preußen, dass wieder Leben auf die Baustelle kam.

Schon zum Dombaufest 1848 - zum 600. Jahrestag der Grundsteinlegung - wurde der Innenraum geweiht, im Beisein von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Weitere 32 Jahre später, 1880, waren dann auch die Türme fertiggestellt und der Kölner Dom vollendet - vorerst.

Instandhaltung gefragt

Denn mit dem Abschluss der Baugeschichte beginnt die der Instandhaltung. Und die hat es bei der flächenmäßig größten und zweithöchsten Kirche Deutschlands in sich. Fast 100 Mitarbeiter sind derzeit in der Dombauhütte beschäftigt, in den Werkstätten sowie in Archiv und Verwaltung. Dombaumeister ist seit 2016 Peter Füssenich.

Kölner Dombaumeister Peter Füssenich / © Henning Kaiser (dpa)
Kölner Dombaumeister Peter Füssenich / © Henning Kaiser ( dpa )

Der jährliche Bauetat liegt nach Angaben der Dombauhütte bei acht Millionen Euro, von denen in den vergangenen Jahrzehnten im Schnitt etwa 60 Prozent der Zentral-Dombau-Verein trug. Dessen Finanzen ergeben sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Die übrigen Kosten teilen sich zu etwa gleichen Teilen das Erzbistum Köln und das Land Nordrhein-Westfalen, ein kleiner Zuschuss kommt auch von der Stadt Köln.

Wirklich abgeschlossen scheinen die Arbeiten am Dom indes nie zu sein. War es über knapp 300 Jahre der Baukran, der das Bild der Kathedrale prägte, sind es nun Stahlgerüste die dem Dom an wechselnden Stellen den Nimbus einer ewigen Baustelle verleihen.

Dom bedarf permanenter Pflege

Zeitweise ist mal eine der Fassaden gerüstfrei und bietet freien Blick auf das Monument. Aber ganz ohne das Netz aus Stahlrohren wird der Dom eben nicht auskommen, erklärt der Sprecher der Dombauhütte, Matthias Deml.

Matthias Deml / © Melanie Trimborn (DR)
Matthias Deml / © Melanie Trimborn ( DR )

Aktuell wird unter anderem am Nordturm gearbeitet, an der Querhausfassade des Südhauses und am Michaelsportal, dem Haupteingang am Nordquerhaus zum Bahnhofsvorplatz hin. Wie lange die jeweiligen Arbeiten dauern, kann je nach Bauabschnitt stark variieren, sagt Deml. Die derzeitige Maßnahmen-Planung gehe noch bis 2070, "aber auch nach diesem Zeitpunkt wird es noch jede Menge zu tun geben, da ein Großbauwerk wie der Kölner Dom permanenter Pflege bedarf".

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

Quelle:
KNA