Kölner Stadtdechant beklagt Dreck und fehlendes Grün um Dom

"Keinerlei Platzqualität"

Auch 775 Jahre nach der Grundsteinlegung für den Kölner Dom gibt es im Umfeld der Kathedrale noch etliches zu tun. Dom- und Stadtdechant Robert Kleine fordert von der Stadt, mehr für Sauberkeit und Begrünung rund um den Dom zu tun.

Vor dem Kölner Dom / © ilolab (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Lärm, Dreck und viele Baustellen. So könnte man die derzeitige Umgebung des Kölner Doms zusammenfassen. Was stört Sie am meisten?

Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Monsignore Robert Kleine (Kölner Dom- und Stadtdechant): Mich stört vor allem der Dreck. Natürlich gibt es im Moment viele Baustellen, wie das Laurenz Carré an der Südseite des Roncalliplatzes, das leer stehende Römisch-Germanische Museum oder das Dom-Hotel. Da ist ziemlich viel im Bau oder steht leer. Aber das wird irgendwann behoben sein, so hoffe ich.

Monsignore Robert Kleine

"Es gibt aber nicht nur diese Art von Dreck, sondern auch Verschmutzung durch die Notdurft, die in allen möglichen Ecken verrichtet wird."

Aber ein grundsätzliches Problem derzeit ist die Sauberkeit, vor allem in der Domumgebung. Wenn man morgens über den Roncalliplatz und über die Domplatte geht, fragt man sich, warum anscheinend fast alle ihren Müll dorthin werfen müssen.

Es gibt aber nicht nur diese Art von Dreck, sondern auch Verschmutzung durch die Notdurft, die in allen möglichen Ecken verrichtet wird. Das ist im Moment das größte Problem in der Domumgebung.

DOMRADIO.DE: Die Stadt hat als Aufgabe, diesen Dreck zu entfernen. Aber ist es nicht ein generelles Problem, dass es in Köln an öffentlichen Toiletten fehlt?

Domplatte mit wenig Grün / © Mathias Peter (DR)
Domplatte mit wenig Grün / © Mathias Peter ( DR )

Kleine: Ja, das ist das Hauptproblem. Das betrifft Besucher, auch Menschen, die ohne Obdach sind, da sie keine Möglichkeit haben, bezahlbar auf Toilette zu gehen.

In Restaurants werden sie nicht eingelassen. Es gibt eine Toilettenanlage von der Stadt unterhalb des Domes, dort wo die Turmbesteigung ist. Die kostet aber ziemlich viel, und im Bahnhof muss man auch bezahlen. Deshalb nutzen nicht wenige die einfachere Lösung, als Touristen aus der Altstadt kommend, sich noch mal schnell zu erleichtern, bevor es mit der Bahn zurückgeht. Auch die Obdachlosen haben für sich oft keine andere Möglichkeit.

In vielen anderen Städten, die öffentliche Toiletten haben, die auch sauber gehalten werden, kostet es nichts. Ich glaube, da ist die Stadt gefordert, in der Nähe des Domes etwas zu schaffen.

Wenn wir auf die Gereonstraße schauen, da halten im Augenblick die Touristenbusse. Auch dort gibt es keine dauerhafte Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen. Da ist inzwischen eine Dixi-Toilette aufgebaut worden. Die ist zwar schön verkleidet, aber das kenne ich von anderen Orten ganz anders. Da kommen Busse zu einem Parkplatz, da gibt es sanitäre Anlagen, die sauber sind und dann geht man zur Stadtbesichtigung. Das ist ein großes Manko bei uns in Köln.

DOMRADIO.DE: Ein anderer Aspekt der Domumgebung ist der Verkehr. Da ist ist in den letzten Monaten vor allem nördlich des Domes einiges passiert. Autos können nur noch sehr eingeschränkt durchfahren. Busse halten jetzt woanders. Dafür sind die Radwege breiter geworden und Fußgänger müssen nicht mehr an den Ampeln warten. Aber es fehlt noch an Grün, oder?

Monsignore Robert Kleine

"Ich finde es erst einmal positiv, dass wenn man jetzt vom Bahnhof kommt, man über die Straße gehen kann, ohne überfahren zu werden."

Kleine: Es gibt auch da viel Kritik. Ich finde es erst einmal positiv, dass man jetzt vom Bahnhof kommend über die Straße gehen kann, ohne überfahren zu werden. Wenn ich mir viele andere Städte anschaue, gibt es in der Domumgebung auch keinen direkten Verkehr, zum Beispiel in Florenz oder München. Ich finde es sehr gut, dass die Stadt da etwas unternommen hat.

In Köln scheint mir diese Verkehrsführung aber etwas holprig zu sein, auch weil das von heute auf morgen kam. Es fehlt mir die Ansage, die mir aber seitens der Stadt in einem Gespräch gemacht wurde, dass es sich erst einmal um einen Versuch handelt.

Wenn demnächst an der Domplatte gearbeitet wird, werden die letzten Betonreste entfernt. Die Domplatte wird im oberen Bereich, wo jetzt ein Fotogeschäft ist, verbreitert werden. Wenn das geschehen ist, soll auch der Gesamtbelag der Straßen um den Dom herum neu gemacht werden. Denn im Augenblick ist das eine Flickschusterei zwischen Kopfsteinpflaster, kleinem Pflaster, Asphalt und aufgerissenen Platten. Das gefällt natürlich gar nicht. Ich würde darauf insistieren, dass wir da auch Grün brauchen.

Ich war gerade mit dem Domchor in Spanien. Wenn man sich Salamanca anschaut, gibt es dort Sitzbänke, Grünanlagen und Bäume. Leider haben wir die Tiefgarage unter dem Dom. Aber es gibt andere Möglichkeiten, das Ganze trotzdem zu begrünen.

Das würde ich mir auch für den Roncalliplatz wünschen. Denn wenn man zum Beispiel Bilder von der Domvollendung sieht, war das alles schöner angelegt. Damit meine ich nicht nur Blumenrabatten in Betonkästen.

DOMRADIO.DE: Wenn es eine Grünanlage auf dem Roncalliplatz gäbe, wo würden dann die ganzen Veranstaltungen stattfinden, wie zum Beispiel an Fronleichnam?

Kleine: Auch wenn es eine Platzmitte geben muss, kann das Grün besser gestaltet werden, als es jetzt der Fall ist. Es muss nicht eine gesamte Grünanlage werden. Die Frage ist, was findet dort statt? Der Weihnachtsmarkt wird auch weiter dort stattfinden können, aber in einem anderen Rahmen, begrünter, vielleicht mit weniger Ständen. Das muss man gucken.

Aber lässt man einen solchen Platz, der manchmal auch wie eine Betonwüste aussieht, wegen vielleicht drei Wochen im Jahr, in denen viel los ist, so wie er ist? Kann man das nicht besser gestalten?

Monsignore Robert Kleine

"Wir haben um den Dom herum keinerlei Platzqualität, weder auf der Domplatte noch auf dem Roncalliplatz."

Es wäre natürlich auch schön, wenn die geplante "historische Mitte" realisiert wird. In dem Haus, wo früher die Buchhandlung Kösel war, könnte man vielleicht ein Café einrichten, um mehr Platzqualität zu schaffen. Das ist das Hauptproblem. Wir haben um den Dom herum keinerlei Platzqualität, weder auf der Domplatte noch auf dem Roncalliplatz.

Wenn Touristen kommen, möchten sie gerne den Dom sehen. Sie gehen ein paar Schritte zurück und laufen gegen die Kreuzblume, die da steht. Oder sie fallen über die Bordsteinkanten, die da noch sind, obwohl keine Autos mehr fahren können.

Das ganze "Gewurschtel" muss irgendwann beendet werden. Ich weiß, das wird Geld kosten, aber ich glaube, das sind wir dem Dom, der diesen großen Geburtstag mit seiner Grundsteinlegung heute feiert, schuldig. Ich glaube, das erwarten Touristen auch. Sie dürfen auch erwarten, dass nicht nur der Dom, sondern auch die Umgebung des Domes akzeptabel ist.

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich zukünftig für die Umgebung des Kölner Doms? Was ist das Dringendste, was gemacht werden muss?

Kleine: Es gibt wohl auf Betreiben der Oberbürgermeisterin eine Vereinbarung, dass man für mehr Sauberkeit sorgen möchte. Die Stadt verdient so viel durch die Touristen, die auch wegen des Doms nach Köln kommen. Von diesen Einnahmen sollte man etwas investieren, um zum Beispiel die Leerung der Mülleimer oder die Reinigung der Plätze der Domumgebung mehr in den Blick zu nehmen oder eine häufigere Leerung und Reinigung zu veranlassen.

Ich habe es schon erwähnt, dass es auch andere Hinterlassenschaften gibt, sodass man unter Umständen in der Umgebung des Hauptbahnhofs und des Doms öfter auch einmal mit Wasser reinigen sollte, damit es schön aussieht und nicht schlecht riecht. Ich erwarte von der Stadt, dass man das jetzt konsequent umsetzt.

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

Quelle:
DR