Käßmann fordert verstärkte Diplomatie in Ukraine-Debatte

"Mir fehlen Diplomatie-Experten"

Die evangelische Theologin Margot Käßmann fordert für ein Ende des Ukraine-Kriegs mehr diplomatische Anstrengungen. Käßmann unterstreicht die Unabdingbarkeit eines Waffenstillstands in diesem Kontext.

Margot Käßmann / © Harald Oppitz (KNA)
Margot Käßmann / © Harald Oppitz ( KNA )

 

"Mir fehlen in der jetzigen Debatte neben all den Militärexperten die Diplomatie-Experten", sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Online-Magazin "evangelische aspekte" (August): "Es muss doch zuallererst darum gehen, die Waffen zum Schweigen zu bringen."

Ihr sei wichtig, die eigene Position immer wieder auch infrage zu stellen, fügte Käßmann hinzu: "Ich selbst habe mich als Pazifistin klar gegen Waffenlieferungen geäußert. Denn ich sehe in immer noch mehr Waffen keine Lösung, sondern eine Eskalation."

Waffenstillstand notwendig 

Ihr sei aber auch bewusst, dass sie durch eine solche Haltung schuldig werden könne an Menschen, die sich Waffen zur Verteidigung wünschen. Käßmann: "Es wäre gut, wenn auch diejenigen, die so absolut überzeugt argumentieren, dass nur Waffen und immer noch mehr Waffen der richtige Weg sind, diese Zweifel auch einmal zulassen würden."

Ukrainische Soldaten im Krieg / © Roman Chop/AP (dpa)
Ukrainische Soldaten im Krieg / © Roman Chop/AP ( dpa )

Wie ein Frieden für die Ukraine aussieht, müsse ausgehandelt werden. Voraussetzung dafür aber sei ein Waffenstillstand. Die "evangelischen aspekte" sind die Zeitschrift der Evangelischen Akademikerschaft in Deutschland mit Sitz im baden-württembergischen Ditzingen. Die Publikation gilt als Forum eines kritischen Protestantismus.

Streubomben für die Ukraine?

Abgerissene Hände, verstümmelte Beine: Fotos von Streubomben-Opfern zeigen das Leid, das Streubomben auch in der Zivilbevölkerung anrichten können. Dennoch ist die Munition nicht überall verboten.

Die USA haben sich entschieden, Streumunition an die Ukraine zu liefern. "Wir werden die Ukraine in dieser Konfliktphase zu keinem Zeitpunkt schutzlos zurücklassen. Punkt", sagte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Freitag zur Begründung. Es ist wieder mal ein qualitativ neuer Schritt bei der militärischen Unterstützung der Ukraine.

Ein Anwohner betrachtet sein Haus im ukrainischen Slowjansk, das bei einem Raketenangriff beschädigt wurde / © Roman Chop/AP (dpa)
Ein Anwohner betrachtet sein Haus im ukrainischen Slowjansk, das bei einem Raketenangriff beschädigt wurde / © Roman Chop/AP ( dpa )
Quelle:
epd