Kirchen in Pakistan nach Blasphemievorwurf niedergebrannt

Bibeln geschändet und Christen gefoltert

In der pakistanischen Großstadt Faisalabad haben aufgebrachte Muslime am Mittwoch mehrere Kirchen zerstört. Grund seien Blasphemievorwürfe gegen Christen, twitterte Bischof Azad Marshall. Es gibt auch Kritik am pakistanischen Staat.

Polizisten in Pakistan versuchen ein brennendes Gebäude zu löschen / © Uncredited/District Police Office (dpa)
Polizisten in Pakistan versuchen ein brennendes Gebäude zu löschen / © Uncredited/District Police Office ( dpa )

Bibeln seien geschändet und Christen gefoltert und schikaniert worden, weil man ihnen fälschlich vorgeworfen habe, den Koran verletzt zu haben, so der protestantische Bischof.

Kritik am pakistanischen Staat

Wie pakistanische Medien berichten, wurden eine Kirche der Heilsarmee und der Presbyterianer sowie zwei Kirchen evangelikaler Gemeinden verwüstet. Der Mob habe zudem das Haus des der Gotteslästerung beschuldigten Christen demoliert. Faisalabad ist mit mehr als 3,2 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Pakistans, zudem ein wichtiges Industriezentrum und ein Verkehrsknotenpunkt.

Der ehemalige sozialistische Senator Afrasiab Khattak nannte die Gewalt verwerflich. Der pakistanische Staat habe versäumt, die Gebetsstätten von Menschen zu schützen, die anderen Religionen als dem Islam angehören, schrieb Khattak auf X (Twitter). Straflosigkeit für im Namen der Religion begangene Verbrechen ermutige Extremisten und Terroristen.

Blasphemie schwere Straftat in Pakistan

Blasphemie ist eine schwere Straftat im mehrheitlich sunnitischen Pakistan; das Gesetz sieht dafür die Todesstrafe vor. In den vergangenen Jahrzehnten wurden Hunderte Menschen wegen Blasphemie angeklagt und einige zum Tode verurteilt. Bislang wurde aber kein Todesurteil vollstreckt. Oft kommt es jedoch zu Lynchjustiz durch militante Muslime.

Im Mai wurde ein muslimischer Geistlicher in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa wegen angeblicher Blasphemie ermordet. Im Punjab zerrte im Februar ein wütender muslimischer Mob einen der Gotteslästerung beschuldigten Muslim aus einer Polizeistation und verbrannte ihn bei lebendigem Leib.

Blasphemie

Der Ausdruck "Blasphemie" stammt aus dem Griechischen und heißt so viel wie „schmähen, lästern“. Heute findet das Wort ausschließlich Verwendung als Fachbegriff für die Gotteslästerung.

Blasphemische Äußerungen sind also Gott lästernde, Heiliges verhöhnende Worte. Wo wie in der Antike die (religiöse) Kultgemeinde mit der politischen Gemeinschaft zusammenfiel, galt die Blasphemie zugleich als politisches Delikt, das hart zu ahnden war. Auch im Alten Testament wurde die Gotteslästerung mit dem Tod bestraft.

Symbolbild: Blasphemie / © SNeG17 (shutterstock)
Quelle:
KNA