Einschließlich Geldern aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung standen Misereor demnach 241,5 Millionen Euro zur Verfügung. Diese seien für Projekt-, Bildungs- und Lobbyarbeit in 86 Ländern Afrikas, des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik sowie in Deutschland eingesetzt worden. Aktuell unterstütze Misereor etwa 3200 Projekte.
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel wies darauf hin, dass das Spendenaufkommen der vergangenen drei Jahre das beste im zurückliegenden Jahrzehnt gewesen sei. Jetzt gebe es einen minimalen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. "Ich würde den nicht direkt in Verbindung bringen mit dem Thema der Missbrauchsskandale und dem zugefügten Leid", sagte Spiegel.
Misereor versuche deutlich zu machen, dass es an der Seite der Armen stehe und für Gerechtigkeit unterwegs sei - "und eben auch für Gerechtigkeit derjenigen, die missbraucht wurden und deren Leid jahrzehntelang vertuscht und nicht gehört wurde".
Missbrauchsskandale senken Vertrauen und Spendenbereitschaft
"Meine Erfahrung ist die, dass viele Menschen mit der Kirche aus den genannten Gründen hadern", sagte der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe (KZE), Karl Jüsten. "Aber sie wollen ja weiterhin gute Werke tun. Es ist ja nicht so, dass die Menschen auf einmal davon ablassen, gut sein zu wollen, weil sie erleben, dass eine Institution in schweres Fahrwasser gekommen ist." Viele Menschen spendeten gern, weil sie Misereor für glaubwürdig und vertrauensvoll hielten, sagte Jüsten.
Die Missbrauchsskandale haben dazu geführt, dass Hunderttausende Menschen in den vergangenen Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten sind.
Jüsten warnte vor Kürzungen bei den Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit. Hier seien die internationalen Erwartungen an Deutschland gestiegen. "Die aktuellen Krisen und Konflikte machen wieder einmal deutlich, wie notwendig eine verstärkte internationale Zusammenarbeit ist."
Als dringlichstes Ziel sieht Misereor weiterhin die Bekämpfung des Hungers in der Welt an. Von dessen Beseitigung sei man momentan weit entfernt, hieß es. Die aktuellen politischen Krisen und Konflikte sowie der Klimawandel seien die größte Herausforderung für die Arbeit der kommenden Jahre. Sie drängten viele Menschen weiter in Armut, so etwa in der Sahelzone.