Indischer Bischof beklagt christenfeindliche Ausschreitungen

"Ethnische Säuberungen"

Der Erzbischof der indischen Diözese Imphal, Dominic Lumon, hat die christenfeindlichen Ausschreitungen in der Region Manipur als "ethnische Säuberungen" bezeichnet. Misstrauen und Feindseligkeit in der Bevölkerung nähmen weiter zu.

Christen in Indien / © Channi Anand (dpa)
Christen in Indien / © Channi Anand ( dpa )

Die Lage sei düster und angespannt, berichtet Lumon in einem am Dienstag in München öffentlich gemachten Schreiben an das katholische Hilfswerk "Kirche in Not". Aufgrund verhängter Internetsperren sei es zudem schwer, Hilfe zu organisieren.

Der Kirchenmann wirft der lokalen Regierung Untätigkeit vor: "Die Teilnahmslosigkeit und das Schweigen der Behörden halten an." Seit Mai seien viele Menschen vertrieben worden. Dem Hilfswerk vorliegenden Informationen zufolge wurden mehr als 300 Gotteshäuser und kirchliche Einrichtungen zerstört, daneben auch zahlreiche Wohnhäuser von Christen.

Hilfe nur mit größter Vorsicht möglich

Die katholische Kirche versuche, humanitäre Hilfe zu leisten, erklärte Lumon. Seelsorger, Ordensfrauen und Helfer verteilten Lebensmittel und Hygieneartikel oder betreuten die Bevölkerung medizinisch und seelsorgerisch. All diese Maßnahmen müssten jedoch mit größter Vorsicht erfolgen, um die christenfeindliche Stimmung nicht noch weiter anzuheizen. Die Kirche versuche auch, im Dialog mit Behörden und gemäßigten Hindu-Gruppen zu einem Ende der Gewalt beizutragen.

Der Erzbischof rief neben der Hilfe auch zum Gebet für die Unruheregion auf: "Wir brauchen Gebete für unsere Politiker und Entscheidungsträger, damit sie gütliche Lösungen herbeiführen können. Die Kraft des Gebetes kann die Gedanken der Menschen verändern, die von Hass und Intoleranz geleitet werden."

Diskriminierung der christlichen Minderheiten befürchtet

Laut "Kirche in Not" sind im Bundesstaat Manipur, der an Myanmar grenzt, ethnische Spannungen zwischen der überwiegend hinduistischen Volksgruppe der Meitei und den christlichen Stämmen der Kuki und Naga eskaliert. Letztere werden von der Regierung als "registrierte Stammesgemeinschaft" anerkannt.

Der Versuch der Meitei, ebenfalls in die Liste aufgenommen zu werden und daraufhin einsetzende Gegenproteste von Einwohnern, die eine weitere Diskriminierung der christlichen Minderheiten befürchten, schlugen in Gewaltexzesse gegen die Christen um. Mittlerweile sollen über 100 Angehörige der Kuki getötet worden und über eine halbe Million Menschen auf der Flucht sein.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA