Georgischer Bischof erhält ersten House-of-One-Friedenspreis

"Der denkbar beste erste Träger"

Der baptistische Bischof Malkhaz Songulashvili aus Georgien hat den erstmals vergebenen Friedenspreis des Berliner interreligiösen Projekts "House of One" erhalten. Der Preis soll künftig alle zwei Jahre vergeben werden.

Interreligiöses Projekt "House of One" zeichnet Bischof Malkhaz Songulashvili aus / © godongphoto (shutterstock)
Interreligiöses Projekt "House of One" zeichnet Bischof Malkhaz Songulashvili aus / © godongphoto ( shutterstock )

Die Trägerstiftung für den Bau eines gemeinsamen Bet- und Lehrhauses von Juden, Christen und Muslimen ehrte am Donnerstagabend in Berlin das Engagement von Songulashvili für ein friedliches Miteinander der Religionen in der Kaukasusregion. Die Stiftung will den mit 9.000 Euro dotierten Preis künftig alle zwei Jahre vergeben.

Christian Wulff / © Moritz Frankenberg (dpa)
Christian Wulff / © Moritz Frankenberg ( dpa )

In seiner Laudatio hob Altbundespräsident Christian Wulff hervor, dass der Bischof in Anlehnung an das Konzept des Berliner "House of One" die baptistische Hauptkirche in der georgischen Hauptstadt Tiflis um eine Synagoge, eine Moschee und einen Hof der Begegnung erweitern lasse. Dabei nehme er auch Widerstände von konservativen Gruppen der beteiligten Religionsgemeinschaften in Kauf, so Wulff, der dem Kuratorium des "House of One" in Berlin angehört.

"Vorbild für Interreligiöser Verständigung"

Der frühere Bundespräsident betonte weiter, dass Songulashvili Positionen auch zur Gleichstellung von Frauen und unterdrückten Minderheiten vertrete, die in seinem Land oft unpopulär seien. So habe er Diakoninnen, Pfarrerinnen und Bischöfinnen ordiniert sowie muslimischen Gemeinschaften "Gastfreundschaft und Zuflucht gewährt". Überdies unterstütze der Bischof queere Menschen in einem Land, in dem dies "das eigene Leben aufs Spiel setzen kann".

Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz / © Heike Lyding (epd)
Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz / © Heike Lyding ( epd )

Auch Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und der Staatssekretär für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Oliver Friederici (beide CDU), würdigten Songulashvili als Vorbild für interreligiöse Verständigung. Der jesidische Scheich Xwededa Adani (Oldenburg) dankte dem Bischof für dessen Hilfe zur Rettung jesidischer Frauen vor dem IS-Terrorregime. Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein sagte, Songulashvili sei "der beste denkbare erste Träger" des House-of-One-Friedenspreises.

"Begegnung mit Toleranz"

In seiner Dankesrede verurteilte der Bischof Diskriminierung und Verfolgung religiöser, sexueller und weiterer Minderheiten auch durch Christinnen und Christen. Als einen Weg, Vorurteile zu überwinden, empfahl er unkonventionelle Maßnahmen. So lege er Wert darauf, dass bei dem von ihm in Tiflis begründeten Bet- und Lehrhaus die Synagoge von Muslimen und die Moschee von Juden finanziert werde. Dies könne dazu beitragen, sich näher kennenzulernen und einander mit Toleranz zu begegnen.

Berliner interreligiöses "House of One"

Im Zentrum Berlins entsteht ein bundesweit einmaliges Bet- und Lehrhaus von Juden, Christen und Muslimen unter dem Titel "House of One" ("Haus des Einen"). Der Name bezieht sich auf den Glauben der beteiligten Religionen an einen Gott. Träger des Projektes sind die evangelische Kirchengemeinde Sankt Petri-Sankt Marien, die Jüdische Gemeinde zu Berlin mit der Rabbiner-Ausbildungsstätte Abraham-Geiger-Kolleg sowie der muslimische Verein Forum Dialog.

Model des House of One in Berlin / © Paul Zinken (dpa)
Model des House of One in Berlin / © Paul Zinken ( dpa )
Quelle:
KNA