Hilfswerke dringen auf Exportverbot für bestimmte Pestizide

Jährlich 385 Millionen Menschen vergiftet

Ein Bündnis von Entwicklungs- und Umweltorganisationen wirft der Bundesregierung vor, ein Exportverbot für bestimmte gesundheitsschädliche Pestizide zu verschleppen. Tausende Tonnen von Pestiziden würden weiterhin ausgeführt.

Umstritten: Pestizide auf deutschen Feldern / © Patrick Pleul (dpa)
Umstritten: Pestizide auf deutschen Feldern / © Patrick Pleul ( dpa )

Dabei handele es sich um Pestizide, die in der EU verboten seien, erklärte das katholische Hilfswerk Misereor am Montag in Aachen. Gerade in Entwicklungsländern stelle der Einsatz dieser Pflanzenschutzmittel eine große Gefahr für Bauern, Landarbeiter, die ländliche Bevölkerung und die Umwelt dar.

Entwurf solle schnellstmöglich in Kraft treten

Das Bündnis erinnerte daran, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits vor einem Jahr eine Verordnung für ein Exportverbot angekündigt habe. Doch gehe es in der Abstimmung zwischen den Ressorts der Bundesregierung nicht weiter, kritisierte das Bündnis. Der Entwurf solle nun in die Beratung mit den Bundesländern und Verbänden gebracht werden, um schnellstmöglich in Kraft treten zu können, verlangten die Organisationen.

Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), die geplante Verordnung befinde sich derzeit in der regierungsinternen Abstimmung. Das Ministerium könne sich daher "zu Details nicht äußern".

Jährlich vergifteten sich 385 Millionen Menschen durch Pestizide

Nach Angaben von Misereor-Referentin Sarah Schneider dokumentierten Partnerorganisationen weltweit eklatante Häufungen von schweren Erkrankungen und Todesfällen in Gegenden mit hohem Pestizideinsatz. Jedes Jahr vergifteten sich 385 Millionen Menschen durch Pestizide und es gebe 11.000 Todesfälle durch die Gifte, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Corinna Hölzel von der Umweltorganisation BUND warf deutschen Herstellern wie Bayer und BASF "Profit auf Kosten von Mensch und Umwelt" vor. Verbotene Pestizide gelangten als Rückstände in Importprodukten "zum Teil auch zu uns in die Regale der Supermärkte zurück", warnte die Expertin.

"Die Anwendung unserer Produkte ist sicher"

Ein Sprecher des Bayer-Konzerns wies die Vorwürfe zurück. "Die Anwendung unserer Produkte ist sicher, wenn sie gemäß den Anwendungshinweisen erfolgt", erklärte er. Die Tatsache, dass ein Pflanzenschutzmittel in der EU nicht zugelassen ist, sage zudem nichts über seine Sicherheit aus. Eine Stellungnahme von BASF war zunächst nicht zu erhalten.

Zu den hochgefährlichen Wirkstoffen zählen die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen etwa Cynamid und Propineb, die schädlich für Organe und Atemwege und sehr giftig für Wasserorganismen sind. Cynamid stehe außerdem im Verdacht, Krebs sowie Schäden an ungeborenen Kindern zu verursachen. 

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd