DOMRADIO.DE: Die Kirche St. Martinus in Hermeskeil muss dringend saniert werden. Dafür braucht die Pfarrei eine Million Euro. Um das Geld zusammenzubekommen, verkauft Sie deswegen Wein. Auf dem Etikett steht "Die Kirche schön trinken". Wie kam es dazu?
Pfarrer Dekan Christian Heinz (Pfarreri St. Franziskus Hermeskeil): Das ist auf der Stadtwache der Kirmes in Hermeskeil passiert. Da ist eine Mitarbeiterin der bischöflichen Weingüter auf mich zugekommen, als ich einen Hilferuf zur Sanierung gestartet habe. Sie sagte, sie könnten uns mit einem Charity-Wein helfen, den wir sehr günstig von ihnen erhalten, den Dom-Riesling feinherb.
Die Flaschen verkaufen wir mit eigenem Etikett. Dieser Spruch ist im Grunde genommen nicht bei einer Wein-, sondern bei einer Bierlaune entstanden. Der Spruch "Die Kirche schön trinken" hat erreicht, dass die Menschen schmunzeln und über die Kirche und mit ihr ins Gespräch kommen.
DOMRADIO.DE: Der Spruch ist quasi der Türöffner. Welche Rückmeldungen gab es denn bisher?
Heinz: Die meisten sind positiv. Ich fand es witzig, das unser Facebook-Post zu dem Wein als erstes von einer Person geteilt wurde, die aus der Kirche ausgetreten ist. Da merke ich, dass die Sehnsucht danach, die Kirche schöner zu machen, auch bei Menschen da ist, die aus welchen Gründen auch immer aus der Kirche ausgetreten sind.
Also, gemeint ist das Gebäude schöner zu machen, aber wahrscheinlich auch das, was dahinter steht und wofür sie eigentlich steht. Ich finde das interessant, dass uns das durch diesen Wein oder vielmehr das Etikett auch gelingt.
DOMRADIO.DE: Das Ganze ist zweideutig gemeint. Die Kirche soll wirklich saniert werden. Aber es geht auch ein bisschen um die Situation, in der sich die katholische Kirche befindet. Lautet da das Motto "Da hilft jetzt nur noch Humor" und Sie verbinden das miteinander?
Heinz: Wir müssen damit ja rausgehen. Wenn wir den Wein nur an die Gottesdienstteilnehmer verkaufen, dann würde das sicher nicht für die Sanierung reichen. Wir brauchen alle für so ein großes Kirchengebäude. Für die Hermeskeiler ist das genauso stadtbildprägend wie für die Kölner der Dom.
Bei einer so großen finanziellen Herausforderung, stellt sich die Frage, ob es das braucht und für wen die Kirche eigentlich da ist. Die Fassade bröckelt an dieser Kirche. Das gilt im Moment auch für die Institution.
Es gelingt uns, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen, auch mit denen, die nicht mehr viel damit zu tun haben wollen. Das gelingt uns neben dem Verkauf des Weines und dem, was wir damit erlösen.
DOMRADIO.DE: Viele Leute sehen vielleicht gar keinen Bedarf eines Kirchengebäudes mehr. Die sagen, dass ein Gottesdienst nicht unbedingt zum Christsein dazu zählt und ein solch kostspieliger Raum für den Glauben gar nicht benötigt wird. Haben Sie darüber mit den Leuten gesprochen?
Heinz: Ja. Es geht auch darum, was für nachfolgende Generationen erhalten bleibt. Ich bezweifle, dass wir den Abwärtstrend der Kirchenmitgliedschaften in den nächsten Jahren bremsen oder aufhalten können.
Aber ich glaube, dass man sich als gläubige Christen die Frage stellen sollte, wie etwas erhalten bleiben kann, was uns über Jahrhunderte geprägt hat. Wenn ich nur auf die Gottesdienstteilnehmer schaue, dann brauchen wir so eine überdimensionierte große Kirche nicht.
Aber es ist ein schöner, offener Raum, den man auch für andere Dinge nutzen könnte. Ich glaube, da braucht es ein bisschen Kreativität und Offenheit von allen Seiten.
DOMRADIO.DE: Wo kann man den Wein denn kaufen?
Heinz: Bei uns im Pfarramt St. Franziskus in Hermeskeil und auch in der Touristen-Information kann man den Wein kaufen und bestellen. Wir haben Partnerinnen und Partner in der Stadt und der Verbandsgemeinde, die uns helfen. Das zeigt auch noch mal, dass das eine schöne Aktion ist, um auch so zusammenzukommen.
Das Interview führte Michelle Olion.