ZdK-Präsidentin würdigt Widerstand im Nationalsozialismus

"Die meisten haben geschwiegen"

Der christliche Widerstand gegen die Nationalsozialisten muss nach Meinung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ein Ansporn zum Kampf gegen heutiges Unrecht sein. Christliche Hitler-Gegner müssten als Mahnmal verstanden werden.

Irme Stetter-Karp / © Harald Oppitz (KNA)
Irme Stetter-Karp / © Harald Oppitz ( KNA )

"Bis heute werden Unterkünfte von Geflüchteten angegriffen, erleben Menschen Alltagsrassismus in Gesprächen, bei der Wohnungssuche und auf dem Arbeitsmarkt", sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Montag in Berlin-Plötzensee laut Redemanuskript. Sie kritisierte auch, "wie das Asylrecht infrage gestellt wird, wie auch die Rhetorik der AfD immer wieder aufs Neue bei vielen Menschen verfängt".

"Maria Regina Martyrum"

Die katholische Kirche "Maria Regina Martyrum" (Maria Königin der Märtyrer) in Berlin-Plötzensee wurde vor 60 Jahren geweiht. Ihr offizieller Titel lautet: "Gedenkkirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit aus den Jahren 1933-1945".

Glockenturm der Kirche Maria Regina Martyrum in Berlin / © Rabanus Flavus (KNA)
Glockenturm der Kirche Maria Regina Martyrum in Berlin / © Rabanus Flavus ( KNA )

Die höchste Repräsentantin des deutschen Laienkatholizismus sprach bei einer Veranstaltung zum 60-jährigen Bestehen der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, die dem Gedächtnis der christlichen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer gewidmet ist. Dabei mahnte Stetter-Karp die Kirchen, die christlichen Gegnerinnen und Gegner des NS-Regimes nicht in unzulässiger Weise zu vereinnahmen.

"Stachel und Mahnmal"

Widerstandskämpfer wie der katholische Jesuit Alfred Delp und der Protestant James Graf von Moltke hätten oft einen Bruch mit ihren Kirchen vollziehen müssen. Deren Leitungen hätten Autoritätsgehorsam und Sicherung der Seelsorge einen höheren Rang eingeräumt als dem Kampf gegen Unrecht. Es werde der Wirklichkeit mehr gerecht, die christlichen Hitler-Gegnerinnen und -Gegner als "Stachel und Mahnmal" für die Kirchen zu verstehen.

"Die meisten unserer Vorfahren haben geschwiegen, um ihre eigene Haut zu retten", räumte die ZdK-Präsidentin ein, "sofern sie dem NS-Regime nicht gar Positives abgewinnen konnten oder mehr noch, davon überzeugt waren, dass es sich mit einer christlichen Grundhaltung bestens vereinbaren lässt". Zudem hätten "antisemitische Dispositionen, die oft theologisch begründet waren, eine Ignoranz gegenüber der zunehmenden Diskriminierung und Verfolgung von Juden und Jüdinnen" erleichtert.

Quelle:
KNA