DOMRADIO.DE: An diesem Donnerstag startet im Erzbistum Köln die alljährliche Dreikönigswallfahrt. Viele Pilgerinnen und Pilger sind in und um den Dom unterwegs. Sie laden ganz speziell Gruppen von an Demenz erkrankten Menschen ein. Was genau bieten Sie an?
Elmar Trapp (Pastoralreferent und Beauftragter für Altenheimseelsorge im Stadtdekanat Köln): Ganz schlicht und ergreifend Andachten im Dom am Dreikönigenschrein. Wir werden die Gruppen, die wir in fünf Zeit-Korridoren eingeteilt haben, am Hauptportal des Doms begrüßen, dann durch den Dom ziehen und in den Chorraum vor den Dreikönigenschrein gehen - also wirklich ins Zentrum des Doms. Dort werden wir kleine Andachten feiern, beten, singen und die Schrift hören.
DOMRADIO.DE: Wie reagieren diese älteren Menschen auf den Dom?
Trapp: Sie reagieren sehr emotional. Das bekomme ich als Rückmeldung in Mails und Anrufen mit. Sie freuen sich total und sind zu Tränen gerührt. Das haben wir in den letzten Jahren immer erlebt, obwohl wir auch das Programm pandemiebedingt etwas verändern mussten. Dieses Jahr haben sich rund 300 Leute angemeldet. Es ist der Wahnsinn. Die freuen sich sehr und sind ganz gerührt.
DOMRADIO.DE: Wenn sie diese Erlebnisse so beschreiben, stellt man sich unwillkürlich die Frage, ob Gemeinden sich nicht mehr auf diesen Personenkreis einstellen sollten. Gibt es da Angebote?
Trapp: Ja, da gibt es Angebote. Wir haben vor einigen Jahren ein Projekt gemacht, in dem wir Gemeinden für das Thema Demenz in Kirche und in Kommune geschult und sensibilisiert haben.
Dort haben wir nicht nur über die Erkrankung informiert, sondern über die Kommunikationsmöglichkeiten, über das Spirituelle und über all das, was den Alltag ausmachen kann, damit wir die Menschen mitten ins Gemeindeleben integrieren und nicht irgendwie separieren und Sonderveranstaltungen für sie machen.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn da auch Herausforderungen?
Trapp: Natürlich, Herausforderungen sind immer da. Aber der Gewinn dieses Perspektivwechsels ist enorm. Wenn man sich darauf einlässt, dann hat die ganze Gemeinde etwas davon. Dann wird die Sprache einfacher, dann werden auch die Gottesdienste kürzer, dann wird es sinnlicher, dann wird es erfahrbarer, greifbar.
Und die Menschen bringen eine ungeheure Emotionalität mit, die für uns alle nur gut sein kann.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich persönlich für den Pilgertag heute?
Trapp: Dass das die Menschen, die sich angemeldet haben, auch wirklich kommen können. Denn es kann immer wieder was dazwischen kommen. Dass sie einfach diese Freude genießen und die Freude am Glauben und dass sie miteinander feiern und den Dom spüren und ganz mittendrin dabei sind, fände ich toll.
Das Interview führte Verena Tröster.