Kurz vor seiner Erhebung zum Kardinal hat sich der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa (58), positiv überrascht von den Rückmeldungen in seinem Bistum gezeigt.
"Endlich erhält Jerusalem eine Stimme im Leben der Kirche", sei eine oft geäußerte Reaktion von Gläubigen, Kirchen- und Religionsführern gewesen, sagte er am Donnerstag vor Medien in Jerusalem. Seine Ernennung nehme ihn in die Verantwortung, eine Stimme aus Jerusalem und für die Heiliglandchristen zu sein, so der italienische Franziskaner.
Anerkennung der Bedeutung der heiligen Stadt
"Die Präsenz eines Kardinals in der Mutterkirche Jerusalem ist die Anerkennung der Bedeutung der heiligen Stadt für die drei abrahamitischen Religionen sowie der Rolle der Kirche im Nahen Osten als Leuchtfeuer der Güte, des Friedens und der Versöhnung", sagte der Mediendirektor des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem, Ibrahim Nino, zu Beginn einer Pressekonferenz zur Kardinalsernennung.
Der ernannte Kardinal begrüßte den jüngsten Vorstoß des vatikanischen Außenbeauftragten, Erzbischof Richard Gallagher, der am Montagabend bei der UN-Vollversammlung in New York einen international garantierten Sonderstatus für Jerusalem sowie eine Wiederaufnahme eines direkten Dialogs zwischen Palästinensern und Israelis forderte.
"Unabhängig vom Inhalt der Erklärung ist es wichtig, dass endlich ein Wort über Jerusalem gesprochen wurde, das für eine Weile aus dem Blick geraten ist", so Pizzaballa. Gallaghers Erklärung erinnere daran, dass die Jerusalemfrage weiterhin auf eine Antwort warte.
Anstieg von Gewalt
Es sei wichtig, aus Jerusalem über die Situation in Jerusalem zu berichten, sagte der Italiener. Das sei jedoch nicht ausreichend. Es müsse auch über konkrete mögliche Perspektiven für die Zukunft des Heiligen Landes gesprochen werden. Die gegenwärtige Lage sei durch Spannungen sowie einen Anstieg von Gewalt sowohl auf palästinensischer als auch auf israelischer Seite gekennzeichnet.
Die Übergriffe auf Christen durch radikale Juden, deren Zahl zuletzt zugenommen habe, sei Teil eines größeren Problems, "in der moderate Stimmen nicht gehört und die verschiedenen Extremismen der einzige Weg der Beziehungen werden".
Pizzaballa verwies auf ein kürzlich eingerichtetes Online-Datenzentrum, an das Betroffene und Zeugen anonym Vorfälle melden können. Dies sei ein wichtiges Werkzeug, um das Phänomen zu verstehen und angehen zu können. Positiv bewertete er dabei das wachsende Bewusstsein der israelischen Behörden, die die Übergriffe "nicht länger leugnen".
Pizzaballa wird der erste residierende Kardinal in Jerusalem sein.
Filippo Camassei, Patriarch von 1906 bis 1919, blieb nach seiner Kardinalsernennung in Rom. Gerüchte über einen möglichen Wechsel an der Spitze des Patriarchats dementierte Pizzaballa. Zwar sei "Papst Franziskus unvorhersehbar, aber bislang gibt es keine Pläne für Veränderungen".