DOMRADIO.DE: Bei der Kolping Generalversammlung ist es in etwa so international wie bei den Vereinten Nationen. Da werden wichtige Entscheidungen getroffen. Was sind die zentralen Themen?
Markus Demele (Generalsekretär von Kolping International): Da es die erste Generalversammlung und das erste wirklich große internationale Treffen ist, dass wir seit der Pandemie haben, wird es vor allem ein großes Wiedersehen werden.
Es ist in der Tat ein bisschen wie bei den Vereinten Nationen, wenn dort Delegierte aus vielen Ländern, von allen Kontinenten zusammenkommen. Das ist ein großes kulturelles Miteinander.
Wir haben den Austausch in den Fokus gestellt, weil wir in den letzten Jahren gemerkt haben, in denen internationale Begegnungen teilweise schon auf kontinentaler Ebene kaum möglich waren, dass wir erst mal wieder umeinander wissen müssen, wie es den einzelnen Ländern ergangen ist. Wie sind sie durch die Zeit der Pandemie und danach gekommen. Das ist das große Thema.
Beim Aktionstag geht es rund um entwicklungspolitische Fragen, um die ökosoziale Transformation, die den ganzen Erdball erfasst. Außerdem werden wir die Weltsynode in den Blick nehmen. Das ist unser großes Tagungsprogramm.
DOMRADIO.DE: Die Weltsynode fängt bald an, da wird einmal mehr über die Zukunft der Kirche, über Synodalität gesprochen werden. Wie oft müssen Sie Ihren Geschwistern aus dem Ausland erklären, was hier in Deutschland mit dem Synodalen Weg versucht wird?
Demele: Erstaunlich selten, weil sie in dieser Breite gar nicht so rezipiert und wahrgenommen wird. Zumindest nicht als Synodaler Weg. Natürlich wird die Weltsynode gesehen. Auch die Themen werden dort reflektiert. Kolping Geschwister haben sich auch an den verschiedenen kontinentalen Beratungen mit beteiligt, die auf allen Kontinenten stattgefunden haben und dort Eingaben gemacht.
Wir haben das als Generalvorstand mit Vertretern aus Asien, Lateinamerika, Europa und Afrika gemacht. Aber nach dem Synodalen Weg an sich wurde ich bisher so gut wie nie gefragt.
DOMRADIO.DE: Beobachten Sie, dass kirchliche Vertreter aus anderen Regionen der Welt mit Themen wie Frauenweihe oder Queerness gar nichts anfangen können?
Demele: Gar nichts anfangen können, will ich nicht sagen. Aber natürlich gibt es da große Unterschiede. Was unsere deutsche Interpretation des Evangeliums angeht und mit dem, was wir glauben von Jesu Botschaft verstanden zu haben, stehen wir zwar mit Sicherheit nicht allein auf der Welt. Aber wir haben möglicherweise, wenn wir das in bestimmte Strukturen übersetzen, andere Vorstellungen als Ortskirchen. Das ist aber kein "entweder oder", sondern das ist auch ein "mehr oder weniger".
Wir haben die Ergebnisse in den Kontinentalberatungen gesehen. Das deckt sich mit dem, was ich auf meinen Reisen immer erlebe. Die Themen nach Beteiligung von Laien, die Themen nach mehr Rechten für die Frauen werden überall diskutiert.
Dieses Totschlagargument der Weltkirche haben wir schon seit einigen Jahren hinter uns gelassen. Denn wir können eine Universalität bei uns zulassen, ohne Uniformität zu fordern. Das heißt, wir können Kolping auf ganz unterschiedliche Art und Weise in all den Ländern sein.
Unterschiedlich, solange wir mit unseren Werten und dem, was uns wichtig ist, übereinkommen und Gemeinschaft haben. Das ist in der Kirche auch möglich, das versuchen wir in die Kirche hineinzutragen.
DOMRADIO.DE: Bei dem großen Aktionstag wird der Klimawandel und seine Folgen im Mittelpunkt stehen. Was hat das Kolpingwerk mit Klimaschutz zu tun?
Demele: Da sind wir, wie viele andere auch, einfach noch Lernende. Wir haben aber gemerkt, dass viele unserer Verbände in etlichen Bereichen schon unglaublich aktiv sind, ohne dass wir das immer als Klimaschutz gelabelt haben.
Seit 20 Jahren unterstützen Kolpingverbände Kleinbauern in verschiedenen Ländern in Afrika, vor allem aber in Asien dabei, vom Kunstdünger wegzukommen, der auch nicht besonders nachhaltig ist, um Biodünger herzustellen und die Viehzucht auf ein nachhaltiges System umzustellen. Das sind letztlich Klimaschutzmaßnahmen.
Ansonsten gehört aber auch zur Wahrheit, dass wir im globalen Norden die Verursacher des Klimawandels sind. Das sind nicht die Menschen im globalen Süden.
Auch wir als Kolpingverband mit den Einrichtungen stehen vor der großen Herausforderung, Klimaneutralität anzustreben. Daran arbeiten wir. Wir stehen vor denselben Herausforderungen wie auch Wirtschaftsunternehmen, wie Kirchen überhaupt. Aber durch Solarprojekte, durch andere Initiativen gehen wir da gute Schritte. Ich muss aber auch selbstkritisch sagen, da müssen wir noch viel mehr machen.
DOMRADIO.DE: Freitagabend ist der große Festgottesdienst in der Minoritenkirche, dort wo Ihr Patron, Ihr Namensgeber, der Selige Adolph Kolping, begraben ist. Was wird da im Mittelpunkt stehen?
Demele: Erstmal wie bei jedem Gottesdienst, Danksagen, Eucharistie feiern. Ich glaube diesmal wollen wir ganz besonders Danke sagen, denn unser Generalpräses feiert sein silbernes Priesterjubiläum. Das wollen wir gemeinschaftlich feiern.
Es ist auch besonders schön, dass Othmar Dillenburg zu Gast ist. Er wurde zehn Jahre zuvor zum Generalpräses. Dadurch, dass DOMRADIO.DE diesen Gottesdienst dankenswerterweise überträgt, können wir mit den ganzen Menschen verbunden sein, die eigentlich auch gerne hier in Köln wären, aber aufgrund einer leider sehr restriktiven Visavergabepolitik nicht da sein können.
Viele Delegierte, die nicht nach Deutschland einreisen durften, sind zumindest digital mit uns verbunden. So sagen wir Gott Danke für unsere Gemeinschaft und bitten ihn um seinen Segen für unser kommendes Tun.
Das Interview führte Hilde Regeniter.