Italienische Kirchenzeitung verteidigt Supermarkt-Werbespot

Nach Kritik an Werbevideo über Scheidungsleid von Kindern

Ein Werbespot um ein Scheidungskind wird derzeit in Italien breit diskutiert. Auch die von Italiens Bischöfen herausgegebene Zeitung "Avvenire" kommentierte den Streit. Das medial dominante Familienbild stelle Freiheit über Bindung.

Eine Frau liest die aufgeschlagene italienische katholische Zeitung Avvenire vom 18. November 2016 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani/KNA (KNA)
Eine Frau liest die aufgeschlagene italienische katholische Zeitung Avvenire vom 18. November 2016 / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Auch Politiker verschiedener Parteien meldeten sich mit Lob oder Kritik zu Wort. Der Spot der Supermarktkette "Esselunga" hat inzwischen in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter mehr als 2,5 Millionen Interaktionen hervorgerufen.

Geschichte über ein Scheidungskind und einen Pfirsich

Im Spot wird ein Schulkind gezeigt, das beim Einkauf mit der vom Vater getrennten Mutter einen einzelnen Pfirsich kaufen will.

Später, als der Vater die Tochter vor dem Haus abholt, gibt das Mädchen ihm die Frucht und sagt: "Das ist ein Gruß von der Mama für dich."

Der Vater ist gerührt von dem vermeintlichen Gruß seiner Ex-Frau und verspricht, die Mutter anzurufen.

Linke werfen Supermarkt-Werbespot "Retro-Bild der traditionellen Familie" vor

Heftige Kritik an dem Spot "La Pesca" (der Pfirsich) übten Vertreter der politischen Linken.

Sie warfen den Autoren vor, ein "Retro-Bild der traditionellen Familie" zu propagieren und Stimmung gegen das Scheidungsrecht in Italien zu machen. Auch verharmlose der Film die Leiden von Frauen, die in einer für sie unerträglichen Ehe lebten.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni spricht am 31. August 2023 in einer Schule in Caivano / © Roberto Salomone (KNA)
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni spricht am 31. August 2023 in einer Schule in Caivano / © Roberto Salomone ( KNA )

Für den Spot sprachen sich mehrere Minister der rechten Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni aus, darunter auch der geschiedene Kindsvater Matteo Salvini von der rechtspopulistischen Lega.

"Avvenire" kritisiert Familienbild mit Fokus auf Selbstverwirklichung statt Bindung

Auch die Regierungschefin selbst äußerte sich zustimmend und löste damit ihrerseits noch schärfere Kritik der linken Opposition aus.

Auch die von Italiens Bischöfen herausgegebene Zeitung "Avvenire" kommentierte den Streit.

Dort heißt es, in den Medien dominiere derzeit ein Familienbild, das von Selbstverwirklichung des einzelnen geprägt sei und von Brüchen, die meist nicht mehr zu heilen seien; die Freiheit werde gegenüber der Bindung hervorgehoben.

"La Pesca" rücke hingegen den Blickwinkel der an Scheidung leidenden Kinder ins Zentrum und erzähle von einer Familie, in der Bindung und Sehnsucht nach dem Guten trotz aller Schwierigkeiten Wirkung entfalte.

Papst und Meloni werben für familienfreundliche Politik

Bei einem gemeinsamen öffentlichen Auftritt haben Papst Franziskus und die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni für mehr Geburten in Italien geworben. In aufeinanderfolgenden Grußworten zu einer zweitägigen "Generalversammlung zur Geburtenrate" sprachen sich beide für die Schaffung politischer, wirtschaftlicher und kultureller Rahmenbedingungen aus, die Geburten begünstigen.

Italien verzeichnet seit rund 40 Jahren eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa.

Papst Franziskus (r) und Giorgia Meloni / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus (r) und Giorgia Meloni / © Alessandra Tarantino ( dpa )
Quelle:
KNA