Papst Franziskus verleiht 21 Geistlichen die Kardinalswürde

Erste Eindrücke und vorsynodale Einschwörung

Die katholische Kirche hat 18 neue Papstwähler. Insgesamt 21 Geistliche wurden von Papst Franziskus auf dem Petersplatz zu Kardinälen erhoben. Von neuen wie alten Würdenträgern forderte er vor der Weltsynode Gehorsam und Teamgeist.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Kardinal Luis José Rueda Aparicio, Erzbischof von Bogotá und Primas von Kolumbien, und weitere Kardinäle, beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Kardinal Luis José Rueda Aparicio, Erzbischof von Bogotá und Primas von Kolumbien, und weitere Kardinäle, beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Rot und grün – diese beiden Farben dominierten am Samstagmorgen auf dem Petersplatz, als Franziskus 21 Männer in einer feierlichen Zeremonie in lateinischer Sprache in den Kardinalsstand erhob.

Zwischen Olivenbäumen, Zypressen, Gräsern und Alpenveilchen bekennen die neuen Titelträger ihren Glauben und schwören lebenslange Treue und Gehorsam gegenüber Christus, der Kirche, dem Papst und seinen Nachfolgern.

An einer möglichen Papstwahl dürfen die unter 80-Jährigen von ihnen ab sofort teilnehmen.

Persönliche Übergabe der Kardinalsinsignien durch den Papst

Papst Franziskus fordert die neuen Kardinäle zur Furchtlosigkeit auf, übergibt dann jedem von ihnen die neuen Insignien persönlich. Kleine Schildchen mit dem jeweiligen Namen verhindern dabei eine Verwechslung der Würdezeichen.

Unter Applaus und mit nur einem kleinen Stolperer folgt dann zwanzigmal der gleiche Ablauf: Der Kandidat kniet sich vor den Papst.

Papst Franziskus beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Franziskus überreicht ihm das Ernennungsdokument, setzt ihm den roten Hut, das Birett, auf den Kopf und steckt ihm den Kardinalsring an den rechten Ringfinger.

Nur neue Kardinäle unter 80 Jahren dürften den nächsten Papst wählen

Einer der neuen Kardinäle nimmt an der Prozedur unter strahlend blauem Himmel nicht teil: Der 96 Jahre alte Kapuzinerpater Luis Pascual Dri konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen. Er erhält seine Insignien in Buenos Aires, der Heimatstadt von Papst Franziskus. Dri arbeitet dort als Beichtvater in einer Wallfahrtskirche.

Mit den 21 neuen sogenannten "Purpurträgern" – die rote Seide für die Gewänder wurde vor der Feier noch knapp – besteht das Kardinalskollegium nun aus 242 Kardinälen.

Den nächsten Papst dürfen aber nur diejenigen wählen, die zum Zeitpunkt des Papsttodes oder -rücktritts unter 80 Jahre alt sind. Das sind derzeit 137 Männer. Von den neuen Kardinälen liegen 18 unterhalb der Altersgrenze.

Neue Würdenträger machen bodenständigen und internationalen Eindruck

Bodenständig und nahbar wirkten die meisten Neuen bei Interviewgelegenheiten im Vorfeld. Sie folgen damit der Linie des aktuellen Papstes, dessen Priorität vor allem in der Seelsorge liegt. Wenig überraschend ist auch Franziskus' Nähe zum heimatlichen Südamerika und die weitere Internationalisierung des Kollegiums.

Kardinäle beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Kardinäle beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Die Erzbischöfe von Bogota in Kolumbien und Cordoba in Argentinien dürfen nun Rot tragen. Ebenso wie die Erzbischöfe von Madrid und Kapstadt. Im Kollegium sind nun auch Juba im Südsudan und Penang in Malaysia vertreten.

Der internationale Aspekt ist auch Thema in der Predigt von Papst Franziskus, es geht um die Einheit der katholischen Kirche in der Vielfalt. Sein Kollegium vergleicht der Papst mit einem Symphonieorchester.

Papst vergleicht Kirche mit auf Harmonie angewiesenem Symphonieorchester

Jedes Instrument leiste seinen Beitrag, manchmal allein, manchmal im Zusammenspiel mit einem anderen, manchmal mit dem gesamten Ensemble. Diese Vielfalt sei notwendig und unverzichtbar, so der 86-Jährige.

Zugleich müsse sich aber jeder Klang in das Gesamtkonzept einfügen – keine Abspaltungen, keine Alleingänge, so der Subtext in der Ansprache des Papstes an seine Würdenträger. Und von sich selbst als Leiter des Orchesters sagt er: "Er muss mehr zuhören als alle anderen, und gleichzeitig ist es seine Aufgabe, jedem Einzelnen und dem ganzen Orchester zu helfen, eine möglichst große kreative Treue zu entwickeln, eine Treue zum aufgeführten Werk, aber kreativ, fähig, dieser Partitur eine Seele zu geben, sie im Hier und Jetzt auf einzigartige Weise zum Klingen zu bringen."

Proteste gegen Erhebung von Chefdogmatiker Fernandez zum Kardinal

Für Kontroversen im Vorfeld sorgte der Name des neuen vatikanischen Chefdogmatikers Victor Fernandez. Missbrauchs-Betroffene demonstrierten in Rom gegen seine Erhebung zum Kardinal.

Kardinäle beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Kardinäle beim Konsistorium am 30. September 2023 auf dem Petersplatz im Vatikan / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Ihr Vorwurf: Als Erzbischof von La Plata habe er nicht angemessen auf drei Missbrauchsfälle reagiert. Der 61-jährige Argentinier ist als Leiter der Glaubensbehörde jetzt auch weltweit für die Verfolgung von Missbrauchstätern zuständig.

Das festliche Konsistorium auf dem Petersplatz bildet den Auftakt für eine Reihe von Großereignissen im Vatikan. Schon am Abend sollte sich der Petersplatz erneut füllen.

Stimmungsvoller Auftakt für die kommende Weltsynode

Zu einem großen Gebetstreffen wurden rund 3.000 Jugendliche aus aller Welt erwartet, außerdem Papst Franziskus und weitere christliche Kirchenführer. Auch zwei Pilgergruppen aus Deutschland hatten sich angekündigt.

Diese Vigil sollte als stimmungsvoller Auftakt für die kommende Weltsynode inszeniert werden. Ab Mittwoch werden über 400 Teilnehmer im Vatikan einen Monat lang über die Zukunft ihrer Kirche beraten; unter den Synodalen sind auch etliche der neuen Kardinäle.

Papst Franziskus schärft weiter am Profil des Kirchensenats

21 Geistliche wird Papst Franziskus am Samstag (30. September) in den Kardinalsstand erheben. 18 von ihnen dürften an einer Papstwahl teilnehmen, da sie das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) stellt die neuen Purpurträger in Kurzbiografien vor:

1. Erzbischof Robert Francis Prevost (67) ist Präfekt der Behörde für die Bischöfe – und leitet damit eine der wichtigsten Vatikanbehörden: Sie wählt neue Bischöfe für die halbe Welt aus und maßregelt jene, die schwere Fehler gemacht haben.

Ein Stoffballen roter Seide für liturgische Kleidung eines Kardinals mit einem Pileolus, Birett und einem Zingulum / © Francesco Pistilli  (KNA)
Ein Stoffballen roter Seide für liturgische Kleidung eines Kardinals mit einem Pileolus, Birett und einem Zingulum / © Francesco Pistilli ( KNA )
Quelle:
KNA