Katholische Organisationen verweigern AfD-Zusammenarbeit

Nicht mit christlichen Werten vereinbar

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern und das Katholische Demokratie-Zentrum lehnen eine Zusammenarbeit mit der AfD ab. Die Partei müsse sich erst ändern. Das machten sie auf Nachfrage der Katholischen Nachrichten Agentur klar.

Christentum und AfD passen laut katholischen Organisationen nicht zusammen. (dpa)
Christentum und AfD passen laut katholischen Organisationen nicht zusammen. / ( dpa )

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern wird auch nach dieser Landtagswahl keine AfD-Abgeordneten zur Mitarbeit auffordern. Diese Einladung werde sich auf die "demokratischen Parteien" im Parlament beschränken. Das kündigte der Vorsitzendes des Gremiums, Joachim Unterländer, am Montag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in München an. Mit Ausnahme der FDP hätten in der Vergangenheit alle angesprochenen Fraktionen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.

Ausdrücklich bekannte sich der Vorsitzende zu der "Brandmauer" gegenüber der AfD. Ein politisches Mandat für diese Partei sei unvereinbar mit einer Mitwirkung in Gremien und Räten der katholischen Kirche. "Da müsste sich erst die AfD ändern", fügte er hinzu. Das könne er sich aber mit Blick auf die Reaktionen aus dieser Partei zum Wahlausgang "derzeit nicht vorstellen".

Ein Wähler wirft bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt seinen Stimmzettel in die Wahlurne / © Sebastian Kahnert (dpa)
Ein Wähler wirft bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt seinen Stimmzettel in die Wahlurne / © Sebastian Kahnert ( dpa )

Die Motive verstehen

Unterländer sagte, er verurteile niemanden, der rechts gewählt habe. Vielmehr gelte es, die Motive hinter solchen Entscheidungen zu verstehen. Offenbar fühlten sich in der aktuellen Politik viele Menschen mit ihren Sorgen nicht verstanden. Bei allen notwendigen Veränderungsprozessen sei eine "größere soziale Ausgewogenheit" erforderlich. Die Menschen müssten dabei "mitgenommen werden, anstatt ihnen etwas zu diktieren".

Unterländer sagte, das Landeskomitee werde sich vor allem in der Bildungs-, Sozial- und Umweltpolitik weiter einbringen und den Dialog suchen. Über die "Aufspaltung des bürgerlichen Lagers" müssten sich die betroffenen Parteien Gedanken machen. Der Münchner gehörte bis 2018 für 24 Jahre der CSU-Fraktion im Landtag an.

5,8 Millionen Menschen katholisch

Das Landeskomitee ist die höchste repräsentative Vertretung der in Räten, Gremien, Verbänden und Initiativen engagierten Katholikinnen und Katholiken in Bayern. Zum Jahresende 2022 waren 5,8 Millionen Menschen im Freistaat katholisch. Das entspricht einem Anteil von etwas mehr als 43 Prozent.

Das katholische Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde hat den Ausgang der Bayernwahl als "enttäuschend" bewertet. Der Projektleiter Nordbayern, Martin Stammler, nannte es "erschreckend", dass die AfD wahrscheinlich die stärkste Oppositionsfraktion im neuen Landtag bilden werde.

Menschenwürde und Sicherheitspolitik

Seine Einrichtung werde auch künftig "offen darstellen, wo die Partei gegen Grundrechte verstößt und mit dem christlichen Menschenbild unvereinbare Positionen vertritt". Der Wahlkampf habe gezeigt, dass das Thema Menschenwürde bei Migrationsfragen offenbar keine Rolle mehr spiele. "Da ertrinken Menschen auf dem Mittelmeer und wir reden in Deutschland nur über Sicherheitspolitik", bedauerte der Bildungsreferent.

Zur Frage des künftigen Umgangs mit der AfD sagte Stammler: "Die Brandmauer muss unbedingt stehenbleiben." Eine Zusammenarbeit dürfe es nicht geben. Im Einzelfall müsse jedoch geprüft werden, ob Abgrenzung oder eher konfrontative Auseinandersetzung die bessere Entscheidung sei.

Menschenfeindlichen Entwicklungen begegnen

Das Kompetenzzentrum für Demokratie und Menschenwürde wurde 2018 von der Freisinger Bischofskonferenz gegründet. Ziel war, menschenfeindlichen und antidemokratischen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft mit Bildung, Beratung und Vernetzung zu begegnen. 2019 wurde das Zentrum mit seinen beiden Standorten Freising und Nürnberg ausgebaut.

Landtagswahl in Bayern

CSU und Freie Wähler wollen nach der Landtagswahl in Bayern gemeinsam weiter regieren. Die größten Gewinne bei der Abstimmung am Sonntag erzielte nach den Hochrechnungen die AfD. Zweistärkste Kraft werden aber die Freien Wähler, die auch ihre ersten Landtagswahl-Direktmandate in Deutschland holen.

Auszählung der Landtagswahl / © Uwe Anspach (dpa)
Auszählung der Landtagswahl / © Uwe Anspach ( dpa )
Quelle:
KNA