Frauenorganisation tritt auf Synode für Frauen-Rechte ein

"Sie haben nichts zu verlieren"

In Rom tagt die Weltbischofssynode. Neben den Vertretern der offiziellen Kirche treffen sich auch auch Frauen aus Laienorganisationen. Simone Curau ist Vorsitzende des Trägervereins von Catholic Women´s Council und sieht Fortschritte.

Katholische Frauen weltweit wollen die Gleichberechtigung, sagt Simone Curau. / © Maximilian von Lachner (SW)
Katholische Frauen weltweit wollen die Gleichberechtigung, sagt Simone Curau. / © Maximilian von Lachner ( SW )

DOMRADIO.DE: Warum treffen Sie sich hier im Moment in Rom?

Simone Curau-Aepli ist die Vorsitzende des Trägervereins der Organisation Catholic Women´s Council. (privat)
Simone Curau-Aepli ist die Vorsitzende des Trägervereins der Organisation Catholic Women´s Council. / ( privat )

Simone Curau (Vorsitzende des Trägervereins von Catholic Women´s Council): Wir Frauen vom Catholic Women's Council bezeichnen uns als Teil dieser Synode. In der Synode sind alle aufgerufen, sich zu äußern und sich aktiv zu beteiligen; und unser weltweites Netzwerk verbindet Frauen und Frauenorganisationen, die sich sehr aktiv in diesem Prozess einbringen seit mittlerweile vier Jahren. Wir sehen das hier als eine Möglichkeit, uns hier in Rom zu verbinden und Aktionen unserer zugehörigen Organisationen und Personen sichtbar zu machen.

DOMRADIO.DE: Was ist Ihnen besonders wichtig?

Curau: Mir ist wichtig, dass unser Hauptthema 'Gleiche Würde, gleiche Rechte' in alle Diskussionen einfließt. Es geht darum, dass Menschen systematisch und strukturell in der katholischen Kirche ausgeschlossen sind von Diskussionen, von Ämtern, von Sakramenten. Dieser Ausschluss ist aus unserer Sicht zutiefst unkatholisch und zutiefst gegen die Idee von Kirche, so wie wir uns Kirche wünschen.

DOMRADIO.DE: Sie sind auch im Gespräch mit Vertreterinnen von Ihnen, die jetzt wirklich in der Synodenaula sitzen, die Ihre Positionen einbringen. Was haben Sie im Moment für Rückmeldungen? Werden die Stimmen dort gehört?

Curau: Wir haben mit Vertreterinnen der Synode direkten Kontakt. Wir hatten gestern ein Treffen mit synodalen Frauen. Sie haben mit uns über ihre Befindlichkeit gesprochen, nicht über Inhalte, die sie da besprechen. Sie sind positiv unterwegs und sie sehen, dass die Methoden, die da angewandt werden, unseren Forderungen entgegenkommen, dass wirklich offen gesprochen werden kann, dass auch Sachen verschriftlicht werden, die ihnen wichtig sind. Und das ist für uns hoffnungsvoll.

DOMRADIO.DE: Was braucht es damit wirklich diese Forderung 'Gleiche Würde - Gleiche Rechte' selbstverständlich ist?

Simone Curau

"Frauen gehen in die Diskussion viel angstfreier rein, weil sie nichts zu verlieren haben. Sie haben nur zu gewinnen."

Curau: Ich wünsche mir, dass es konkret wird. Es soll nicht mehr nur darum gehen, die Aspekte theologisch, psychologisch und humanistisch zu erörtern und herauszufinden, was jetzt wichtig ist, was Zeitgeist ist und was nicht. Es muss darum gehen, was das konkret heißt. Und für diese konkreten Aspekte sind wir Frauen Expertinnen. Wir sind an der Basis. Wir arbeiten mit den Menschen vor Ort, in den Pfarreien, in den Gemeinden, weltweit. Wir sehen immer wieder, dass gewisse Hochwürden sehr gerne auf diesem theoretischen Level weiterdiskutieren und das vertiefen, aber sobald es konkret wird, haben sie gar keine Möglichkeit, sich wirklich konkret einzubringen.

Entweder haben sie die Erfahrung nicht, wie sich das im Konkreten gestaltet, oder sie sind so weit weg vom Alltag und den Menschen und trauen sich nicht, sich da einzubringen. Aber dann wird es erst spannend. Was heißt denn das, wenn wir sagen, dass wir aus der Taufe die gleiche Würde wie Männer haben, also müssen sie auch die gleiche Rechte haben? Wenn es konkret wird, dann haben viele Angst, denke ich. Frauen gehen in die Diskussion viel angstfreier rein, weil sie nichts zu verlieren haben. Sie haben nur zu gewinnen.

DOMRADIO.DE: Sie stehen im internationalen Austausch über die Kontinente hinweg. In Westeuropa haben wir diese Vorstellung von Gleichheit. Wie sehen das die Frauen in anderen Erdteilen?

Simone Curau

"Das Prinzip 'Teile und Herrsche' funktioniert nicht mehr."

Curau: Genau gleich. Das Prinzip 'Teile und Herrsche' funktioniert nicht mehr. Uns wurde im deutschsprachigen Raum immer wieder gesagt, dass solche Forderungen von den liberalen und aufgeklärten Westeuropäern kommen. Dass das, was wir wollen, andere überhaupt nicht interessiert. Dem ist längst nicht mehr so. Spätestens seit der Amazonas-Synode ist dem nicht mehr so, aber auch schon mit der Befreiungstheologie und mit der feministischen Theologie sind Frauen weltweit vernetzt. Und wir wissen von überall her, dass Frauen genau das fordern.

Es gibt auch Frauen in Deutschland oder der Schweiz, die Angst haben sich offen zu äußern, gerade wenn sie für die Kirche arbeiten. Aber wer, wenn nicht wir im deutschsprachigen Raum, können uns offen dafür einsetzen? Diese Ängste sind in anderen Teilen der Erde noch viel größer, weil solche Äußerungen existenziell werden können oder weil sie bedroht werden.

Es geht überall um dasselbe. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir diese Frauen, die sich äußern wollen und können, miteinander verbinden.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

Kirchen und Frauenordination

Bis ins 20. Jahrhundert stimmten die Kirchen darin überein, dass das geistliche Amt gemäß der Bibel und der Tradition Männern vorbehalten ist. Die römisch-katholische Kirche sowie alle orthodoxen Kirchen halten bis heute daran fest. In den reformatorischen Kirchen wurde diese Sicht in den vergangenen Jahrzehnten revidiert. Vorläufer gab es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts vereinzelt in der Herrnhuter Brüdergemeine, in methodistischen Kirchen sowie im 19. Jahrhundert in der Heilsarmee.

 V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch (epd)
V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
DR